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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt
Autoren: Christian Schwarz
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Zumal sich Eve gegen eine Rettung mit großer Sicherheit sträuben würde.
    Wie hatte Breedy gesagt? Leonard und die anderen sind besessen. Sie werden mit allen Mitteln zu entkommen versuchen.
    Überall lagen die Trümmer der zerstörten Hafengeschütze auf dem Kai, Teile davon waren weggebrochen und in den Hafen gestürzt. Im Schutz der Schuttberge schaffte es Rulfan, an den Soldaten vorbei zu kommen. Fast. Als er gerade den Kai hinter sich lassen wollte, hörte er einen Schrei! Nicht weit von ihm stand ein Schwarzgekleideter und deutete auf ihn.
    Rulfan glaubte Ben den Schrecklichen zu erkennen. Jetzt wurde es schwierig. Der Gesgeh-9 -Kommandant wusste natürlich, dass er von der EIBREX gekommen war.
    Weitere bewaffnete Soldaten erschienen. Der Albino rannte geduckt in Richtung der ersten Häuser. Schüsse fielen. Die Kugeln rissen ein paar Meter von Rulfan entfernt den Straßenbelag auf.
    Als er in eine Gasse eintauchte, die fast taghell beleuchtet war, sah er sich plötzlich zwei Soldaten gegenüber. Sie waren nur mit Schwertern bewaffnet. »Halt, stehen bleiben!«, schrie der eine. Rulfan setzte ein Driller-Projektil über ihnen in die Hauswand und tauchte in eine Nebengasse ab, während die beiden Soldaten unter einer Staubwolke verschwanden.
    Der Albino gelangte unbehelligt bis zu Leonards Motorrad. Unbeschädigt stand es dort, wo er es abgestellt hatte. Er hängte sich das Gewehr auf den Rücken, startete die Maschine und fuhr über die Hafenpromenade nach Norden. Es galt, die Straße ins Hinterland zu erreichen.
    Ein Trupp Soldaten stellte sich ihm in den Weg. Vereinzelte Schüsse aus Pistools krachten. Rulfan zog die Zündapp in eine so heftige Linkskurve, dass der Seitenwagen vom Boden abhob und halb schräg in der Luft hing.
    In dieser Position raste Rulfan durch den Freisitz eines Gasthauses. Stühle und Tische flogen durch die Gegend, während der hochstehende Seitenwagen einen wunderbaren Schutz gegen die Kugeln der Soldaten bot.
    Nach etwa zwanzig Metern lenkte Rulfan wieder scharf nach rechts, der Seitenwagen fiel auf die Straße zurück. Der Motor röhrte auf wie ein waidwundes Deer, als Rulfan am Gasgriff drehte und schlingernd weiterfuhr. Um ein Haar hätte er eine Frau erwischt, die mit ihrem Kind an der Hand über die Promenade irrte.
    Dann hatte er die Zündapp wieder im Griff und prügelte sie mit Vollgas die steile Straße hoch, die ins Hinterland führte. Über Stock und Stein raste er ins Technodorf zurück, das ihn ausgestorben und still empfing. Im Widerschein des Feuers über Sainpeert, das auch hier den Himmel erhellte, sah Rulfan, dass niemand zurückgeblieben war. Sie mussten sich alle auf dem Schiff befinden. Das Wort »Exodus« kam ihm in den Sinn; Eve hatte es benutzt, und nun wusste er auch, was sie meinte.
    Er rannte zu seinem Einmann-Luftschiff hinüber, verstaute die Waffen, zwängte sich in die Gondel und machte das Fluggerät startklar.
    Der Wasserstoff in den Traggaszellen erwärmte sich schnell und die MYRIAL hob sich langsam in die Luft. Als Gundars Soldaten das Technodorf stürmten, war Rulfan bereits zweihundert Meter über Grund und unerreichbar für sie.
    Hier oben verblasste der Feuerschein über Sainpeert schnell, denn der beginnende Morgen schob sich über den Horizont.
    Rulfan steuerte die MYRIAL über die Insel hinweg in Richtung Sainpeert. Aber er musste der Hauptstadt weiträumig ausweichen, denn die dichten Rauchschwaden, die über dem einstigen Stolz des Inselreichs hingen, machten einen Überflug unmöglich. Immerhin konnte sich Rulfan ein ungefähres Bild von den wahren Ausmaßen der Katastrophe machen. Das Ziehen in seinem Magen wollte gar nicht mehr nachlassen. Ihm wurde fast schlecht, wenn er daran dachte, dass sein eigener Vater für dieses Inferno dort unten verantwortlich war. Immerhin hatte er es geschafft, durch das Ablassen des Zauns viele weitere Menschen vor dem Tod zu bewahren. Aber das war ihm im Moment ein geringer Trost.
    Wo trieb es die ehemals Versteinerten hin?
    Rulfan passierte die Küstenlinie, die von einer mächtigen Rauchsäule eingehüllt war. Er sah Scharen von Vögeln, die alle von Guunsay geflüchtet waren.
    Da, da unten war die EIBREX IV!
    Plötzlich sah er sie: Die Fregatte zog einen langen weißen Gischtstreifen hinter sich her und schien mit Höchstgeschwindigkeit zu laufen. Einige Personen bewegten sich an Deck. Viele Seemeilen weiter hinten am Horizont bemerkte Rulfan Land. Da sich die EIBREX nach Nordosten bewegte, musste
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