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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
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andere als einen feindseligen Eindruck, und so, wie Xij momentan aussah, würde sie auch nicht zum Objekt der Begierde von Menschenhändlern werden. Zumal sie eh jeder Zweite mit einem Knaben verwechselte – wenn sie nicht gerade ihr Shirt trug, unter dem man dann doch ihre kleinen Brüste erkennen konnte.
    Immer wieder mal einen Blick zu ihr zurückwerfend machte er sich auf, die Strandpromenade von Triest zu erkunden. Die beiden langen Stege, die er schon von den Hügeln aus gesehen hatte, waren mit größeren und kleineren Booten fast restlos belegt. Die größeren Kähne, die wohl eher Lasten transportierten, als dass sie als Fischerboot genutzt wurden, lagen weiter draußen.
    Macht Sinn , dachte Matt. Die haben einen größeren Tiefgang.
    Die massiven Stege machten den Eindruck, als seien sie noch aus der Zeit vor dem Kometen. Sie waren zwar an einigen Stellen etwas verwittert, dennoch hatte der Beton den Jahrhunderten standgehalten und trug die zahlreichen Menschen, die auf ihm verkehrten. Er sah allerdings hauptsächlich Seemänner und Kapitäne, die von weiter her zu kommen schienen. Bei denen würde er schwerlich Auskunft über die Situation vor Ort bekommen.
    Also wandte sich Matthew einem der Nebenkais zu, die aus Holzbrettern und Schwimmkörpern – meist Plastikfässern – gefertigt waren. Dünne Hanfseile hielten die Konstruktion mehr schlecht als recht zusammen.
    Wie vertrauenerweckend...
    Dennoch glaubte Matt, dass er dort eher jemanden fand, mit dem er über die Themen reden konnte, die ihn interessierten. Es mussten einheimische Fischer sein, die hier ankerten. Falls vor der Küste Fishmanta’kan – also Hydriten – gesichtet worden waren, musste sich dies unter den meist abergläubischen Leuten in Windeseile herumgesprochen haben.
    Nach ein paar unsicheren Schritten auf den nassen Planken hatte sich Matt an das Schaukeln gewöhnt. War der Steg schon abenteuerlich, so waren es einige der Bootkonstruktionen erst recht – sie machten den Eindruck, im nächsten Moment unterzugehen. Matt rätselte darüber, wie sich jemand mit so grob zusammengezimmerten Machwerken überhaupt aufs offene Wasser trauen konnte. Doch auch vor diesen Kähnen saßen Männer oder Frauen mit sonnengegerbter Haut. Die meisten davon waren aber entweder redefaul oder offensichtlich bekifft – was Matt vor Augen führte, woher ihr Wagemut stammen mochte.
    Es dauerte eine Weile, bis Matthew auf einen kahlköpfigen Alten mit langem weißen Rauschebart stieß, der einem kleinen Plausch nicht abgeneigt war. Sein kleines Boot lag fast ganz am Ende des Stegs.
    Der Fischer lehnte an der Außenwand eines Aufbaus, durch dessen glaslose Fenster Matt das Steuerrad des Kahns erkennen konnte. Auch er zog mit zusammengekniffenen Augen an einer grob gedrehten Kiffette, wie so viele seiner Kollegen. Seine dunklen Augen fixierten Matt.
    »Lass mich raten – du suchst nach Technos und Meerjungfrauen«, sagte der Alte zur Begrüßung. Was Matt nicht wunderte, denn er hatte die Frage zuvor einem guten Dutzend seiner Kollegen zugerufen. In der Sprache der Wandernden Völker, und die benutzte nun auch der alte Seebär, wenn auch mit starkem Akzent.
    Matt Drax blieb mit in die Seiten gestemmten Fäusten stehen und sah zu dem Fischer hinüber. Eine schmale, ungesicherte Planke verband Steg und Boot miteinander. »Und – kannst du mir etwas darüber erzählen?«, wollte er wissen.
    Der wettergegerbte Mann knurrte nur, verzog aber ansonsten keine Miene. »Erzählen kann ich eine Menge, Jungchen.« Er spuckte über die Reling. »Die Frage ist, ob du es mir glaubst.«
    Matt grinste. Das war eine Type nach seinem Geschmack. »Sicher nicht alles«, antwortete er. »Wie heißt du?«
    Der Alte warf seine Kiffette über Bord. »Como. Und dich nennt man Maddrax. Hast es ja oft genug durch die Gegend gebrüllt.«
    »Darf ich an Bord kommen?«
    »Va bene, staniero. [2] Ich glaube, ich kann dir helfen.« Am Heck des Schiffes befand sich eine Holzbank, auf der Como jetzt Platz nahm und auch Matt bedeutete, sich neben ihm niederzulassen.
    Matthew sah sich an Bord des Schiffes um. Como mochte schon an die sechzig Winter alt sein und sein Boot war vielleicht noch älter. Aber es war gut in Schuss; es gab weder morsche Planken, noch sah das Fischernetz, das an den beiden zusammengeklappten Auslegern in der Sonne trocknete, löchrig aus.
    Der Fischer drehte sich eine neue Kiffette, indem er etwas, das wie vergammelter Seetang aussah und auch so roch, in ein
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