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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
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gerechnet, dass er den Rat übergehen und den Anzug stehlen würde!
    Auch das sieht Matt gar nicht ähnlich , ging es Xij durch den Kopf. Andererseits ahnte die androgyn wirkende Frau, was Matthew dazu bewogen hatte, nicht auf die Entscheidung des Rats zu warten. Sie selbst war der Grund! Matt wollte keine Absage riskieren, weil dann die Chancen, mit den Hydriten Kontakt aufzunehmen, schwanden.
    Er tut das alles für mich , dachte sie zum wiederholten Male. Immer wieder hatte sich diese Erkenntnis in ihr Bewusstsein geschlichen. Diese ganze Reise diente nur dem einen Zweck, ihr Leben zu retten. Und anscheinend war es Matt inzwischen auch egal, mit welchen Mitteln.
    Wenn man es sich überlegte, war das alles verdammt schmeichelhaft, und wäre die Situation eine andere, dann hätte sie schon längst versucht... Aber dazu war jetzt keine Zeit mehr. Falls es je zu etwas mehr als einer sehr guten Freundschaft zwischen ihnen kommen sollte, musste sie tatsächlich überleben. Wenn es Matts Wunsch war, alles dafür zu tun, dann respektierte sie das. Solange dabei niemand zu Schaden kam.
    Nachdem klar war, dass Matt mit dem Kampfanzug unterwegs war, blieb ihnen nichts übrig, als zu warten. Folgen konnten sie ihm nicht. Vanna und Xij trieben sich in der Nähe des Beckens herum, damit sie vor Ort waren, wenn er wieder auftauchte. Xij fühlte sich müde und schlapp und hustete viel. Einmal spuckte sie Blut. Es ging langsam zu Ende, das spürte sie deutlich.
    Allzu lange mussten sie nicht warten. In den frühen Morgenstunden kräuselte sich plötzlich die ansonsten nur von leichten Wellen bewegte Wasseroberfläche – und das obere Drittel einer hydritischen Transportqualle kam zum Vorschein.
    Er hat es geschafft!, durchfuhr es Xij freudig. Er hat es tatsächlich geschafft! Sie warf einen Blick zu Vanna hinüber, deren Miene eine Mischung aus Erleichterung und Ärger war. Mit Sicherheit würde sie Matt gleich die Leviten lesen.
    Während sich die Grotta-Bewohner am Ufer sammelten, verließ Matt die Qualle durch die organisch anmutende Kopfschleuse, die Xij frappierend an die Facehugger-Eier aus »Alien« erinnerte. Er sprang ins Wasser und tauchte zu ihnen herüber. Beim Auftauchen riss er sich die Maske vom Gesicht und rief: »Xij! Ich weiß jetzt, wo Quart’ol und Gilam’esh sind!« Mit dem Daumen deutete er über seine Schulter hinweg. »Und mit diesem Ding kommen wir problemlos zu ihnen! Na, was sagst du?«
    Xij kam nicht dazu zu antworten, denn Vanna schob sich in den Vordergrund und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Das wird ein Nachspiel vor dem Rat haben«, sagte sie. »Wie kommst du dazu, so mein Vertrauen zu missbrauchen?«
    Matt, der in dem klobigen schwarzen Tauchanzug steckte, stapfte an Land und hob die Schultern. »Ich habe getan, was getan werden musste«, sagte er wenig geistreich, und fügte hinzu: »Freust du dich etwa nicht, mich gesund und munter wiederzusehen? Hast du mich denn gar nicht vermisst?«
    Nanu, dachte Xij. Macht er jetzt auf lieb Kind , oder hat er sie wirklich ins Herz geschlossen?
    Wie auch immer, es zeigte Wirkung. Vannas Protest fiel in sich zusammen. »Doch, schon!«, gab sie zu. »Ich war nur etwas überrascht von deiner... Vorgehensweise...«
    »Vergessen wir das«, gab er forsch zurück. »Das Wichtigste ist doch, dass...«
    »Der Rat wird es leider nicht vergessen .« Die Meeresbiologin beugte sich näher an Matt heran, sodass die anderen Grotta-Bewohner, die sich hier versammelt hatten, nicht hören konnten, was sie sagte. »Aber ich werde zusehen, dass ich die Wogen glätten kann«, flüsterte sie. »Im Grunde kann ich ja nachvollziehen, warum du es getan hast!« Ihr Augenaufschlag in Matts Richtung war filmreif. Er quittierte es, in dem er sich erwartungsfroh über die Lippen leckte.
    Hab ich was verpasst, während ich schlief? Xij meinte ihren Augen nicht zu trauen. War Matt tatsächlich auf die Annäherungsversuche der Frau eingegangen?
    Matthew richtete sich zu voller Größe auf. »Sag deinem Rat, wenn er den Arsch in solch einer Notsituation nicht hochbekommt, dann muss er sich nicht wundern, wenn man selbst die Initiative ergreift.« Er schlug sich demonstrativ mit der Faust gegen die Brust. »Zumal, wenn einem solche Mittel zur Verfügung stehen!«
    Die Lautstärke, mit der Matt geantwortet hatte, war nicht gerade leise gewesen. Alle Umstehenden hatten gehört, was der Fremde, der erst vor wenigen Stunden ungefragt hier aufgetaucht war und jetzt solche Aufregung
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