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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
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die Anhänger des Mar’os-Kults, die Fisch und Fleisch fraßen und in Barbarei verfallen waren.
    Vielleicht hatten sie Glück und erfuhren in einem der Dörfer von Fishmanta’kan, die von den Fischern auf dem Meer gesichtet worden waren. Dort galt es dann anzusetzen. Mit dem Amphibienpanzer konnte Matt bis zu einer Tiefe von sechshundert Metern auf dem Meeresgrund entlangfahren. Die Hydriten würden rasch auf das fremde Gefährt aufmerksam werden, dann konnte er mit den Außenlautsprechern Kontakt aufnehmen.
    So weit sein Plan.
    Er suchte sich einen breiten ausgetretenen Pfad, der zwischen den flachen Büschen zu erkennen war. Die breite Straße aus festgestampfter Erde wirkte knochentrocken. Risse durchzogen das von Fahrrinnen gezeichnete Erdreich, und sobald die Räder des Amphibienpanzers darüber hinwegrollten, wurde die Ansicht der Heckkameras in rötlich-braunen Staub gehüllt.
    In kleinen Serpentinen ging es hinab zu den Ruinen von Triest.
    ***
    Es war nicht schwer zu erraten, wo sich das Stadtzentrum befand, denn alle Wege liefen sternförmig auf den Platz am Meer zu.
    Es schien, als habe die Zeit nach dem Kometen die Stadt irgendwie – Matt suchte nach dem richtigen Wort – ausgedünnt . Die einzelnen Straßenzüge waren als solche durchaus noch zu erkennen, aber hier und da klaffte eine Lücke in den Reihen, sodass sie ein wenig wie das fehlerhafte Gebiss eines alten Schamanen aussahen.
    Davon abgesehen erwies sich die ehemalige Zweihunderttausend-Einwohner-Stadt als relativ gepflegt. Während in anderen Teilen der Welt das Geröll ehemaliger Gebäude auf der Straße herumlag, hatte man hier den Großteil des Schutts entweder wieder verbaut oder irgendwo verklappt.
    Über die Außenmonitore meinte Matt Bruchstücke von ehemaligen Stuckdecken als Straßenbelag zu erkennen. Die Wege waren breit angelegt, sodass auch mehrere Fuhrwerke nebeneinander Platz fanden.
    Als sie die Außenbezirke, die noch ein wenig am Hang lagen, passiert hatten, wachte Xij aus ihrem kurzen Erschöpfungsschlaf auf. Sie gähnte herzhaft und wirkte tatsächlich ein wenig erholt. Neugierig beugte sie sich vor und betrachtete, was die Kameras ihr zeigten.
    Ein Tross aus drei Gespannen kam ihnen aus der Stadtmitte entgegen. Das erste Gefährt sah mehr wie ein römischer Streitwagen denn wie eine Kutsche aus. Ein schmerbäuchiger Mann mittleren Alters saß auf einer schemelartigen Erhebung und schwitzte unter seiner schmutzig weißen Toga. Die Mikrofone übertrugen schnalzende Laute und das Knallen von Peitschen. Hinterdrein folgten zwei Wakuda-Karren, von jeweils zwei Ochsen gezogen.
    »Fisch«, murmelte Matt, der mit dem Fahren des Panzers beschäftigt war.
    »Wie?« Xij blickte irritiert drein, dann erhellte sich ihre Miene. »Ah!«
    Während PROTO an den drei Gespannen vorbeizog und bei den Männern erstaunlicherweise so gut wie kein Aufsehen erregte, erkannte auch sie, dass die Wakuda-Karren mit großen Körben beladen waren, in denen es silbrig glänzte. Berge von frischem Fisch türmten sich in ihnen; so frisch, dass einige der unterarmlangen Tiere sogar noch zuckten.
    »Ich nehme an, der Händler im vorderen Wagen will die Ware im Hinterland verkaufen, wo er mehr dafür bekommt«, kommentierte Matt. »Angebot und Nachfrage – das hat sich in all den Jahrhunderten nicht geändert. Nur dass einem die Ware jetzt von mutierten Riesenratten abspenstig gemacht wird.«
    Xij grinste. »Auch nicht viel anders als Zollbehörden.«
    »Überhaupt scheint Fisch hier das große Geschäft zu sein«, ließ sich Matt vernehmen. Er schwenkte eine der Frontkameras zur Seite und nach oben, bis er eines der Hausdächer in den Fokus bekam.
    Das Bild zeigte ein riesiges Holzgestell, das wie ein unvollendeter Dachstuhl auf dem Flachdach stand. Anstatt mit Schindeln oder Dachziegeln war das Gebilde über und über mit Fischen belegt. Man hatte sie am Bauch längs aufgeschnitten, die Innereien herausgenommen und aufgeklappt, sodass sie ihr Fleisch der heißen Sonne darboten. Das Wasser verdampfte, zurück blieb ein haltbares Lebensmittel. Diese Art der Konservierung hatte Matt schon bei den Fischern in Afra kennengelernt.
    Ohne dass sich die Männer des Kutschentrosses noch einmal zu ihnen umdrehten, verschwanden sie aus dem Sichtbereich der Heckkameras in Richtung Berge.
    PROTO schob sich weiter vorwärts, aber auch als sie in belebtere Teile von Triest vordrangen, nahmen nur wenige Menschen längere Zeit Notiz von ihnen. Lediglich die Kinder
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