Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

2896 - Die Wahrheit bringt den Tod

Titel: 2896 - Die Wahrheit bringt den Tod
Autoren:
Vom Netzwerk:
könnten am Dienstagabend den Auftrag ausführen?«, hakte Belding nach.
    »Ja«, sagte Waters knapp.
    »Sehr gut. Sie sehen eine Nummer im Display Ihres Handys. Rufen Sie mich an, wenn Sie den Auftrag ausgeführt haben. Mein Mitarbeiter wird Sie dann abholen.« Belding winkte Mullvaney zu sich heran und gab ihm Zeichen, etwas zu notieren. »Dienstag Nacht. Ich verlasse mich auf Sie, Dr. Waters.«
    Waters sagte nichts und legte auf.
    »Du holst ihn ab, Steve. Die Adresse hast du ja. Ich muss nun einige Briefe schreiben. Und nächsten Mittwoch dann einige sehr interessante Interviews führen.« Belding wandte sich ab und ging in Richtung Tür.
    »Und wenn einer zur Polizei geht?«, hakte Mullvaney nach.
    Belding drehte sich um und zuckte mit den Schultern. »Ich bitte alle, die ich anschreibe, um einen Gesprächstermin am selben Tag. Wenn dann jemand zur Polizei gehen sollte, dann wird es schon zu spät sein. Bis die Polizei etwas unternehmen kann, werde ich die Interviews schon abgeschlossen haben. Wenn die Interviewten überhaupt zur Polizei gehen. Die Einnahme des Serums soll ja auch noch mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sein. Der Befragte wird denken, er sei krank, und wird sich hinlegen. Wenn die Polizei mit den Ermittlungen beginnt, wird es nur noch einen Edward Belfour geben. Und zwar den richtigen.«
    ***
    Am nächsten Morgen klingelte bereits um 7 Uhr das Telefon bei Mullvaney. »Die Briefe sind jetzt fertig. Sie müssen zur Post«, sagte Belding mit Nachdruck.
    30 Minuten später stand Mullvaney in Beldings Arbeitszimmer und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Belding zog die Schublade seines schweren Eichenschreibtisches auf und entnahm ihr mehrere Briefe, die in einer Klarsichthülle steckten. »Bring sie zur Post. Und zieh dir Handschuhe an, wenn du sie anfasst.« Belding reichte die Briefe Mullvaney. »Steck sie in einen Briefkasten in Staten Island. Eine Fahrt mit der Fähre und ein wenig frische Luft wird dir gut tun, Steve. So wie du aussiehst.« Belding lachte.
    »Okay.« Mullvaney lachte ein wenig mit. »Warum bist du dir so sicher, dass sich überhaupt jemand auf deine Anfrage meldet?«
    Belding schüttelte den Kopf. »Sicher bin ich mir nicht. Aber ich sollte mich doch sehr in der menschlichen Psyche täuschen, wenn nicht einige auf meine Anfrage reagieren werden.«
    Belding hatte einige Semester Psychologie an der New York University studiert, bevor ihn das schnelle Geld lockte.
    »Wie meinst du das?«, wollte Mullvaney wissen.
    »Ich habe in den Anschreiben ihre Eitelkeiten angesprochen. Leute, die für Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind, aber eher im Hintergrund arbeiten, erfahren oft zu wenig Anerkennung. Ich habe Formulierungen gewählt, die die Bedeutung ihrer Arbeit betonen. Und ich habe Bezug auf ihre Vita genommen. Ich zeige ihnen damit, dass ich mich mit ihnen beschäftigt habe und dass es für mich ganz besonders wichtig wäre, gerade sie für ein Interview gewinnen zu können.«
    Mullvaney nickte anerkennend. Belding hatte ihm in puncto Psychologie einiges voraus.
    »Leider konnte ich den Brief nicht handschriftlich verfassen, das wäre sicherlich noch persönlicher gewesen. Aber wir wollen es der Polizei bei der Spurensuche ja nicht zu einfach machen. Zumindest wollte ich keine Mails verschicken, sondern Briefe, die mit der Post kommen. In der heutigen Zeit ist das ja fast auch schon etwas Besonderes.«
    Belding goss sich einen Kaffee in seine Tasse und trank vorsichtig einen kleinen Schluck. Mullvaney bot er nichts an.
    »Ich vermute, dass sich die Hälfte der Angeschriebenen nicht zurückmelden wird und von den restlichen nicht alle am gleichen Tag Zeit für das Interview haben werden. Aber drei oder vier sollten doch mindestens übrig bleiben«, mutmaßte Belding.
    Er sollte recht behalten. In den nächsten drei Tagen reagierten sechs Personen auf seine Anfrage, und mit vier von ihnen konnte er einen Interviewtermin einen Tag nach Keeles geplantem Abreisedatum verabreden. Das Spiel konnte beginnen.
    ***
    Der Geruch von Helens Kaffee. Das war das Erste, was mir auffiel, als ich den Flur zu unserem Büro betrat. Ich ging mit schnellen Schritten direkt in Richtung des Kaffeeduftes. Helen saß hinter ihrem Schreibtisch, als wäre nichts gewesen. Aber vielleicht war ja auch nichts gewesen. Ich muss die Sekretärin unseres Chefs längere Zeit angegrinst haben. »Du wolltest mir bestimmt Guten Morgen sagen, Jerry, oder?«
    »Richtig«, sagte ich ein wenig verlegen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher