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2884 - Im Netz der Spinne

2884 - Im Netz der Spinne

Titel: 2884 - Im Netz der Spinne
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Gewissheit. Jack Harlan war während allen drei Entführungen im Krankenhaus hinter verschlossenen Türen gewesen. Diese Tatsache überzeugte mich noch mehr als das beruhigende Medikament, mit dem der Stalker offenbar behandelt wurde.
    Wir konnten Jack Harlan von unserer Verdächtigenliste streichen. Kaum hatten wir ihn auf freien Fuß gesetzt, als uns auch schon die nächste Alarmmeldung erreichte.
    »Lucy wurde gemeinsam mit ihrem Kidnapper angeblich im Central Park gesehen«, teilte mir Myrna aus der Telefonzentrale mit. »Die Cops sind schon vor Ort.«
    Phil und ich fuhren natürlich trotzdem persönlich zu dem riesigen Parkgelände inmitten von Manhattan. Während ich den roten Boliden durch den dichten New Yorker Verkehr lenkte, hielt Phil über Funk Kontakt zu den uniformierten NYPD-Kollegen.
    Wegen der Entführungen war neben dem FBI natürlich auch das NYPD in Alarmbereitschaft. Die Besatzungen sämtlicher Streifenwagen in New York City hielten Ausschau nach dem kleinen blonden Mädchen. Wir hatten ihr Foto an alle Beamten verteilen lassen. Gleiches galt natürlich auch für Bilder der beiden gekidnappten Jungen Samuel Jackson und Eric Stanwell.
    Für die Sicherheit im Central Park ist neben der City Police auch die New York City Parks Enforcement Patrol zuständig. Phil hielt Kontakt zum Desk Sergeant des Central Park Police Precinct an der Traverse Road. Da der Lautsprecher eingeschaltet war, konnte ich den Wortwechsel mithören.
    »Angeblich wird der Kidnapper von zwei Privatpersonen verfolgt, Agent Decker. Laut Zeugen ist er im Bereich des Kinderzoos gesehen worden. Eine berittene Patrouille ist bereits auf dem Weg dorthin.«
    »Haben Sie nähere Angaben zu diesen Privatpersonen, Sergeant?«
    »Negativ, Agent Decker. Wahrscheinlich irgendwelche selbsternannten Hobbyfahnder, die scharf auf 50.000 Dollar sind.«
    Damit sprach der Mann vom NYPD ein weiteres Problem an. Die Bradshaws und die übrigen Eltern der entführten Kinder hatten eine Belohnung von 50.000 Dollar ausgesetzt. Diese Summe konnte sich jeder verdienen, der zur Ergreifung der Kidnapper beitrug. Wie ein Lauffeuer hatte sich diese Meldung über TV und Internet verbreitet.
    Es gab in New York City sehr viele Menschen, die schon bei der Aussicht auf weitaus weniger Geld völlig aus dem Häuschen gerieten. Eine Massenhysterie war das Letzte, was wir jetzt gebrauchen konnten. Doch wir hatten keine Möglichkeit, diese Initiative der Eltern noch zu stoppen. Im Grunde konnte ich sie sogar verstehen.
    Sie wollten selbst etwas dazu beitragen, den Fall so schnell wie möglich aufzuklären und ihre Kinder unverletzt wieder in die Arme zu schließen. Und diese Leute konnten sich über Geldmangel nicht beklagen. Also setzten sie ihr Vermögen ein, um beim Fahndungserfolg mitzuhelfen. Dass sie vielleicht sogar das Gegenteil davon erreichten, war eben besonders tragisch.
    Während mir diese Gedanken durch den Kopf schwirrten, hatten wir den Central Park erreicht. Phil hielt immer noch Funkkontakt mit dem Desk Sergeant.
    »Die berittenen Kollegen haben den Verdächtigen, das Kind und die Verfolger unweit der Delacorte Music Clock gestellt. Die Kleine scheint unverletzt, aber die Situation ist unklar.«
    ***
    Ich stellte meinen Jaguar an der Fifth Avenue ab. Von dort aus war es nicht weit bis zu unserem Ziel. Abgesehen von der Traverse Road, die mitten durch den Park führte, war man auf dem weitläufigen Gelände auf die eigenen Beine angewiesen. Natürlich konnte man sich auch auf dem Fahrrad oder einem Pferderücken durch den Central Park bewegen.
    Phil und ich rannten über eine Rasenfläche. Wir sahen die Pferde der berittenen Cops schon von weitem. Die Tiere tänzelten und schnaubten. Es waren trainierte Polizeipferde, die sich auch durch Geschrei oder abgefeuerte Waffen nicht aus der Ruhe bringen ließen. Gaffende Parkbesucher hatten sich ebenfalls in großer Zahl eingefunden. Wutschreie ertönten, doch die Rücken der Schaulustigen versperrten uns den Weg. Phil und ich drängten uns zwischen den Leuten hindurch.
    »FBI! Machen Sie Platz!«
    Wir sahen einen blutenden Mann auf dem Rasen liegen, ein kleines Mädchen klammerte sich weinend und zitternd an ihn. Dabei nannte sie ihn Daddy. Zwei weitere Kerle waren offenbar von den berittenen Cops zu Boden gebracht worden, jedenfalls trugen sie Handschellen. Und sie fluchten laut und anhaltend. Es gefiel ihnen nicht, verhaftet worden zu sein. Die beiden Männer sahen nicht gerade vertrauenerweckend aus.
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