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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns
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Einer der Uniformierten machte den Lieutenant auf uns aufmerksam. Er hob grüßend die Hand, als er sich umdrehte und uns sah. Wir kannten Kelleher von früheren Einsätzen. Er trug das goldfarbene Dienstabzeichen der Detective Division; sein Name und sein Dienstgrad standen am unteren Rand des Abzeichens, auf einem blau unterlegten Rechteck: Kelleher, Lt .
    Auch er und alle anderen in der Crime Scene Unit trugen Gummistiefel. Der Lieutenant, ein bullig gebauter Mann mit dunkelblondem Haar, trug einen grauen Anzug, wie seine Kollegen auch. Die Detective Division des NYPD hatte eine ähnliche Kleiderordnung wie das FBI.
    »Sie kann noch nicht lange im Wasser gelegen haben«, erklärte Kelleher. »Vielleicht drei oder vier Tage. Meistens sehen die Wasserleichen hier schlimm aus, wenn sie erst nach Wochen oder Monaten angetrieben werden. Das liegt daran, dass die Strömungsverhältnisse da draußen unberechenbar sind.« Mit einem Wink forderte er uns auf, uns die Tote anzusehen, und fügte hinzu: »Der Gerichtsmediziner müsste übrigens jeden Moment eintreffen.«
    Wir gingen hinüber, und Kelleher erklärte den Kollegen im Vorbeigehen, dass jetzt wir vom FBI den Fall übernehmen würden. Er hörte sich froh und erleichtert an. Staten Island, der früher so ruhige Stadtbezirk, hatte mit einer wachsenden Kriminalitätsrate zu kämpfen. Auch hier im Police Department litten inzwischen alle Kollegen unter Arbeitsüberlastung.
    »Habt ihr neue Hinweise?«, fragte ich. »Über die Identifizierung hinaus?« Wir näherten uns der grauen Kunststoffplane, die durch Aluminiumösen mit Erdnägeln befestigt war und mit einer Schmalseite bis ins seichte Wasser reichte.
    »Leider nicht«, antwortete der Lieutenant. »Wir haben bei der Port Authority, bei der Coast Guard und auch bei den Kollegen von der Harbor Police nachgefragt. Es liegen keine Vermisstenmeldungen vor, keine gekenterten Segelboote.« Er deutete auf das Kreuzfahrtschiff. »Auch die Reedereien haben keinerlei Meldungen erhalten. Wir haben es also nicht mit einer Touristin zu tun.«
    »Dann kann sie nur mit einem privaten Schiff unterwegs gewesen sein«, ließ Phil sich vernehmen.
    »Wenn sie nicht im südlichen Brooklyn oder auf den Rockaways ins Wasser gestoßen wurde«, wandte Lieutenant Kelleher ein. »Von dort aus könnte sie durchaus hierher getrieben sein. Allerdings halte ich diese Variante für sehr unwahrscheinlich. Ich würde auch eher zu dem Privatschiff neigen.«
    Er gab zwei Kollegen ein Zeichen, und sie zogen die Erdnägel auf der rechten Seite der Plane heraus. Dann schlugen sie das graue Kunststofflaken nach links hinüber und steckten es dort provisorisch fest, damit es nicht im Wind flattern konnte.
    Wir schwiegen.
    Die Konfrontation mit dem Tod eines Menschen konnte für uns niemals zur Routine werden. Die junge Frau, die hier vor uns lag, war durch brutale Gewalt gestorben. Sie verdiente unseren Respekt und unsere eiserne Entschlossenheit, ihren Mörder oder ihre Mörderin zu fassen und vor Gericht zu bringen.
    ***
    Yanela Valdés musste bildhübsch gewesen sein. Doch der Tod hatte dem weißen Bikini und ihrer hellbraunen Haut jeglichen aufreizenden Kontrast genommen; ihr schwarzes Haar war stumpf und filzig, das einst sicherlich makellos geformte Gesicht bereits leicht aufgedunsen. Die linke Augenbraue war aufgeplatzt und das Auge darunter geschwollen. Ihr Oberkörper sah zum Erbarmen aus, war von dunklen Flecken und Platzwunden übersät.
    Sie lag halb auf der Seite, ausgestreckt, den rechten Arm unter dem Körper begraben. Der linke Arm und die Hand waren frei. Dort hatten die Kollegen die Fingerabdrücke abgenommen. Mit dem am Handgelenk zu tragenden Scanner, den heute jeder Streifen-Cop in New York verwendete, war das eine Sache von Minuten. Das Gerät erfasste die Prints und übermittelte sie mit Hilfe des Bordcomputers im Streifenwagen an die Datenbanken des NYPD, des FBI und der angeschlossenen weiteren Bundesbehörden.
    Auf diese Weise war Yanela Valdés zwar in kürzestmöglicher Zeit identifiziert worden, doch weder die Einwanderungsbehörde noch die Stadtverwaltung in Miami kannten ihre derzeitige Wohnadresse. Dadurch verstieß sie gegen die mit ihrer Aufenthaltsgenehmigung und dem angestrebten Einbürgerungsverfahren verbundenen Auflagen, aber es änderte nichts daran, dass sie irgendeinen Grund gehabt haben musste, sich über ihre Pflichten hinwegzusetzen.
    Lieutenant Kelleher und seine Kollegen hatten auch nicht feststellen können,
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