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282 - Der Schein trügt

282 - Der Schein trügt

Titel: 282 - Der Schein trügt
Autoren: Christian Schwarz
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widerstehen. Die EIBREX wird so schnell sinken, so schnell kommt ihr gar nicht von Bord. Also, entweder ihr bezahlt die Hafengebühren oder wir machen Ernst.«
    Bei der Geschichte mit den Hafengebühren schien es sich um eine fatale Verwechslung zu handeln. Deswegen entschloss sich Rulfan nun doch zu einem Taktikwechsel. »Hören Sie, Kaloi, ich glaube, Sie sind nicht über die wahre Lage informiert. Kapitaan Wadeel ist nicht mehr Herr über die EIBREX. Das Schiff wurde überfallen und ist in den Händen von Technos, die es entführt wollen.«
    Der Hafenkommandant schaute verblüfft und überlegte einen Moment. Dann grinste er. »Netter Versuch. Aber darauf falle ich nicht rein. Soll ich mir jetzt vor Angst in die Hosen machen und das Gitter ablassen? Vergesst es!«
    Rulfan kochte innerlich. Diese ganze Situation war so verfahren wie rätselhaft. Auf der einen Seite ein geldgieriger Hafenkommandant, der die wahren Dimensionen dieser Aktion nicht begriff - auf der anderen die Technos und Dörfler um seinen Vater, die aus einem völlig unerfindlichen Grund die Fregatte entführen wollten… um was zu tun? Die sieben Weltmeere unsicher zu machen? Wie er es auch drehte und wendete, es ergab keinen Sinn.
    Die Vermummte flüsterte Sampson etwas ins Ohr. Daraufhin grinste dieser erneut. »Drehen wir den Spieß doch um. Wissen Sie was, Rulfan? Ich halte Sie für einen wichtigen Mann an Bord der EIBREX, für einen Offizier. Deswegen lasse ich Sie jetzt festnehmen, um meinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der Matrose im Boot soll diesem Lumpen von Kapitaan die Nachricht überbringen.«
    Zähneknirschend musste sich Rulfan mit Kabeldraht fesseln lassen. Dabei sprang ihm etwas ins Gedächtnis, was er vorhin nur am Rande registriert hatte und das durch Sampsons letzten Satz wieder an die Oberfläche gespült worden war:
    Der Hafenkommandant hatte ihn anfangs für Kapitaan Wadeel gehalten! Aber wie war das möglich, wenn die beiden doch tags zuvor einen Schmuggelvertrag abgeschlossen hatten? Sie mussten sich kennen!
    Das alles stimmt doch vorn und hinten nicht , dachte Rulfan perplex. In was für einen Mist bin ich da wieder hineingeraten?
    ***
    Zwei Maskierte stießen Rulfan in einen kleinen Raum neben der Schleusenanlage. Er stolperte und fiel unsanft hin. Der Körper eines schwarz Gekleideten dämpfte seinen Sturz etwas. Der Mann schrie auf.
    Rulfan rollte sich von ihm herunter und setzte sich an die Wand. Er glaubte nicht richtig zu sehen. Dabei ging es weniger um die Tatsache, dass die beiden Personen, die mit ihm hier saßen, ebenfalls gefesselt waren.
    »Eve?«, fragte er. »Was zum Teufel machst du hier? Habt ihr etwa das Schleusenhaus überfallen und den Zaun gesenkt?«
    Eve Neuf-Deville, die ein blau unterlaufenes Auge hatte, zog lediglich die Nase hoch und senkte den Blick.
    »Erst dachte ich, dass mein Vater das Schiff für Gundar stiehlt«, fuhr Rulfan fort und versuchte damit seine Gedanken zu ordnen. »Aber das kann nicht sein. Erstens würde Gundar es nicht gutheißen, wenn man seine Stadt bombardiert, zweitens hättet ihr dann nicht das Schleusenhaus überfallen müssen. So weit richtig?«
    Eve starrte ihn nur an, sagte aber nichts.
    »Was ich nicht verstehe…« Rulfan unterbrach sich für ein kurzes, abgehacktes Lachen. »Eins von den Dingen, die ich nicht verstehe«, verbesserte er sich, »ist, warum ihr das Schiff entführen wollt. Ich denke, es geht euch gut hier. Was wollt ihr draußen auf See?«
    Schweigen.
    »Verdammt, so sag doch was!«, fauchte Rulfan die Psychologin an. Er zerrte an seinen Fesseln, konnte sie aber um keinen Deut lockern. »Ihr seid doch keine Verbrecher - zumindest wart ihr keine, als ich damals bei euch in der Community war. Was hat euch so verändert?« Er stutzte und sprach aus, was ihm durch den Sinn schoss: »Hängt es vielleicht mit den Versteinerungen zusammen? Jolii meinte, ihr wärt anders, seit ihr wieder zum Leben erwacht seid. Was zum Teufel geht mit euch vor?«
    Eve zögerte einen langen Moment, dann brach sie endlich ihr Schweigen. »Wir brauchen ein hochseetüchtiges Schiff, weil wir Guunsay verlassen müssen«, sagte sie. »Aber hier legen nur selten größere Schiffe an.« Sie schaute vor sich hin, als würde sie in eine andere Welt blicken. »Erst haben wir die Barbaren für uns einen Segler bauen lassen, aber der ging unter.«
    Rulfan nickte. »Ich habe das Wrack gesehen. Weiter!«
    »Braham unterstützte den Bau sogar; ihm kam es äußerst gelegen, dass wir von
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