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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller
Autoren: Ben Berkeley
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K APITEL 1
     
    Juni 2004
    Big Beach, Maui, Hawaii
     
    Jessicas Schritte patschten im flachen Wasser der Brandung, sie lachte ausgelassen. Ein schwarz-weißer Hund, den sie nicht kannte, tollte um ihre Beine, forderte sie zum Spielen auf. Sie freute sich über die Zufallsbekanntschaft mit dem freundlichen dicken Wollknäuel. Lachend spritzte sie ihm ein paar Tropfen auf die Schnauze, er bellte kurz wie zum Dank und trollte sich dann über den weichen Strand, der in der Abendsonne glitzerte, zu seinem Herrchen.
    Jessica ließ die Wellen den Sand von ihrem Körper waschen und lief zurück zu ihrem Handtuch, sie musste sich jetzt beeilen. Schon Viertel vor sieben, um halb acht wollte sie mit Adrian zu Abend essen. Sicher hatte er wieder etwas Wunderbares gezaubert, Kochen war nicht nur sein Beruf, sondern seine Passion. Und so stand er auch in ihren Flitterwochen an manchen Nachmittagen am Herd. Jessica nutzte die freie Zeit an solchen Tagen, um schwimmen zu gehen, oder für Ausflüge in die Berge, aber zum Abendessen war sie immer pünktlich zurück in ihrer Ferienwohnung.
    Wie schön, dass ich mich auch nach über sechs Jahren immer noch so auf ein Wiedersehen mit ihm freue, dachte sie und lächelte. Der Wind strich über die feinen Härchen ihrer Haut und ließ sie frösteln. Sie schlang das Handtuch um die Hüften und schnappte sich ihre Flip-Flops.
    Noch einmal blickte sie zurück über das Meer, auf die geheimnisvolle Insel, die vor der Küste lag wie ein überdimensionaler dunkler Stein. Ob dort Menschen wohnten?, fragte sie sich zum hundertsten Mal, als sie sich auf den Weg zu ihrem Mietwagen machte. Der nasse Sand klebte zwischen ihren Zehen, er kitzelte angenehm.
    Keine zwei Minuten später erreichte sie das Auto und zog sich ein leichtes Sommerkleid über den Bikini. Das Innere des Jeeps war aufgeheizt, ein dicker Schwall schwül-heißer Luft schlug ihr entgegen. Jessica öffnete alle Fenster, bevor sie den Wagen startete und langsam von dem Strandparkplatz rollte. Ihr Magen knurrte. Es wurde Zeit, dass sie etwas zu essen bekam. Vielleicht eines dieser phantastischen Mondfisch-Steaks?
    Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, als sie das Klingeln ihres Handys aus ihren Gedanken riss. Sicher wunderte sich Adrian, wo sie blieb. »Hallo, Adrian«, begrüßte sie lächelnd ihren frischgebackenen Ehemann. Die Leitung knackte. Wieder einmal eine schlechte Verbindung, dachte Jessica. Typisch für Maui, auf Inseln scheinen sie die Mobilfunknetze einfach nicht in den Griff zu kriegen.
    »Adrian?«, fragte sie erneut.
    »Nicht ganz«, antwortete eine leise Stimme.
    »Wer ist da?«, wollte Jessica wissen, jetzt leicht verärgert wegen des offensichtlich falsch verbundenen Anrufers.
    »Jessica, ich möchte, dass du ruhig bleibst«, verlangte der Unbekannte.
    Was konnte das bedeuten? War Adrian etwas zugestoßen? Ihr Magen krampfte sich in dunkler Vorahnung zusammen.
    »Was ist passiert?«, wollte sie wissen.
    »Noch ist nichts passiert, Jessica«, beruhigte sie die Stimme. »Jessica, ich möchte, dass du unter deinen Sitz schaust.« Die Stimme klang kalt und teilnahmslos.
    Ihre Hand begann zu zittern. Was wollte dieser Mann von ihr? Wieso sollte sie unter ihren Sitz schauen? Wie benommen steuerte sie den schweren Wagen auf den Seitenstreifen und blickte in den Rückspiegel. Außer ihr war keine Menschenseele auf der abgelegenen Landstraße unterwegs. Sie stellte die Automatik auf Parken und beugte sich nach unten. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit des Wagenbodens. Sie hielt den Atem an, und ihr Herz stockte. Was sollte das alles? Ein schlechter Scherz von einem von Adrians Bekannten? Sie starrte auf die rote Leuchtdiode, die in regelmäßigen Abständen blinkte. Die kleine Lampe klebte an einem großen grauen Paket aus Plastik, um das Gopher-Tape gewickelt war.
    Sie saß auf einer Bombe.
    »Jessica, hast du unter den Sitz geschaut?« Wieder die Stimme, jetzt klang sie überlegen, und Jessica meinte, den Mann am anderen Ende der Leitung lächeln zu sehen.
    »Ja«, stammelte sie.
    »Gut. Steig nicht aus dem Wagen, Jessica.«
    Sie überlegte fieberhaft. Es war kein Auto in Sicht, sie war allein auf der staubigen Straße. Wie sollte er wissen, ob sie aus dem Auto stieg oder nicht?
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, wiederholte er sich: »Steig nicht aus, Jessica. Tu uns das nicht an. Ich kann dich sehen.«
    Obwohl sie nicht zum Schwitzen neigte, klebte das Sommerkleid an ihrer Haut wie ein nasser
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