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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule
Autoren: Sascha Vennemann
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Barbarin hackte sich bis zur Schneidenhälfte in die Holzplanken des Kabinenbodens.
    Als sie die Klinge nicht schnell genug wieder lösen konnte, ließ sie sie einfach stecken und setzte mit bloßen Händen nach. Sie ging dem beinahe Bewusstlosen an die Kehle und würgte ihn.
    Matt und Xij schaffen es nur mit vereinten Kräften, sie von Alastar zu trennen und einen weiteren Mord zu verhindern. Aruula gebärdete sich wie ein Berserker. Sie trat um sich und verpasste auch ihren Freunden einige blaue Flecken und Prellungen.
    Endlich bekam Matt sie in den Schwitzkasten und hielt sie fest, bis ihr Wüten verebbte. »Nicht, Aruula«, presste er hervor. »Er wird dafür büßen, aber nicht mit dem Tod! Wenn du ihn umbringst, bist du nicht besser als er.«
    Mit einem Mal wich alle Kraft aus der Frau und sie ließ sich von Matt unter Tränen und Schluchzen auf den Boden legen.
    Dort lag sie noch - und ließ sich auch nicht bewegen, wieder aufzustehen und ihre Schlafmatte aufzusuchen -, als die Sonne unterging.
    ***
    Die nächsten zwei Tage waren die stillsten, die Matt jemals erlebt hatte. An Bord des Zeppelins sagte so gut wie niemand ein Wort.
    Aruula starrte entweder mit leerem Blick aus dem Fenster oder lag schluchzend auf ihrer Schlafstatt; sie aß nicht und trank nur wenig. Wenn Matt versuchte, sie in die Arme zu nehmen oder ihr zärtlich übers Gesicht zu streichen, wandte sie sich von ihm ab und knurrte unwillig. Trotzdem versuchte er es immer wieder.
    Alastar war sehr lange ohnmächtig gewesen. Xij hatte befürchtet, der Exekutor wäre ins Koma gefallen, aber nach sechsunddreißig Stunden Heilschlaf war er wieder erwacht. Auch er sagte nicht viel und schlief die meiste Zeit. Matt hatte den Eindruck, als bereue er inzwischen seine Tat. Er versuchte sie damit zu entschuldigen, unter Schock gehandelt zu haben, aber so ganz nahm Matt ihm das nicht ab.
    Xij versorgte weiterhin die Wunde an seinem linken Ohr. Das Gewebe vernarbte bereits, aber der Anblick des Hünen war für immer entstellt. Sie hofften - nun ja, bis auf Aruula -, dass sich der Biss nicht entzündete, denn gegen Wundbrand hatten sie keine Medikamente an Bord.
    Sie flogen weiterhin gen Osten, überquerten die nördlichen Ausläufer der ehemaligen Türkei und nährten sich dem Gebiet, das man früher »Iran« genannt hatte. Wie es heute hieß, wusste keiner von ihnen.
    Am frühen Morgen des dritten Tages wurde Matt von einem sanften Rütteln geweckt. Aruula war wach und flüsterte: »Jetzt kannst du mit mir reden, wenn du möchtest!«
    Matt hockte sich neben seine Gefährtin und legte den Arm um sie. »Es tut mir leid, was geschehen ist. Alastar hat sich ohne unser Wissen an den Sprengstoffvorräten zu schaffen gemacht, als er alleine in der Gondel war. Niemand von uns hat geahnt, was er vorhatte.«
    »Sie waren wie Menschen«, flüsterte Aruula. »Die Kinder… waren ganz normal. Erst wenn sie älter werden, entwickeln sie sich zu Guulen - so wie es auch bei den Nosfera ist. Sie haben dort unten zusammengelebt wie in einem ganz normalen Dorf. Liebevolle Familien, keine Monster! Keine Feinde, die man grundlos töten muss!«
    Matt fasste sie an den Schultern und blickte ihr in die Augen. »Sie mögen wirklich nur getötet haben, um selbst zu überleben. Aber sie haben Jagd auf uns gemacht, um uns zu verspeisen! Wir waren nicht die Ersten, die ihnen in die Falle gingen, und wir wären auch nicht die Letzten gewesen. Mahmad Xeter hätte weiterhin gelogen, um Unschuldige zum Labyrinth der Guule zu schicken. Ich hoffe, er merkt bald, dass er damit aufhören kann.«
    »Du willst also sagen, Alastars Handeln war richtig?« Aruula war schon wieder den Tränen nahe, diesmal vor Enttäuschung.
    »Nein, das sage ich nicht! Seine Tat war hinterhältig und unehrenhaft. Ich meine nur, dass es immer auf die Perspektive ankommt. Die Guule sind tot, aber die, die von ihnen ansonsten getötet worden wären, leben weiter.« Er hob die Augenbrauen. »Ob das nun besser ist oder nicht, kann ich nicht sagen.«
    Aruula sagte nichts mehr, löste Matts Arme von ihren Schultern und rückte ein Stück von ihm weg. Sie stand auf und trat an eines der Fenster. Ihr Blick ging wieder ins Leere. Im Licht der aufgehenden Sonne meinte sie die Umrisse von Berfins Gesicht in einer der Wolkenformationen zu erkennen.
    Hinter ihr seufzte Matt. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken, dann hörte sie ihn nach vorne zur Steuereinheit gehen, wo er Rulfan für die nächste Schicht ablösen
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