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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns
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Mr High, als er berichtete: »Wir haben eine tote junge Frau am Strand von Tottenville, Staten Island. Ein Jogger hat sie heute Morgen um sechs Uhr entdeckt. Todesursache unklar. Ob sie durch Ertrinken oder an ihren Verletzungen gestorben ist, muss die gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben. Eine sofortige Identifizierung durch Fingerabdrücke war jedenfalls über die Einwanderungsbehörde möglich. Yanela Valdés, eine Kubanerin, neunzehn Jahre alt und legal eingewandert, schon als Kind mit ihren Eltern. Ein Einbürgerungsverfahren lief, beantragt an ihrem bisherigen Wohnsitz in Miami, Florida.«
    »Sie hatte also nichts bei sich«, folgerte ich. »Keine Papiere, keinen Hinweis darauf, weshalb sie hier in New York war?«
    »So ist es«, erwiderte der Chef. »Sie trug nur einen Bikini. Eine Strömung und auflandiger Wind haben sie wahrscheinlich an den Strand getrieben. Das meinen die Kollegen vom zuständigen Polizeirevier.«
    »Vielleicht ist sie von einem Kreuzfahrtschiff gefallen«, mutmaßte Phil. »Die fahren ja jetzt fast im Stundentakt an Staten Island vorbei.«
    Mein Freund übertrieb mal wieder maßlos. Aber im Prinzip hatte er nicht unrecht. New York war längst zu einem der bedeutendsten Häfen für die weißen Traumschiffe geworden, und die Zahl der Passagiere, die an den Terminals von Manhattan, New Jersey und Brooklyn an Bord oder von Bord gingen, erreichten laufend neue Rekordzahlen.
    »Eine neunzehnjährige Kubanerin aus Miami in New York«, sagte ich. »Das klingt mir nicht nach einer Kreuzfahrerin. Allerdings passt die Tatsache, dass sie legal eingewandert ist, nicht in Bild.«
    Der Chef wusste, worauf ich anspielte. »Wenn sie vom organisierten Verbrechen als Prostituierte verschleppt worden ist, hätten wir einen zweiten Grund für unsere Zuständigkeit. Zunächst ist es ein FBI-Fall, weil die Tote aus einem anderen Bundesstaat stammt. Detective Lieutenant Irving Kelleher hat uns benachrichtigt. Er erwartet Sie am Tottenville Beach, Höhe Joline Avenue.«
    ***
    Von der Verrazano Bridge aus mussten wir Staten Island fast auf seiner gesamten Längsachse durchqueren. Ich benutzte dazu das Schnellstraßensystem aus Staten Island Expressway und Richmond Parkway. Vor dem Verteilerkreuz Outerbridge Crossing bog ich auf die Amboy Road ab und kurz darauf nach Süden auf die Joline Avenue, die bis an den Strand führte.
    Ich stoppte den Jaguar hinter dem Pulk der Einsatzfahrzeuge, die unmittelbar vor der Strandpromenade am Ende der Joline parkten. Wohnblocks mit ausgedehnten Grünanlagen bildeten hier die Küstenlinie.
    Ein großer Teil der Apartments diente als Ferienwohnungen. Direkt an der Strandpromenade gab es das übliche Angebot vom Eiskremladen über Hot-Dog-Stände bis zum Schnellrestaurant. Eine steife Brise wehte vom Meer her; in dem Geruch von Salzwasser und Tang schwang ein kühler Hauch mit, der uns daran erinnerte, dass der Herbst vor der Tür stand.
    Wir steckten die FBI-Dienstabzeichen außen an die Brusttaschen unserer Jacketts. Phil meldete der Zentrale unseren Standort per Funk und teilte mit, dass wir das Fahrzeug verließen. Wir tauschten unsere Straßenschuhe gegen die gelben Gummistiefel aus dem Kofferraum und marschierten los.
    Im Einmündungsbereich der Joline Avenue hatten die Cops die Strandpromenade in beiden Richtungen gesperrt. Wir zeigten unsere Dienstausweise und wurden durchgewinkt. Die mit schwarz-gelbem Trassierband abgesteckte, etwa zwanzig Yards breite Zone reichte über den Strand hinunter bis zum Wasser.
    Dort unten verwehrte eine Gruppe von Männern und Frauen den Blick auf das Wesentliche, die angeschwemmte Tote. Nur zwei Uniformierte bewachten den Fundort der Leiche; die übrigen etwa zwanzig Kollegen trugen Zivil, wobei zwei Drittel von ihnen die weißen Overalls des Erkennungsdienstes übergestreift hatten.
    Die Zahl der Neugierigen hielt sich in Grenzen. Auf der Promenade hatte sich eine überschaubare Schar von Schaulustigen zusammengerottet. Am Strand waren es noch weniger Leute, die ihre Badevorbereitungen verschoben und sich am gelben Flatterband aufgestellt hatten, wo sie gehorsam den endlos aufgedruckten Hinweis Crime Scene – Do not cross respektierten. Zu sehen gab es ohnehin so gut wie nichts. Ein riesiges Kreuzfahrtschiff, das in Sichtweite auf Südkurs lag, reizte niemanden mehr zum Hinsehen; der Anblick war zu sehr zur Gewohnheit geworden.
    Phil fluchte, weil wir bei jedem Schritt fast bis zu den Knöcheln einsanken und nur mühsam vorankamen.
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