Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2884 - Im Netz der Spinne

2884 - Im Netz der Spinne

Titel: 2884 - Im Netz der Spinne
Autoren:
Vom Netzwerk:
hat.«
    ***
    Der Verdächtige war in einen Verhörraum gebracht worden, nachdem Doc Reiser ihn untersucht hatte. Jack Harlan hielt den Kopf gesenkt. Er machte tatsächlich einen tranigen Eindruck. Dieser Mann stand wirklich unter Medikamenten. Man musste nicht Medizin studiert haben, um das zu bemerken.
    Wir nahmen an dem Tisch ihm gegenüber Platz. Ich stellte uns noch einmal vor und belehrte ihn über seine Rechte. Jack Harlans schmallippiger Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen.
    »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, Ihnen zu danken, Agent Cotton. Wenn Sie mich nicht beschützt hätten, dann würde ich jetzt die Radieschen von unten anschauen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist meine Aufgabe, Verbrechen zu bekämpfen und zu verhindern. Wissen Sie, weswegen dieser Mann Sie töten wollte?«
    »Ja, das habe ich mitgekriegt. Der Kerl war völlig von der Rolle. Er hämmerte gegen meine Tür. Ich kannte ihn überhaupt nicht. Als ich öffnete, schrie er mich an. Er rief: ›Wo hast du Lucy versteckt, du verfluchter Perverser?‹ Und bevor ich antworten konnte, schoss er.«
    »Aber Bradshaw muss Sie verfehlt haben, denn Sie sind ja unverletzt.«
    »Ich hatte mehr Glück als Verstand, Agent Cotton. Ich verstehe immer noch nicht, wie er mich auf die kurze Distanz verfehlen konnte. Wahrscheinlich war er einfach zu nervös. Jedenfalls schaffte ich es irgendwie, an ihm vorbeizukommen und die Biege zu machen. Er feuerte hinter mir her. Ich rannte um mein Leben. Obwohl ich durch meine Medikamente so beeinträchtigt bin, konnte ich einen Vorsprung herausholen. Trotzdem dachte ich, dass ich den Tag nicht überleben würde. Doch zum Glück sind Sie ja wenig später aufgetaucht.«
    »Haben Sie denn etwas mit der Entführung von Lucy Bradshaw sowie Samuel Jackson und Eric Stanwell zu tun?«
    »Das sind die beiden anderen Kids, die gekidnappt wurden, richtig? In den TV-Nachrichten läuft ja fast nichts anderes mehr. – Nein, ich bin unschuldig.«
    »Aber so weiß ist Ihre Weste nun auch wieder nicht«, knurrte Phil. »Sie wurden von mehreren Frauen wegen Belästigung angezeigt, unter anderen auch von Lucys Mutter Eileen Bradshaw. Jahrelang haben Sie sich als Stalker einen Namen gemacht, die Frauen wurden von Ihnen drangsaliert. Ich nenne so etwas Psychoterror.«
    Jack Harlan senkte seinen Kopf noch weiter. Er konnte weder Phil noch mir in die Augen sehen. Entweder schämte er sich wirklich oder er war ein guter Schauspieler.
    »Ja, ich habe früher Frauen verfolgt – aber eben erwachsene Frauen und keine kleinen Mädchen. Und darauf bin ich ganz gewiss nicht stolz, das können Sie mir glauben. Dieser Trieb ist tief in mir. Ich habe inzwischen kapiert, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin. Deshalb lasse ich mich behandeln.«
    »Sie sind in Therapie?«
    »Ja, Agent Cotton. Mein behandelnder Nervenarzt ist Doc Veronica Faller. Sie arbeitet in der geschlossenen Abteilung des Mount Sinai Hospital, wo ich in den vergangenen Wochen viel Zeit verbracht habe.«
    Ich notierte mir Jack Harlans Angaben. Sie waren sehr wichtig für unsere Ermittlungen. Eine geschlossene Psychiatrie-Abteilung kann man nämlich nicht einfach nach Belieben verlassen. Über den Verbleib der Patienten wird Buch geführt, außerdem gibt es überall Kameras.
    Dieses Alibi ließ sich also leicht überprüfen. Ich rief zunächst die Ärztin Veronica Faller an – natürlich nicht in Anwesenheit des Verdächtigen.
    »Jack Harlan? Ja, über den kann ich Ihnen einiges erzählen, Agent. Dabei darf ich natürlich nicht die ärztliche Schweigepflicht verletzen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es verschiedene Arten von Stalkern gibt, beispielsweise rachsüchtige oder zurückgewiesene Täter. Jack Harlan gehört zu den wenigen Stalkern, die eine gewisse Krankheitseinsicht zeigen. Er begreift, dass sein Verhalten nicht richtig ist. Deshalb hat er sich ja auch freiwillig in Therapie begeben. Er muss bestimmte Präparate nehmen, aber über die genauen Medikamente darf ich Ihnen keine Auskunft geben. Dafür benötigen Sie einen Gerichtsbeschluss.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass er ein Kind entführt?«
    »Nein, das würde überhaupt nicht in sein Profil passen. Bisher war er immer nur auf Frauen fixiert, die in seinem Alter waren. In seiner Fantasie sieht er die jeweilige Angebetete und sich selbst als ein Liebespaar. Das ist bei einem Kind nicht möglich, allein schon wegen des Altersunterschieds.«
    ***
    Schon eine halbe Stunde später hatten wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher