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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt
Autoren: Christian Schwarz
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darüber? Du warst doch auch versteinert. Hat es etwas damit zu tun?«
    »O ja, auch ich war ein Opfer der Schatten«, zischte Breedy. »Und wie die anderen fühle ich das Ziel. Aber die Nosfera und die Menschen trennt zu viel, als dass die Kluft überbrückt werden könnte.«
    Sie redete in Rätseln. »Was heißt das: Du fühlst wie die anderen?«, hakte Rulfan nach.
    Ein Speichelfaden triefte aus Breedys Mund. Sie wischte ihn mit dem Ärmel ab. »Ich weiß, was wirklich vorgeht, warum Leonard das Schiff gekapert hat. Denn mehr noch als mit den anderen bin ich durch ein unsichtbares Band mit ihm verbunden und war so immer über das informiert, was er vorhat und was in ihm vorgeht.«
    Rulfan beugte sich nach vorne. »Dann sag es mir, Breedy.«
    »Du bist sein Sohn, nicht wahr? Rulfan.«
    »Bitte, Breedy, ich muss es wissen! Was ist mit meinem Vater und den anderen geschehen?«
    Ein böses Lächeln umspielte ihren verzerrten Mund. »Frag ihn doch selbst. Schwimm hinüber zum Schiff, zu Leonard. Und bevor ihr beide untergeht, richte ihm noch schöne Grüße von mir aus. Er soll wissen, wem er sein Scheitern zu verdanken hat.«
    Rulfan zerrte an seinen Fesseln. »Breedy, bitte«, sagte er eindringlich, »der Zaun muss sofort wieder ablassen werden! Die Bordwaffen der EIBREX haben die Macht, ganz Sainpeert zu zerstören. Und die Hafenkanonen sind außer Gefecht gesetzt. Wenn der Zaun nicht sinkt, macht mein Vater ernst. Geh zu Sampson und verhindere die Katastrophe!«
    Ein schrilles Pfeifen war zu hören. Dumpfer Donner rollte über den immer noch dunklen Hafen.
    Rulfan sank förmlich in sich zusammen. »Zu spät«, murmelte er.
    ***
    Der Matrose, der Rulfan übergesetzt hatte, nahm die Nachricht, die er zu überbringen hatte, ohne sichtbare Regung entgegen. Dann fuhr er zur EIBREX zurück. »Der Hafenkommandant sagt, dass das Gitter so lange oben bleibt, bis das Zehnfache der Hafengebühr sowie die Kosten für den Einsatz seiner Spezialtruppe bezahlt sind«, berichtete er. »Vorher kommt auch Rulfan nicht wieder frei.«
    Leonard Gabriel schäumte vor Wut. »Die wollen es nicht anders. Kapitaan, Sie werden die Bordkanonen klar machen lassen. Wir zeigen Sampson, dass wir nicht spaßen.«
    Wadeels Auge wurde groß. »Nein, das werde ich nicht. Dazu können Sie mich nicht zwingen.«
    »Nicht?« Der Prime zog den Abzug durch. Eine Kugel fuhr direkt neben Wadeel in die Wand und ließ ihn einen erschrockenen Satz zur Seite machen. »Haben Sie jetzt vielleicht Ihre Ansicht geändert? Ich hoffe es, denn die nächste Kugel trifft garantiert.«
    »Ja, ist gut, ich tue, was Sie wollen«, flüsterte Wadeel. »Ich hoffe aber, dass Sie sich mit einem Warnschuss zufriedengeben, Mann, und keine Unschuldigen töten.«
    »Natürlich wird das nur ein Warnschuss. Ich denke, ein Volltreffer in den Palast wird ihnen genügend Warnung sein.«
    »Tun Sie das nicht, ich bitte Sie. Ich glaube, Sie wissen nicht, wie verheerend unsere Bordwaffen sind.«
    »Quatschen Sie mir kein Loch in den Bauch, Kapitaan, sonst verpasse ich Ihnen eines. Ihr Feuerleitoffizier soll mit einer SAM-Rakete auf den Palast halten. Na los, wird's bald? Meine Geduld ist langsam erschöpft.« Gabriel richtete die Gewehrmündung auf Wadeels Bauch.
    Gleich darauf begann sich das Silo mit den vier Raketenschächten auf dem Vorderschiff leise sirrend zu drehen. Der Feuerleitoffizier richtete es auf den riesigen Palast aus, der als Schattenriss auf einem Bergrücken liegend erkennbar war. Eine Rakete zischte donnernd aus dem Schacht und hüllte das Vorderschiff in eine Rauchwolke. Auf feurigem Schweif ritt sie über die Bucht - und schlug direkt im Palast ein.
    Die Explosion riss das Haupthaus förmlich auseinander. Ein riesiger Feuerball blähte sich auf. Er erleuchtete Sainpeert taghell und schleuderte Dreck und Trümmer über die ahnungslose Stadt und ihre schlafenden Menschen. Kopfgroße Geschosse bohrten sich durch Dächer und Hauswände, schlugen in Gärten und brachten dutzendfachen Tod.
     
    Liisbet, die am Fenster stand und immer noch nicht verwunden hatte, dass ihr »kleiner Kaloi« nicht geblieben war, nachdem er Ben den Schrecklichen aus dem Schlaf gerissen und in den Einsatz geschickt hatte, zuckte zusammen. Plötzlich war der ganze Himmel in grell weißes Licht getaucht, während es fürchterlich donnerte und der Boden unter ihren Füßen bebte.
    Für einen Moment schloss Liisbet geblendet die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie viele hundert Sternschnuppen
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