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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns
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richtig?«, rief sie, nach wie vor tänzelnd. »Habe ich dich etwa zum Enuchen gemacht? Falls ja, geschieht es dir recht, Hurensohn. Du wirst es dir in Zukunft zehn Mal überlegen, bevor du eine Frau antatschst!«
    Wieder wollte sie zutreten, doch sie hielt inne. Die Lage änderte sich. Die Band hörte auf zu spielen, und aus dem Hintergrund war der Geschäftsführer zu hören, wie er telefonierte. Er gab Namen und Adresse des Lokals durch, an die Cops natürlich. Außerdem öffneten die Zuschauer eine Gasse, und zwei Männer betraten die Tanzfläche. Zielstrebig gingen sie auf die angriffslustige Frau zu.
    Als sie stehen blieben, war zwischen Annalee und ihnen nur noch der vor Schmerzen halb Wahnsinnige, der sich auf dem Parkett krümmte. Aus dem großen Kreis der Zuschauer kam kein Wort. Bestürzte, erschrockene Gesichter waren in der Überzahl. Denn jeder kannte den Mann, den Annalee Payne vor aller Augen demütigte wie einen Hund.
    Aristide Chevalier war der King von Tottenville . So nannten ihn seine Bewunderer – vor allem jene, die für ihn arbeiteten und von seinen fragwürdigen Geschäften profitierten. Die große Mehrheit der Einwohner, die nichts mit ihm zu tun hatten, kannten ihn nur aus Zeitungen und Fernsehen. Sie hatten keinen Spitznamen für ihn.
    In den Medien war er meist dann zu sehen, wenn er in Begleitung seiner Anwälte mit breitem Siegerlächeln ein Gerichtsgebäude verließ – als freier Mann, weil es wieder einmal keine ausreichenden Beweise gegen ihn gegeben hatte. Er nannte sich Unternehmer oder Geschäftsmann, doch es galt als offenes Geheimnis, dass er ein Gangster war.
    Jeder in Tottenville, Staten Island, kannte auch seine Bodyguards.
    »Aha, die Handlanger sind da«, sagte Annalee grimmig. Geringschätzig musterte sie die Leibwächter des Besiegten und herrschte sie an: »Ihr kommt gerade richtig. Sammelt euren Jammerlappen von einem Boss ein, bevor ich mich vergesse.«
    Den Zuschauern stockte der Atem. Niemand, da waren sie sicher, hatte es bislang gewagt, Aristide Chevalier auf diese Weise zu beleidigen.
    Doch er selbst war nicht in der Lage, darauf zu reagieren, und die Bodyguards taten, als wäre die zornige Frau Luft für sie.
    Bryn Williams, die Nummer eins in den Reihen von Chevaliers Sicherheitspersonal, war gebürtiger Waliser, ein mittelgroßer Mann mit überdurchschnittlich breiten Schultern. Letztere, so mutmaßte man, hatte er sich durch Kraftsport antrainiert, um das Manko seiner geringen Körpergröße auszugleichen. Williams war dunkelblond, über seinem kantigen Kinn dominierte ein buschiger Schnauzbart die harten Linien seines Gesichts. Er war erst vor acht Jahren, als Achtzehnjähriger, in die Vereinigten Staaten eingewandert. Deshalb sprach er noch heute mit dem harten Akzent der Menschen aus Wales.
    Geraldo Santos, der zweite Leibwächter Chevaliers, stammte aus Panama. Er hatte schwarzes, naturgewelltes Haar und war nicht viel größer als Williams, machte mit seiner schlanken Statur aber einen eleganteren Eindruck.
    Williams und Santos beachteten die blonde Frau auch dann noch nicht, als sie ihr unmittelbar gegenüberstanden. Dabei war sie in Tottenville mindestens genauso bekannt wie Aristide Chevalier.
    Mit ihren vierundvierzig Jahren war Annalee Payne noch immer eine Schönheit; sie sah aus wie dreißig und hatte als ehemaliges Supermodel sogar eine eigene Fernsehshow gehabt. Ihre große Zeit war vorbei, aber noch immer berichtete die Regenbogenpresse gelegentlich über sie. Leser der Klatschblätter wussten, dass Annalee ihren Körper in Form hielt, indem sie alle möglichen Sportarten betrieb, vom Joggen bis zum Kampfsport.
    Mittlerweile war es in dem Tanzlokal totenstill geworden. Nur King Chevalier war noch zu hören. Seine Schmerzensschreie und sein Wimmern waren in gequälte, erstickte Laute übergegangen. Beinahe hörte er sich an wie ein weinendes Kind. Wie sehr ihn Annalees Volltreffer nach wie vor peinigte, zeigte seine gekrümmte Körperhaltung. Er lag auf der Seite und schien nicht in der Lage zu sein, sich aus der Verkrampfung zu lösen. Seine Bodyguards, die sich über ihn beugten und beruhigend auf ihn einredeten, beachtete er nicht. Womöglich nahm er sie wegen seiner Schmerzen auch nicht einmal wahr.
    Der Geschäftsführer des Shady Lane hatte die bunten Lampen und Glitzerleuchten im 50er-Jahre-Stil ausgeschaltet und stattdessen Leuchtstoffröhren aufflammen lassen, die den Saal mit kalter Helligkeit bis in den letzten Winkel ausleuchteten.
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