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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
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ein leichtes Zittern in der linken Hand gewesen, aber es hatte sich rasch und schmerzhaft ausgeweitet, fast ihren gesamten Oberkörper erfasst.
    Unkontrolliert schlotterte sie, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, und sie versuchte es vor Matt zu verbergen, indem sie oft so tat, als würde sie auf der halbrunden Liege, die die Quallenwand im Inneren ausgebildet hatte, dösen. So konnte sie sich auf ihre Arme legen, damit das Zittern nicht so sehr auffiel.
    Matt redete manchmal tagelang kein Wort. Den Anzug legte er nie ab, schlief nur drei Stunden pro Nacht, steuerte die Qualle immer nur selbst. Alles, was er früher an Fürsorge für Xij aufgebracht hatte, war jetzt wie weggewischt. Er verfolgte sein Ziel mit militärischer Beharrlichkeit und Konsequenz.
    Bald sind wir da , beruhigte sie sich immer wieder in Gedanken. Bald haben wir es geschafft. Quart’ol und Gilam’esh werden mir helfen und rauskriegen, was mit ihm nicht stimmt. Wenn es jemand kann, dann die beiden. Sie kennen ihn schon so lange. Es muss ihnen auffallen, dass er sich verändert hat. Dass er nicht mehr er selbst ist!
    Am Morgen des zehnten Tages war es endlich so weit. Unsanft wurde Xij aus dem Schlaf gerissen, als Matt sich an ihr vorbei zwängte. »Wach auf!«, raunzte er. »Wir sind da!«
    Unter Mühen richtete Xij sich auf. Mit verschlafenen Augen wandte sie den Blick zur transparenten Front der Transportqualle und sah die unscheinbare Schleuse in der Felswand, die den Zugang zur verborgenen Hydritenstadt markierte.
    »Hast du schon Kontakt mit Quart’ol aufgenommen?«, fragte sie verschlafen. Es ging ihr gar nicht gut. Sie hatte die ganze Nacht über trocken gehustet, ihr Hals und ihren Lungen brannten wie Feuer und ihr war so schlecht, dass sie seit drei Tagen nichts mehr außer Wasser zu sich genommen hatte. Die Vorräte, die sie aus PROTO mitgenommen hatten, schwanden trotzdem rapide, da Matthew derzeit für zwei aß.
    Der Mann aus der Vergangenheit grunzte verächtlich. »Ich werde denen doch nicht auch noch Bescheid geben, dass wir da sind! Was denkst du dir eigentlich?«
    »Aber... du weißt doch noch, weswegen wir hergekommen sind, oder? Sollen sich Gilam’esh und Quart’ol denn nicht darauf einstellen können?«
    Matt bedachte sie mit einem lauernden Blick. »Du kapierst es nicht, oder?« Er fixierte sie weiter, deutete aber mit ausgestrecktem Arm auf eine Schleuse in einer Steilwand: der Zugang zum Gilam’esh’gad. »Da drin wimmelt es nur so von diesen Fischmonstern, und jedes von ihnen ist in der Lage, dich und mich in Sekunden zu töten! Ich habe nachgedacht, Xij, und glaube mir: Es ist das Beste, wenn wir uns anschleichen und sie nacheinander erledigen. Schnell zuschlagen – und dann abtauchen. Dann das ganze Spiel noch mal! Bis keiner mehr übrig ist außer diesen beiden! Und die werden wir dann zwingen, dir zu helfen. Bevor wir auch sie töten.«
    Xij wurde schwindelig. »Das... das ist nicht dein Ernst!«, lallte sie, versuchte sich in der Senkrechten zu halten, kippte aber mit dem Oberkörper nach hinten. Sie war so schwach, so schwach...
    »Und anschließend lassen wir den ganzen Laden in die Luft fliegen!«, fuhr Matt mit überschäumender Begeisterung in der Stimme fort. »Das Lavakraftwerk unter der Stadt – wenn wir es auf die richtige Art und Weise sabotieren, bleibt hier kein Stein auf dem anderen.« Mit fanatisch aufgerissenen Augen rüttelte er Xij, bis sie die Augen wieder aufschlug. »Wir werden Helden der Menschheit sein, Xij. Helden, weil wir sie vor dem Unheil der menschenfressenden Seemonster befreien!«
    »Du bist verrückt«, flüsterte sie leise. Es war ihr inzwischen egal, ob er sie dafür schlagen oder töten würde. Ihr war so elend, dass sie den Schmerz unter all den anderen Leiden, die sie plagten, gar nicht mehr wahrnehmen würde. »Völlig übergeschnappt. Die Hydriten sind deine Freunde , Matt. Erinnere dich...«
    »Genau das tue ich!«, antwortete er knapp. »Und alles, was ich sehe, sind blauhäutige Ungeheuer, die die Knochen meiner Freunde abnagen!« Er stellte sich unter die Quallenschleuse. »Das Tor ist unbewacht und wird meinen Kräften nicht standhalten können! In wenigen Minuten sind wir drin.« Er setzte sich die Tauchermaske auf, reckte sich und berührte den Rand des Ringmuskels. Die Qualle nahm seinen Körper auf und transportierte ihn nach oben und hinaus, ohne dass Wasser eindrang.
    Xij verlor keine Zeit. Noch einmal mobilisierte sie all ihre verbliebenen Kräfte, um sich
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