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288 - Labyrinth der Guule

288 - Labyrinth der Guule

Titel: 288 - Labyrinth der Guule
Autoren: Sascha Vennemann
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Nachdenkens, bevor Aruula sich diese Frage selbst beantworten konnte. Warum ging sie denn selbst auf die Jagd? Weil sie es musste!
    Sie fing sich die Nahrung, die sie zum Überleben brauchte. Nur zum Spaß tötete man keine Tiere, das hatte sie schon als junges Mädchen gelernt. Wenn sie nun darüber nachdachte, was den Guulen in dieser lebensfeindlichen Einöde für Alternativen blieben, um an Nahrung zu kommen, dann hätte sie wohl auch jeden Bissen Fleisch verschlungen, den sie kriegen konnte. Dabei war es dann auch egal, ob das Fleisch zu einem Tier oder einem Menschen gehörte…
    Bei Wudan, wir haben sie völlig falsch eingeschätzt… Ich habe sie völlig falsch eingeschätzt!
    Natürlich musste es nicht überall auf der Welt so sein wie in dieser Guul-Kolonie, aber falls doch…?
    Ein Anflug eines schlechten Gewissens legte sich über Aruulas Gedanken. Waren die Guule, die sie vorhin getötet hatte, auch Eltern gewesen? Gab es in dieser Höhle jetzt ein Kind, das wegen ihr zur Waise geworden war?
    Nun, sie musste sich verteidigen, wenn sie angegriffen wurde, das stand außer Frage. Aber durfte man Jagd auf Guule machen, wie es überall praktiziert wurde, nur um des Tötens willen? Gab es denn keinen Weg, sich miteinander zu verständigen und zu einem Miteinander zu kommen, anstatt sich bei jeder Begegnung abzuschlachten? Mit den Nosfera hatte sie in dieser Hinsicht schon hoffnungsvolle Erfahrungen gemacht; einer - Navok - war sogar ein Freund von Maddrax geworden.
    Nachdenklich stocherte sie mit dem Messer im Höhlenboden herum.
    Berfin kam herüber und hockte sich neben die Frau von den Dreizehn Inseln. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. Ich kann nichts dafür , schien ihre Geste zu sagen.
    »Schon gut«, sagte Aruula und strich dem Mädchen durch das dünne Haar. Sie dachte an Maddrax und hoffte, dass es ihm und den anderen gut ging. Ob sie ihn und die anderen jemals wiedersehen würde…?
    Erschöpft schloss sie die Augen und versuchte die Bilder der toten Guule aus ihrem Kopf zu verdrängen. Vor ihrem geistigen Auge kniete ein weinendes Kind neben den Leichen seiner Eltern.
    ***
    »Sie sind uns entwischt!« Albay Kriw stürmte mit dem Gros seiner Kämpfer in die Wohnhöhle.
    Berfin sprang auf und versuchte in dem Gewimmel aus Guulen, die aber bald darauf in geordneten Reihen Aufstellung nahmen, ihre Eltern zu erkennen.
    Die Menschenfrau - Aruula - war ebenfalls aufgestanden und hielt sich vorsichtig im Hintergrund. Wahrscheinlich war sie schon auf die Krieger oder vielleicht sogar auf Kriw persönlich getroffen. Wie auch immer, ihre bisherigen Erfahrungen mit Guulen waren wohl nicht die besten.
    Da waren sie ja! Yarbay Kovan und Tegmen Belal standen in der zweiten Reihe. Berfin winkte ihnen zu und ihr Vater und ihre Mutter zwinkerten zurück. Im selben Augenblick gewahrten sie die Menschenfrau, die in der Gruppe von Zivilisten stand und misstrauisch zu ihnen herüberblickte, und ihre Mienen verzerrten sich.
    Aber wenn der Albay sprach, hatte man ihn nicht zu unterbrechen, und das wurde auch von ihnen respektiert.
    »Die Flucht aus dem Labyrinth ist bisher nur wenigen gelungen«, fuhr Kriw fort. »Wahrscheinlich hatten sie einfach nur Glück! Dass sie über eine Flugmaschine verfügten, hätte man vorher in Erfahrung bringen können! Warum haben die Wachen das nicht bemerkt und das Fahrzeug sabotiert?« Kriw ging vor seinen Leuten auf und ab. Die Unruhe, die entstand, als weitere Krieger Aruula wahrnahmen, missdeutete der Oberste als zustimmendes Gemurmel.
    »Künftig wird auch die nähere Umgebung und nicht nur der Platz direkt vor dem Eingang nach weiteren potenziellen Fleischlieferanten und Gefahrenquellen abgesucht. Sobald etwas entdeckt wird, geht eine Meldung an mich, verstanden? Wir haben heute ein paar gute Tegmen und Yarbay verloren. Und das Schicksal unseres Kameraden, der sich zu den Fremden ins Luftschiff gewagt hat, ist ungewiss. Wir gehen besser nicht davon aus, dass sie ihn am Leben lassen. Ihr wisst ja, wie die Menschen zu unseresgleichen sind.«
    Die wenigen Guule, die noch zuhörten und nicht auf Aruula starrten, grunzten zustimmend.
    Albay Kriw wunderte sich über den fehlenden Elan in der Antwort, was er so nicht von seinen Leuten kannte. Er beobachtete sie und folgte ihren Blicken, die auf einen Punkt hinter ihnen gerichtet war.
    Als er sich umdrehte und in die Reihen der Zuhörer spähte, erkannte er, wen seine Leute da so ungläubig fixiert hatten.
    Kriw zögerte nicht
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