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2935 - Leichen lügen nicht

2935 - Leichen lügen nicht

Titel: 2935 - Leichen lügen nicht
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mich hören?«
    Keine Reaktion.
    »Wenn Sie mich hören, schließen Sie bitte kurz die Augen.« Joe Cumber schloss die Augen.
    »Haben Sie den Namen Thomas Gloome schon mal gehört?«
    Diesmal schloss er die Augen nicht, aber ich sah, wie sie vor kalter Wut blitzten.
    »Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    Joe Cumber schloss die Augen.
    War das ein »Ja« oder ein »Nein«?
    »Thomas Gloome war der letzte Freier, mit dem Ihre Freundin Nancy zusammen war, bevor sie ermordet wurde.«
    Blanker Hass schoss mir aus seinen Augen entgegen.
    Ich wechselte einen Blick mit Phil. Die Zeit spielte gegen uns. Wir brauchten eine Antwort. Und zwar schnell.
    »Wir vermuten, dass Thomas Gloome heute Abend mit einem anderen Mädchen des Escort-Service zusammen ist, der auch Nancy ihre Freier vermittelt hat. Wie lautet der Name der Agentur?«
    Joe Cumber runzelte die Stirn. Ich wiederholte meine Frage, indem ich sie ihm ins Ohr brüllte.
    Er öffnete die Lippen, als wollte er etwas sagen. Aber es kam kein Ton heraus.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Wir waren so kurz vor dem Ziel, und jetzt sollte doch alles umsonst gewesen sein?
    Plötzlich hatte Phil eine Idee. Er kramte einen kleinen Notizblock aus der Tasche und legte ihn neben Cumber auf den feuchten Asphalt. Dann drückte er ihm einen Kugelschreiber in die blutige Hand und nickte ihm auffordernd zu.
    Joe Cumber umklammerte den Stift wie eine Waffe. Dann kritzelte er mit letzter Kraft Buchstaben auf das Papier.
    Phil riss ihm den Zettel unter dem Kugelschreiber weg. Dann reichte er ihn mir. Cayenne Escort .
    ***
    Als wir die Folterkammer von Mighty Mona gegen deren entschiedenen Protest betraten, bot sich uns ein erbärmliches Bild. Ein Mann, der an ein Folterkreuz gefesselt ist, bietet an sich schon keinen erhebenden Anblick. Wenn er aber seit über drei Stunden in dieser Haltung fixiert ist, ohne zu wissen, warum und ob er je wieder losgebunden wird, ist sein Zustand mit ›jämmerlich‹ nur unzureichend beschrieben.
    Thomas Gloome war am Ende seiner Kräfte. Er war blass wie ein Hundeknochen und zitterte am ganzen Körper. Knöchel und Handgelenke waren blutig gescheuert. Seine Augen waren tief in die Höhlen zurückgesunken. Wären wir nur eine halbe Stunde später gekommen, hätte er vermutlich das Bewusstsein verloren.
    Im Gegensatz zu Mighty Mona , die hellwach war.
    »Mein Gewerbe ist ordentlich angemeldet! Sie machen mir ein lukratives Geschäft kaputt! Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren!«
    Monty hatte sie angerufen und aufgefordert, Thomas Gloome bis zu seiner Ankunft festzuhalten. Das hatte sie vermutlich nicht umsonst getan. Murrend befreite sie ihn aus seiner ebenso schmerzhaften wie peinlichen Lage.
    Er war so erledigt, dass es ihm nicht einmal etwas auszumachen schien, splitterfasernackt im Folterkeller einer professionellen Domina von zwei Kollegen begrüßt zu werden.
    Er wollte einfach nur, dass es endlich vorbei war. Während er sich mühsam und unter Schmerzen seine Kleider überstreifte, hatte ich nur eine einzige Frage an ihn.
    »Ich will jetzt endlich die Wahrheit über den Santa-Claus-Schlüsselanhänger hören!«
    Die Antwort kannte ich schon, bevor Thomas Gloome sie mir gab.
    ***
    »Anfangs war es nur ein Verdacht. Aber im Laufe der Zeit ist er immer mehr zur Gewissheit geworden.«
    Wir saßen in meinem Jaguar vor den Prospect Towers am Tudor City Place und sahen zu, wie Mistress Gloome von Joe Brandenburg und Zeerookah abgeführt wurde.
    »Nur weil sie die Orange mit links geschält hat?«
    Ich lächelte bei der Erinnerung.
    »Der Mörder hat seine drei Opfer alle in die rechte Halsseite gestochen. Da lag die Vermutung nahe, dass es sich um einen Linkshänder handeln musste.«
    Lucy Gloome sah kurz zu uns herüber. Ich kann mich irren, aber ich glaubte, Erleichterung in ihrem Blick zu erkennen. Erleichterung, dass der Alptraum endlich vorbei war.
    »Keine Einwände«, stimmte mein Partner zu. »Und der Stichwinkel deutete ganz klar darauf hin, dass der Täter nicht besonders groß sein konnte.«
    Ich nickte. »Ich habe von Anfang an die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass es sich um eine Frau handeln könnte. Nur das Motiv war mir lange Zeit nicht klar.«
    »Bis wir erfahren haben, dass Thomas Gloome die Dienste von Dominas in Anspruch nahm, um seine masochistischen Neigungen zu befriedigen.«
    Ich nickte nachdenklich. »Und seine Frau hat es von Anfang an gewusst.«
    »Warum hat sie nie etwas gesagt?«
    Ich zuckte mit den
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