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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule
Autoren: Sascha Vennemann
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die an dem See in der Nähe rastete. Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, sich um die Tiere zu kümmern und die Lasttiere zu tränken, hatte er sich beeilt, Land zu gewinnen. Ihr Anführer Mahmad Welat war besonders gut darin, tatenlos herumstehende Karawanenmitglieder für Dinge einzuteilen, die plötzlich sofort erledigt werden mussten, auch wenn sie schon tagelang brachlagen. Der Karawanenführer mochte sich schon dem Greisenalter nähern, aber er hatte immer noch ein scharfes Auge dafür, wenn irgendwo ein Lederriemen durchgescheuert war, ein Getreidesack fadenscheinig wurde oder einem der Tiere dringend die Klauen gesäubert werden mussten.
    Vornehmlich suchte er sich für die anstrengendsten Aufgaben diejenigen aus, die noch am meisten Durchhaltevermögen und Kraft hatten. Junge Kerle wie Rebin waren daher bei einer Rast im Dauereinsatz, wenn sie es verpassten, sich rechtzeitig davonzustehlen.
    Diesmal hatte Rebin Glück gehabt. Auf der Suche nach wild wachsenden Dattelpalmen - oder vielmehr ihrer süßen Früchte, die er so liebte - war er am Rande des Sees entlang geschlendert, immer darauf bedacht, einen Sicherheitsabstand zur Wasserlinie einzuhalten. Niemand konnte wissen, ob nicht ein paar gefräßige Crooks unter der Oberfläche lauerten, nur darauf bedacht, einen Happen in das mit scharfen Zähnen gespickte Maul zu bekommen.
    Am Rastplatz der Karawane waren dafür eigens Wachen aufgestellt worden. Nicht auszudenken, wenn die Raubechsen eines ihrer wertvollen Tiere rissen! Die Kamshaas waren ihre Lebensversicherung, wenn sie über die weiten Ebenen von Tuurk zogen. Sie konnten so viel Wasser tragen wie mindestens fünf Männer und benötigten selbst doch nur wenig davon. Ohne die zahmen Kamshaas waren sie so gut wie verloren. Jeder Verlust eines Tieres traf die ganze Gemeinschaft hart. Die Aufzucht der Jungtiere während einer Wanderung war schwierig und das Fangen und Zähmen eines wilden Kamshaas so gut wie unmöglich, wenn man keinen erfahrenen Zureiter in seiner Gruppe hatte.
    Einst hatte Mahmad Welat diese Aufgabe innegehabt, aber jetzt war der alte Mann froh, wenn er überhaupt noch aus eigener Kraft auf sein Reittier klettern konnte. Sein Sohn, den er als seinen Nachfolger ausgebildet hatte, war vor einigen Wintern beim Überfall einer Raubkarawane getötet worden. Welats Herz war seitdem gebrochen, und er hatte nie wieder versucht, sein Wissen an eins der anderen Mitglieder seines Trecks weiterzugeben. Zu tief saß augenscheinlich der Schmerz…
    Wir müssen uns da echt was einfallen lassen , sinnierte Rebin und warf einen Kiesel ins Wasser, während er weiterschlenderte. Auf lange Sicht werden wir nicht anders können, als auch wieder wilde Tiere in die Herde einzugliedern. Die deformierten Nachkommen von Kamshaas, die zu nahe miteinander verwandt sind, kann man nicht gebrauchen. Mal haben sie zu wenige oder zu viele Beine… wenn sie überhaupt laufen können. Die kann man höchstens noch zu Trockenfleisch verarbeiten!
    Er warf einen Blick zurück. Mit zusammengekniffenen Augen sah er, wie sich die Jurten-Zelte zwischen den Stämmen der Palmen spannten. Der kleine Hain spendete wohltuenden Schatten, denn auch wenn es dem Jahreszeitenwechsel nach noch Winter war, erreichten die Temperaturen am Tage schon wieder Werte, die einem den Schweiß auf die Stirn und in die Augen trieben.
    Hämmernde Laute hallten über die Ebene. Die Zelte wurden mit kräftigen Seilen am Boden verankert, die Haltebolzen in den von der Sonne harten Boden getrieben und festgetreten, damit die behelfsmäßigen Behausungen den kräftigen Wüstenwinden standhielten.
    Routinearbeit. Eine Anstrengung, die jeden Tag wieder auf sie alle zukam, die aber auch jedem von ihnen das Überleben sicherte.
    Auf einmal endete das Ufer. Rebin stutzte. Von seinem Standpunkt aus machte es den Eindruck, als habe jemand mit einem gewaltigen Schwert einfach den See durchgeschnitten und die andere Hälfte weggenommen. Bei genauerer Betrachtung allerdings erkannte Rebin, dass es eine alte Mauer war, die an dieser Stelle schnurgerade die Wassermassen begrenzte und staute.
    Fasziniert stieg Rebin auf die Krone der Mauer, über die der See in leichten Wellen schwappte. Sie war von glitschigem Moos überzogen, das den Stein unter der dünnen Wasserschicht fast unsichtbar machte. Ein nervöses Ziehen entstand in seinem Magen, als ihm bewusst wurde, dass er von zwei Elementen fast vollständig umgeben war: Wasser und Luft.
    Links neben ihm liefen
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