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2935 - Leichen lügen nicht

2935 - Leichen lügen nicht

Titel: 2935 - Leichen lügen nicht
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worden waren. Es waren Hunderte. Auf keinem hatten wir Nancy West gefunden. Das Gleiche galt für die Bilder von den drei Überwachungskameras, die am Eingang, am Hinterausgang und vor den Aufzügen installiert waren.
    Dabei war sie keine Frau, die man übersah.
    »Du warst doch selbst dabei, Jerry«, meinte Phil süffisant. »Und rein äußerlich entspricht die Dame voll deinem Beuteschema. Gib zu, sie hat dir einen Korb gegeben.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich ein Beuteschema habe«, konterte ich.
    Darauf fiel ihm keine passende Antwort ein. Vielleicht war ihm auch nur aufgegangen, dass es unpassend war, über eine Tote Scherze zu machen.
    Phil selbst hatte im letzten Jahr nicht an der Weihnachtsfeier teilgenommen. Er hatte einen Kurzurlaub in Florida vorgezogen, was man ihm nicht verdenken konnte.
    Das Apartment, in dem Nancy West bis vor drei Tagen gelebt hatte, lag im dritten Stock eines der typischen New Yorker Brownstone-Häuser. Im Erdgeschoss waren ein kleines chinesisches Restaurant und ein Unisex-Friseursalon untergebracht.
    Das Apartment selbst war großzügig geschnitten und geschmackvoll eingerichtet. Es bestand aus einem großen, hellen Raum, der durch eine Stufe geteilt wurde. Die Sitzecke war ganz in Weiß gehalten, Küche und Essbereich in schwarz. Zwei Wandspiegel, die bis unter die Decke reichten, ließen den Raum größer erscheinen.
    »Ganz billig war das nicht«, registrierte mein Partner zutreffend. »Die Dame hat auf großem Fuß gelebt.«
    Wir hatten uns schon im Treppenhaus Latex-Handschuhe und blaue Kunststoff-Überzieher für die Schuhe übergestreift. Es handelte sich zwar nicht um einen Tatort, trotzdem würde sich die Spurensicherung das Apartment vornehmen, und wir wollten keine zusätzlichen Spuren hinterlassen.
    Während Phil sich die Regale im Wohnbereich vornahm, sah ich mich in Bad und Schlafzimmer um.
    Das Badezimmer wirkte weniger luxuriös als minimalistisch. Keine von Cremedosen und Parfüm-Flakons überbordenden Ablagen, wie man sie oft in von Frauen bewohnten Apartments findet.
    Nur das Nötigste. Der schwarze Naturstein, mit dem der Raum ausgekleidet war, verbreitete eine Atmosphäre von wohltuender Kühle.
    Im Schlafzimmer stieß ich auf ein Foto, das auf einem Sideboard über dem Doppelbett stand. Es zeigte Nancy West zusammen mit einem Mann, der mir vage bekannt vorkam. Die beiden lümmelten sich auf einer Hollywoodschaukel, im Hintergrund konnte man schneebedeckte Berge erkennen.
    Ich zeigte Phil das Foto. Bei ihm klingelte es sofort.
    »Joe Cumber. Sein Bruder Jason war einer der Drahtzieher der Drogen-Mafia von Brooklyn, die wir vor einigen Jahren hochgenommen haben. Die Farce um den Flieger aus Guinea-Bissau auf der Landebahn des JFK. Du erinnerst dich?«
    Und ob. Wir hatten damals einen Tipp bekommen. Als die Boeing aus Catió gelandet war, präsentierten wir dem Kapitän einen Durchsuchungsbeschluss. Aber gerade, als unsere Leute an Bord der Maschine gehen wollten, um die zwei Tonnen hochwertige Kokapaste sicherzustellen, tauchte ein Diplomat auf und erklärte die Boeing für politisch immun.
    Als wir uns nach fünf Stunden endlich Zutritt verschaffen konnten, ausgestattet mit allen erforderlichen Dokumenten und der Unterstützung des Militärs, fanden wir zwar die Kokapaste. Aber alle an dem geplanten Drogendeal Beteiligten hatten den Flieger inzwischen verlassen.
    Die ganze minutiös vorbereitete Aktion war ein Schuss in den Ofen gewesen.
    Immerhin gelang es uns, den Mann zu stellen, der für die Annahme der Ware und deren Verteilung auf verschiedene Drogenlabore zuständig war. Über ihn gelangten wir nach und nach an die Hintermänner, sodass wir letztendlich doch einen nachhaltigen Schlag gegen das mächtige Drogenkartell feiern konnten.
    Dieser Mann war Jason Cumber.
    Auch sein Bruder Joe, offenbar der Freund der Toten, hatte ein beachtliches Vorstrafenregister, hauptsächlich Eigentums- und Betrugsdelikte.
    Phil musterte das Foto nachdenklich. »Glaubst du, sie war auf Drogen?«
    »Würdest du dir ein Foto vom Bruder deines Drogendealers ans Bett stellen?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Joe Cumber war ihr Freund, nicht ihr Dealer. Wie viele Jahre hat sein Bruder eigentlich bekommen?«
    »Keine Ahnung. Ich frag Sarah.«
    Phil zückte sein Handy. Sarah Hunter war eine Kollegin. In ihrer Anfangszeit beim FBI hatte ich eine Zeitlang mit ihr zusammengearbeitet. Aber das war lange her.
    Ich ging zurück ins Schlafzimmer und sah mir die Schränke etwas genauer
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