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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule
Autoren: Sascha Vennemann
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die Wellen über das von Menschen erschaffene Bauwerk, rechter Hand ging es in den Abgrund. Glücklicherweise war die Mauer so breit, dass er sicheren Stand hatte. Der See musste so tief sein wie die Schlucht, die auf der anderen Seite erstreckte.
    Rebin ließ den Blick über die steilen Felswände schweifen. Ob es Sinn machte, an dieser Stelle nach Dattelpalmen Ausschau zu halten? Andererseits: Das Erdreich schimmerte feucht. Wenn eine der kleinen Palmen auf einem Vorsprung Halt gefunden hatte, konnte es durchaus sein…
    Da! Rebins Blick fiel auf ein vertrautes Gewächs, etwa einen halben Speerwurf entfernt, das wie ein gebogenes Wakudahorn von einem zwei Fuß breiten Absatz unterhalb der Abbruchkante dem Licht entgegenwuchs. Der junge Tuurk wechselte vorsichtig von der Staumauer auf festen Boden zurück und eilte zu der Stelle, an der die Dattelpalme wuchs. Wieder näherte er sich kriechend dem Abgrund. Die süßen, prallen Früchte waren beinahe in erreichbarer Nähe, nur ein paar Armlängen tiefer.
    Er drehte sich, schob die Beine über den Rand der Schlucht und ließ sich vorsichtig nach unten gleiten. Unter sich wusste er den Vorsprung, auf den er sich notfalls retten konnte, sollte er wider Erwarten den Halt verlieren.
    Schweiß bildete sich auf Rebins Stirn, seine Armmuskeln spannten sich an. Mit den Fingern krallte er sich im Gestein fest und warf einen raschen Blick zur Seite.
    Da hingen sie, die begehrenswerten kleinen Dinger! Er musste nur die Hand nach ihnen ausstrecken, sie pflücken und sich wieder hochziehen. Für einen kräftigen Jungen wie ihn kein Probl-
    Ein Kreischen hallte von den Wänden der Schlucht wider. Es war ein lautes, durchdringendes Geräusch, das durch das vielfach gebrochene Echo von allen Seiten zu kommen schien.
    Rebin zuckte zusammen, verlor den Halt und versuchte panisch, sich mit den Füßen irgendwo abzustützen. Er fiel! Nach einem endlos scheinenden Augenblick knallte er auf den Vorsprung, auf dem die Dattelpalme wuchs. Rebin stöhnte auf, als er mit dem Schädel gegen ihren rauen Stamm schlug. Die reifen Früchte prasselten auf ihn herab.
    Das Kreischen, das den jungen Tuurk so erschreckt hatte, erklang erneut. Diesmal tönte es noch lauter und länger, und es schien fast, als mischten sich diesmal verschiedene Schreie in verschiedenen Tonhöhen ineinander.
    Das kommt von unten! , erkannte Rebin. War das Kamshaa etwa noch am Leben und stieß im Todeskampf diese Laute aus? Nein, unmöglich! Das Tier war tot, das hatte er genau gesehen.
    Er kam auf Knie und Hände, versuchte das Dröhnen in seinem Kopf zu ignorieren und warf einen erneuten Blick in die Tiefe.
    Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Ein halbes Dutzend dürrer Gestalten hatte sich um das verendete Kamshaa versammelt. Sie sahen fast wie Menschen aus, vor Dreck starrend, in zerrissene, von Erdklumpen verklebte Kutten gehüllt. Klauenförmige Hände gruben sich in das Fleisch des Tieres und rissen es auf.
    Zwei der kleineren Kreaturen waren offenbar aneinandergeraten und schlugen kreischend aufeinander ein. Die eine Gestalt hielt dabei einen Brocken Fleisch über ihren Kopf, an den die andere herankommen wollte. Einen Brechreiz unterdrückend erkannte Rebin, dass sie sich um die Zunge des Kamshaas stritten, die sie dem Kadaver aus der Mundhöhle gerissen hatten.
    Der Angreifende langte nach vorne und riss seinem Gegner die lange Kapuze herunter. Rebin sah einen Totenschädel, der nur von rissiger Haut umhüllt zu sein schien.
    Wieder schrie jemand. Doch diesmal klang es tiefer, panischer. Es klang nach Todesangst.
    Während unter ihm der Vorsprung nachgab, erkannte Rebin, dass er selbst es war, der schrie…
    ***
    Mitte Januar 2527, in einem Luftschiff über Rumänien
    Mit einem Schrei fuhr Matthew Drax aus dem Schlaf hoch - und stieß sich prompt den Kopf an der Unterseite der oberen Koje. »Verflucht!«, entfuhr es ihm und er rieb sich die schmerzende Stirn.
    »Iswas?«, nuschelte Aruulas Stimme schlaftrunken über ihm. Ihr Gesicht mit dem zerzausten blauschwarzen Haar schob sich über den Rand.
    »Alles in Ordnung«, murmelte Matt. »Nur schlecht geträumt.«
    »Dannissesjagut«, nuschelte Aruula und zog sich wieder zurück. Nur wenige Sekunden später ertönten leise Schnarchgeräusche.
    Matthew Drax dröhnte der Schädel, nicht nur von dem Kopfstoß. Seit zwei Nächten suchten ihn Albträume heim. Seit sein Albino-Freund Rulfan und Alastar, seines Zeichens Chefexekutor der mysteriösen
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