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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt
Autoren: Christian Schwarz
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Waffen, Schwert und Driller, gelassen und ihn zudem mit einem eiligst herbeigeschafften weißen Laken ausgestattet. Diese provisorische Flagge als Zeichen des Unterhändlers wurde auch in diesen barbarischen Zeiten immer noch verstanden und respektiert. Immer öfter jedenfalls…
    Als das Boot auf das Schleusenhaus zuglitt, stand Rulfan auf und schwenkte das Tuch. »Ich bin gekommen, um zu verhandeln!«, rief er laut. »Ist da jemand?«
    Schatten tauchten über ihm an der Kaimauer auf. Sechs, sieben, zehn. Sie reihten sich nebeneinander auf.
    »Was willst du?«, rief einer der Männer zurück, so leise jedoch, dass es im Geräusch des Wassers, das gegen die Kaimauer schwappte, fast unterging.
    »Ich komme von der EIBREX IV und will mit eurem Anführer verhandeln.«
    »Dann komm mal hoch«, kam es voller Hohn und wesentlich lauter zurück. »Hier hast du eine Leiter. Ich hoffe, du kannst sie benutzen.«
    Das Boot befand sich jetzt längsseits der Kaimauer. Von oben fiel ein dickes Tau und klatschte ins Wasser. Rulfan ergriff und zog ein paarmal daran, um die Festigkeit zu prüfen. Dann spannte er seine mächtigen Armmuskeln an und kletterte flink wie ein Affe daran empor, wobei er sich mit den Füßen an der schrundigen Kaimauer abstützte. Oben zogen ihn ein paar ebenso kräftige Arme auf die Mauerkrone. Rulfan sah sich durchtrainierten Männern mit Sturmhauben und Pistools gegenüber. »Wer von euch ist der Anführer?«, fragte er ruhig.
    »Gib deine Waffen ab und komm mit.«
    Rulfan wurde kurz abgetastet, dann war er Schwert und Driller los. Er wurde ins Schleusenhaus geführt. Im fahlen Licht elektrischer Lampen trat er einem Mann gegenüber, der eine alte deutsche Uniform trug. Neben ihm stand eine schlanke Frau in Fellkleidern. Sie trug zudem eine Maske, die nur die Augen frei ließ. Rulfan glaubte in ihr die Gestalt wiederzuerkennen, die er gestern Abend am Waldrand gesehen hatte. Weitere Männer mit Sturmhauben hielten sich in der Schleusenanlage auf.
    Der Mann in der Uniform trat vor. Er grinste. »Ich bin Kaloi Sampson, der Hafenkommandant. Und Sie sind der Kapitaan der EIBREX IV?«
    »Nein. Ich heiße Rulfan und komme als Unterhändler.«
    »Was will der Kapitaan mit mir verhandeln?« In das kurze, abgehackte Lachen mischte sich nun auch noch Ärger. »Ich muss sagen, das habt ihr euch fein ausgedacht. Einfach das Schleusenhaus überfallen und den Zaun ablassen, um die Hafengebühren zu sparen, was? Aber nicht mit mir, meine Herren. So geht das nämlich nicht.«
    Ich fürchte , da liegst du gewaltig daneben , dachte Rulfan, sagte aber nichts. Ein anderer Gedanke kam ihm: Warum schloss Sampson erst ein Schmuggelgeschäft mit Wadeel ab und gab sich dann bei den Hafengebühren so kleinlich? Irgendwas stimmte hier nicht!
    »Jetzt müsst ihr sogar das Fünffache bezahlen, denn so sind die Hafenregeln bei versuchtem Betrug«, fuhr der Kommandant fort. »Und den Einsatz unserer Spezialkräfte habt ihr natürlich auch zu bezahlen, das ist ja wohl klar. Sagen Sie Ihrem Kapitaan, dass er erst dann wieder aus dem Hafen kommt, wenn er alle Schulden beglichen hat. Ich gebe ihm genau einen Tag dafür Zeit. Hat er sich bis dahin nicht zur friedlichen, fairen Zusammenarbeit entschieden, lasse ich das Schiff stürmen.«
    Triumphierend blickte er die vermummte Frau an, mit der irgendetwas nicht zu stimmen schien, da sie seltsame, abgehackte Bewegungen machte. »Gundar sei Dank habe ich überall meine Informanten, sodass mir nichts verborgen bleibt, was im Hafen von Sainpeert vor sich geht.« Er beugte sich plötzlich ein wenig vor. »Jetzt mal im Ernst, Rulfan. Sind unsere Hafengebühren wirklich so teuer, dass man sie mit derart kriminellen Aktionen einsparen müsste?«
    Rulfan überblickte die Lage nicht mal im Ansatz, deswegen hütete er sich zuerst einmal, über die wahre Situation an Bord der EIBREX IV Auskunft zu geben. »Sie müssen den Zaun sofort wieder senken lassen, Kaloi«, sagte er stattdessen eindringlich. »Sofort, verstehen Sie? Sonst wird der Kapitaan die Bordgeschütze einsetzen und damit nicht nur den Hafen, sondern ganz Sainpeert dem Erdboden gleichmachen.«
    »Ach ja? Wird er das?« Sampson spuckte verächtlich aus. »Die Drohungen nützen nichts, Rulfan. Sie bewirken höchstens, dass ich den zehnfachen Satz verlange. Auch wir haben starke Geschütze auf den Kaimauern stehen, die alle auf die EIBREX ausgerichtet werden können. Das Schiff mag noch so gut gepanzert sein, unserer Feuerkraft wird es nicht
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