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2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

Titel: 2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
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nichts Gutes verhieß. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte Phil sich umgedreht und steuerte die Tür zum Vorzimmer an. Mr High war bereits wieder in eine Akte vertieft, als wir sein Büro verließen.
    »Wusstest du, dass Helen krank ist?«, fragte ich Phil, während wir die Dokumente in die Registratur einsortierten. Es waren verschiedene Papiere zu Gangstern, die in den 70er-Jahren den Drogenhandel in New York organisiert hatten und noch nicht digitalisiert worden waren.
    »Nein, keine Spur. Aber nun weiß ich auch, warum es auf dem Schreibtisch unseres Chefs mal ausnahmsweise so aussieht wie auf unseren. Ohne Helen wird es schnell chaotisch.«
    Nach einer halben Stunde waren die Dokumente wieder an ihrem angestammten Platz, und wir saßen an unseren Schreibtischen. Ich arbeitete weiter an einer Grafik, um die geschäftlichen und privaten Beziehungen Giordanos übersichtlich darzustellen. Vielleicht konnten wir so etwas entdecken, was uns bislang verborgen geblieben war.
    »Dann machen wir es eben privat«, sagte Phil unvermittelt. »Wäre nicht das erste Mal.«
    Ich wusste sofort, was er meinte. »Nein, Phil, das wäre nicht das erste Mal, dass wir jemanden privat beschatten.«
    Ich stand auf und setzte mich auf die Ecke von Phils Schreibtisch. »Aber sag mir doch mal, warum du dich so in Giordano verbissen hast.«
    »Wieso?«, fragte Phil überrascht. »Er hat unseren Kollegen erschossen und dealt mit einem Zeug, von dem jeden Tag Jugendliche süchtig werden.«
    Ich nickte. »Das stimmt. Aber in New York gibt es viele von diesem Kaliber, und wir können nicht alle überwachen.«
    »Dann sollten wir mit dem einen anfangen, meinst du nicht?«, fragte mich Phil.
    Wir hatten über die Jahre ein Gespür dafür entwickelt, wenn es dem anderen nicht gut ging. Und Phil ging es nicht gut. Und ich wusste, was passieren musste, damit es ihm wieder besser ging. Aber dazu brauchten wir handfeste Beweise, und die fehlten uns.
    Ich setzte mich zurück an meinen Schreibtisch und wählte die Nummer von Sarah Hunter. Vielleicht wusste sie, was mit Helen war.
    »Ich sitze nur ein paar Yards von dir entfernt, Jerry«, sagte Sarah überrascht. »Ist es dir jetzt schon zu anstrengend, diese Strecke zu Fuß zurückzulegen?«
    Ich reagierte nicht auf die Frage, sondern kam gleich zur Sache. »Weißt du, was mit Helen ist?«
    »Helen musste zu Untersuchungen ins Krankenhaus«, antwortete Sarah.
    »Was für Untersuchungen?«, hakte ich nach.
    »Untersuchungen«, sagte Sarah. »Mehr weiß ich auch nicht.« Aus ihrer Stimme war deutlich Besorgnis herauszuhören.
    »Routineuntersuchungen?«, bohrte ich weiter.
    »Sitzt du auf deinen Ohren, Jerry? Ich hab doch gerade gesagt, dass ich nicht mehr weiß«, blaffte Sarah.
    Ich atmete tief durch. »Entschuldige, ich bin ein wenig in Sorge.«
    »Das bin ich auch«, sagte Sarah ernst.
    ***
    Mike Giordano verließ die Drogenküche im Schutz der Dunkelheit. Einige Straßenlaternen in der Berry Street in Williamsburg waren schon seit Jahren defekt, und es lag scheinbar in niemandes Interesse, dieses Problem zu beheben. Giordano ging ohne Eile zu seinem Ford Thunderbird und verstaute die Tasche, die er bei sich trug, im Fußraum auf der Beifahrerseite. Dann stieg er ein, startete den Motor und fuhr die Berry Street entlang bis zur Grand Street Richtung Lower East Side. Unter der Williamsburg Bridge wartete schon der Abnehmer der heißen Ware. Giordano parkte den Wagen so, dass der Deal über die geöffneten Scheiben der Fahrerseiten abgewickelt werden konnte.
    Sein Gegenüber ließ das Seitenfenster elektronisch hinuntergleiten und blies den Rauch seiner Zigarette hinaus. »Hast du die Ware?«, fragte er nur.
    Giordano lachte und schüttelte den Kopf. »Stevie, Stevie. Habe ich dich jemals enttäuscht?«
    Giordano beugte sich über den Beifahrersitz, nahm die Tasche aus dem Fußraum und reichte sie durch das Fenster. Der Fahrer des anderen Wagens öffnete die Tasche und entnahm ihr eines der Päckchen.
    »Und, immer noch misstrauisch?«, fragte Giordano.
    »Nimm es nicht persönlich, Mike. Ich traue nicht mal meiner Mutter. Du weißt doch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.«
    Mullvaney gab Giordano einen großen, prall gefüllten Briefumschlag, ließ das Fenster wieder aufwärts gleiten, legte den ersten Gang ein und gab Gas.
    ***
    Belding öffnete die Tür zu Mullvaneys Büro, ohne anzuklopfen. »Hör zu, Steve, du musst gleich zu Lou Tsang
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