Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
Vom Netzwerk:
da.
    Die Schuld.
    Die Reue.
    Die Erinnerung an das, was er getan, gesagt und was er vorgehabt hatte zu tun. Nebelige Bilder von zerfetzten Körpern, vom Blutrausch, von Gier und Macht.
    Fassungslos war er seinen eigenen Erinnerungen ausgeliefert. Wie ein Film liefen sie vor seinem inneren Auge ab. Er krümmte sich auf der Pritsche, auf der er lag, und Tränen strömten ihm aus den Augen.
    Der Anzug war fort. Man hatte ihn entfernt, als er bewusstlos gewesen war, und ihn wieder in sein eigenes Outfit gesteckt, bevor man ihn hier zurückließ.
    Irgendwann, er wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte, hörte Matt, die jemand die Schleuse aktivierte. Das Wasser wurde aus dem Zwischenteil gepumpt, und platschende Schritte näherten sich der Liege. Matt lag mit dem Gesicht zur Wand, war unfähig sich zu regen.
    »Matt? Bist du wach?«
    Es war Quart’ols Stimme. Sie klang leise und besorgt, keine Spur von Ablehnung oder Hass in ihr. Trotzdem wagte Matthew es nicht, ihn anzusehen.
    Eine Flossenhand legte sich auf seine Schulter. »Wie geht es dir?«
    Matthew schloss die Augen und seufzte tief. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Ein weiterer Gedanke kam ihn. Xij! Wo war sie? Wie ging es ihr? Das letzte Mal, als er sie bewusst wahrgenommen hatte, hatte sie Blut gespuckt!
    »Wie geht es Xij? Ist sie...?«
    »Sie ist im Heilraum nebenan und wird gerade untersucht«, berichtete Quart’ol. Er hatte sich zu Matt auf die Liege gesetzt. »Ich habe nach Gilam’esh und E’fah schicken lassen. Sie werden sich um sie kümmern und sehen, was sie für sie tun können.«
    »Danke.« Dass sie noch lebte, gab ihm Kraft. Auch, dass Quart’ol noch mit ihm sprach, nach allem, was er getan hatte. Aber natürlich wusste er auch noch nicht alle Details; es sei denn, Xij war in der Lage gewesen, ihm zu berichten.
    »Dieser Anzug, Matt... Er war mit deinem Nervensystem verbunden und hat deine Neurotransmitter beeinflusst. Irgendetwas ist dabei schiefgegangen...«
    Matthew richtete sich auf. Er musste Quart’ol erklären, was vorgefallen war. » Gustavo ist passiert«, murmelte er. Als er den Namen aussprach, schüttelte er sich vor Ekel. »Er war der erste Träger des Anzugs und hatte... psychische Probleme. Der Anzugcomputer hatte wohl Teile seiner neuronalen Struktur, seiner Persönlichkeit gespeichert. Und die hat dann auf mich abgefärbt, so sehr, dass ich zum Schluss fast das Gefühl hatte, er zu sein.«
    Quart’ol blickte ihn aus seinen großen schwarzen Augen an. »Das muss in etwa so sein, als würde ein Geistwanderer in einen bereits besetzten Körper überwechseln.« Er bleckte die Zähne, eine Imitation eines menschlichen Lächelns. »So, wie es war, als wir uns begegnet sind.«
    Matt schüttelte den Kopf. »Nein, das hier war schlimmer. Ich... ich habe Dinge getan, die...«
    »Du warst nicht du selbst, Matt. Es war ein bedauerlicher Unfall. Du trägst daran nicht die Schuld.«
    »Hast du es den anderen Hydriten erklärt?«
    Quart’ol schüttelte den Kopf. »Wir sind hier in Gilam’esh’gad vom Rest der Welt abgeschnitten. Nicht umsonst ist es die geheime Stadt der Hydriten – hierher führt keine bionetische Verbindung.«
    Matt war den Tränen wieder nahe. »Ich wollte doch nur Xij helfen und sie so schnell wie möglich zu euch bringen. Ich war verzweifelt, Quart’ol! Niemand sonst konnte etwas für sie tun. Vielleicht habt ihr die Möglichkeit...«
    »Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, Matt. Ich merke, dass sie dir viel bedeutet...«
    Einen Augenblick lang saßen sie schweigend nebeneinander, hingen ihren Gedanken nach.
    »Sag mal, wo ist eigentlich Aruula?«, fragte Quart’ol schließlich. »Sie war nicht bei euch in der Transportqualle.«
    Eine neue Welle der Trauer überspülte Matt, aber er nahm sie nur dumpf war. Gegen das, was der Anzug mit ihm angestellt hatte, verblasste die Trauer um Ann ein kleines Bisschen.
    Er atmete tief durch, hielt weitere Tränen zurück und sagte mit zitternder Stimme: »Aruula? Der... geht es gut... denke ich.«
    Er wusste, Quart’ol würde ihm das so ohne Weiteres nicht glauben. Aber noch war er nicht so weit, mit ihm darüber zu sprechen. Noch hatte er die Ereignisse der letzten Tage nicht verwunden oder begriffen.
    Und noch hatte er nicht gelernt, mit der Schuld, die er auf sich geladen hatte, zu leben.
    ENDE
    [1] Siehe Maddrax 303 »Wo der Wahnsinn regiert«
    [2] ital.: »In Ordnung, Fremder.«
    [3] ital.: »Selbstverständlich!«
    [4] ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher