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2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

Titel: 2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
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schmuggeln konnte. Es war kein Problem, es zu entwenden, schließlich hatte er Zugang zu allen Laboren. Doch jeder, der das Gebäude verließ, wurde vom Sicherheitsdienst genauestens untersucht.
    ***
    Der Tag war bestimmt von Routinetätigkeiten. Waters hatte ohnehin wenig Kontakt zu Kollegen, doch heute wirkte er besonders verschlossen und unnahbar. Irene Tedrow bemerkte die Veränderung in Waters’ Wesen. Sie war vor zwei Jahren als Biochemikerin eingestellt worden und sorgte sich um ihren Kollegen. Tedrow legte die Pipette, mit der sie gerade eine Lauge aufgenommen hatte, vorsichtig in eine Schale, nahm ihre Brille ab, strich sich die Haare aus der Stirn und ging die wenigen Schritte zu Waters’ Arbeitsplatz. Der schien sehr konzentriert eine chemische Formel zu studieren. »Was ist los mit dir, Henry?«, fragte Tedrow leise.
    »Was soll los sein?«, entgegnete Waters gereizt.
    Tedrow suchte nach den richtigen Worten. »Du bist so anders.«
    Waters schüttelte den Kopf. »Es ist nichts.« Nun stockte Waters und rang nach Worten. »Ich bin nur ein wenig deprimiert.«
    Es war das erste Mal, dass sich Waters ihr gegenüber ein wenig zu öffnen schien.
    »Willst du darüber sprechen?«, hakte sie vorsichtig nach.
    Erst schüttelte Waters den Kopf. Doch dann ließ er sich auf einen Stuhl fallen und begann zu reden. »Ich bin einfach unzufrieden mit der Situation im Labor. Du kennst meine Qualitäten, Irene. Ich hatte so gehofft, dass man würdigen würde, was ich in den letzten Jahren für United Chemical geleistet habe. Als die Stelle als Laborleiter neu ausgeschrieben wurde, hatte ich fest damit gerechnet, dass ich sie bekommen würde.« Waters holte tief Luft und stieß sie mit einem lauten Seufzer aus. »Und dann stellen sie Keele ein.«
    Tedrow hatte Mitleid mit ihrem Kollegen. »Du bekommst noch deine Chance, Henry.«
    Waters schnaubte verächtlich. »Der Zug ist abgefahren. Ich bin 47 Jahre alt. Was soll ich denn noch werden? Und jedes Jahr rücken neue, hungrige Leute nach. Nein, Irene, mein Zug steht auf einem Abstellgleis.«
    Waters war frustriert, was seine berufliche Karriere anging. Aber das war nur die halbe Wahrheit. Die Sache mit seiner Ehefrau hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Aber das war nun egal. Er würde einen Schlussstrich unter sein altes Leben ziehen. Sein neues Leben wartete in Südamerika oder sonst wo auf ihn.
    Je mehr er darüber nachdachte, desto dankbarer wurde er, dass es das Schicksal so gut mit ihm gemeint hatte. Er lehnte sich zurück und blickte durch das Dachfenster des Labors in den strahlend blauen Himmel. Das Fenster war ein klein wenig geöffnet. Da es vom Boden aus nicht erreichbar war, musste es über eine Fernbedienung angesteuert werden.
    Waters lächelte. Er hatte eine Idee.
    ***
    Am nächsten Morgen hatte sich meine Laune noch immer nicht gebessert. Ich war die halbe Nacht das Dossier über Giordano durchgegangen, hatte aber nichts gefunden, wo wir ansetzen konnten. Alle, die im Zusammenhang mit möglichen Delikten Giordanos hätten befragt werden können, waren befragt worden. Wir hatten Druck auf einige Leute ausgeübt, bei denen wir meinten, es könnte hilfreich sein. Aber es hatte alles nichts gebracht.
    Die wenigen Spuren, die wir hatten, schienen allesamt im Sand zu verlaufen. Nichts schien an dem Kerl haften zu bleiben. Ein ehemaliger Pate von New York, mit dem wir uns ebenfalls über Jahre beschäftigt hatten, bekam seinerzeit von der Presse den Spitznamen »Teflon-Don«, weil jede Anklage an ihm abperlte. Bis auf die letzte, die ihn schließlich ins Gefängnis brachte.
    Mein Telefon klingelte. Auf dem Display konnte ich sehen, dass der Chef anrief. »Mister High, Sir?«, meldete ich mich.
    »Hallo, Jerry. Ist Phil auch in der Nähe?«
    »Nein.« In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Phil betrat das Büro. »Er kommt gerade, Sir.«
    »Gut, dann kommen Sie doch bitte beide kurz bei mir vorbei.«
    »In Ordnung«, sagte ich und legte auf.
    Phil war mittlerweile in ein Gespräch mit unserer Kollegin Sarah Hunter vertieft, die offensichtlich eine Bemerkung zu dem farblich extravaganten Hemd meines Partners hatte fallen lassen. Beide lachten nun laut auf.
    »Ich muss eure vertrauliche Unterhaltung leider unterbrechen, aber der Chef will uns sprechen, Phil.«
    Phil zuckte mit den Achseln und setzte eine Miene auf, die großes Bedauern zum Ausdruck brachte. »Die Arbeit«, sagte er entschuldigend zu Sarah.
    »Das verstehe ich, Phil«, sagte Sarah mit
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