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2884 - Im Netz der Spinne

2884 - Im Netz der Spinne

Titel: 2884 - Im Netz der Spinne
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hieß Dr. Richard Fenwick. Ich bat Sarah Hunter, ihn anzurufen und ins Field Office zu bestellen.
    »Das Froschgesicht kommt gleich«, bemerkte unsere dunkelhaarige Kollegin trocken, als sie unser Office betrat. Phil und ich hatten Bruce Bradshaw soeben in einen Verhörraum gebracht, wo er auf seinen Anwalt warten konnte.
    Richard Fenwicks Gesicht erinnerte wirklich an das eines Ochsenfroschs. Die Natur hatte den Anwalt mit einem breiten Mund gesegnet. Vielleicht redete er deshalb so umschweifend und unermüdlich.
    »Danke, Sarah.«
    »Gern geschehen, Jerry. Doc Reiser sagt übrigens, dass euer Stalker sich wieder halbwegs beruhigt hätte. Der Arzt hält ihn für vernehmungsfähig. Allerdings steht dieser Jack Harlan unter Medikamenten, aber die hat er wohl schon länger intus.«
    Mir war schon bei der Verhaftung aufgefallen, dass Jack Harlan benommen wirkte. Aber ich hatte diese Tatsache auf den Schock zurückgeführt, denn immerhin hatte Bruce Bradshaw ihn töten wollen. Ich fragte mich, was der Stalker eingeworfen hatte. Aber zunächst wollten wir uns um Lucys Vater kümmern.
    Während sich Sarah wieder anderen Aufgaben widmete, gingen Phil und ich zu Bruce Bradshaw in den Verhörraum. Offenbar hatte er sich lange genug mit seinem Anwalt beraten, denn Richard Fenwick blinzelte uns angriffslustig an.
    »Zunächst protestiere ich energisch gegen die unerhörte Polizeibrutalität, mit der Sie meinen Mandanten verhaftet haben, Agent Cotton. Sie haben ihm gegen das Handgelenk getreten, das Gelenk ist möglicherweise gebrochen. Das wird ein Nachspiel für Sie haben.«
    »Ihr Mandant hat seinen Revolver auf einen unbewaffneten Zivilisten und auf einen FBI-Agent im Dienst gerichtet. Er legte auch nach mehrmaliger Aufforderung die Waffe nicht nieder. Und seiner Hand fehlt nichts, unser FBI-Arzt hat ihn bereits untersucht.«
    »Der unbewaffnete Zivilist, von dem Sie sprechen, hat die kleine Tochter meines Mandanten entführt. Daher befand Mister Bradshaw sich in einem gefühlsmäßigen Ausnahmezustand …«
    »Wirklich?« Phils Stimme war schneidend, als er den Anwalt unterbrach. »Dann gibt es also Beweise dafür, dass Jack Harlan der Kidnapper ist? Wir verlangen von Ihnen, dass Sie uns diese Tatsachen mitteilen, sonst machen Sie sich nämlich der Mitwisserschaft an einem Kapitalverbrechen schuldig.«
    Mit seiner unerwarteten Gegenattacke hatte mein Freund sowohl den Juristen als auch seinen Mandanten aus dem Konzept gebracht. Sie wechselten einen erstaunten Blick, bis Richard Fenwick die Sprache wiederfand.
    »Beweise? Was soll das, Agent Decker? Es ist doch wohl Aufgabe des FBI, diese Beweise zu finden.«
    Nun ergriff ich wieder das Wort.
    »Sie sagen es, Dr. Fenwick. Und solange es keine solchen Beweise gibt, hat Jack Harlan als unschuldig zu gelten. Und selbst wenn er Lucy entführt hat – Selbstjustiz werden wir auf keinen Fall dulden. Woher wusste Ihr Mandant überhaupt, wo Jack Harlan wohnt? Wir haben es ihm jedenfalls nicht mitgeteilt.«
    Der Anwalt schaute Bruce Bradshaw an, der Investmentbanker nickte ihm zu.
    »Nachdem Sie bei meinem Mandanten gewesen waren, hat er sofort einen Privatdetektiv angerufen, der ihm schon öfter geholfen hat. Dieser Mann konnte die Adresse des Mannes ermitteln, der seinerzeit Mistress Bradshaw belästigt hat.«
    »Haben Sie nun Beweise für Jack Harlans Schuld oder nicht?«
    Meine Frage wurde mit vielsagendem Schweigen beantwortet. Ich stand auf, Phil folgte meinem Beispiel. Es brachte nichts, sich länger mit Lucys Vater zu befassen. Auf diese Weise konnten wir weder das kleine Mädchen noch die beiden Jungen wieder herbeischaffen.
    »Sie werden morgen dem Haftrichter vorgeführt, Mister Bradshaw. Die Anklage lautet versuchter Mord und Angriff auf Bundesagenten. Es wird sich dann entscheiden, ob Sie gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt werden.«
    Wahrscheinlich konnte Bruce Bradshaw wegen der Entführung seiner Tochter auf mildernde Umstände hoffen, aber das hatten nicht wir zu entscheiden. Viel schlimmer war für mich, dass wir wegen seiner Lynchjustiz-Attacke wertvolle Zeit verschwendet hatten. Phil dachte genauso, wie er mir auf dem Weg zum anderen Verhörraum sagte.
    »Dieser Wüterich hätte beinahe alles verdorben. Wenn er Jack Harlan wirklich getötet hätte, würden wir Lucy vielleicht niemals finden.«
    »Ja, darüber hat Bradshaw in seinem blindwütigen Hass und Schmerz überhaupt nicht nachgedacht. Es wird sich zeigen, was Jack Harlan über die Entführungen zu sagen
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