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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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gehabt. Aber diese Urenkel hier schienen zumindest keine Kannibalen zu sein.
    In einem Kauderwelsch, in das immer wieder geschnalzte Worte einflossen, begann der Dunkelschuppige zu erzählen. Matt sah zu Aruula. Die hatte sich niedergelassen, die Beine angezogen und ihr Gesicht zwischen die Knie gelegt. Sie lauschte .
    »Es sind Nachkommen von Menschen und Hydriten seit vielen hundert Wintern. Durch vielfache Inzucht sind sie stark degeneriert«, erklärte sie ihm später, als der Dunkelschuppige sie durch das Schiff führte. Muscheln, Seegras und Schmutz bedeckten Wände, Treppen und Böden. Hier und da nisteten Seeschwalben in Wandnischen und auf Kunststoffcontainern. »Sie scheinen in einer engen Symbiose mit den Seevögeln und den Walen zu leben. Zurzeit sind sie auf der Flucht vor einer Delfinherde. Mutierte Delfine scheinen ihre Erzfeinde zu sein. Seit Generationen werden sie von ihnen durch die Meere gejagt.«
    Der Dunkelschuppige schien zugleich der Klügste unter den Fischmenschen zu sein. Er führte Matt und Aruula in einen völlig verwahrlosten und verdreckten Raum, den der Mann aus der Vergangenheit schnell als die Kommandobrücke des Schiffes erkannte. Dort redete der Dunkelschuppige auf Matt ein. Er erklärte, dass er der Göttersprecher der Horde sei und dieses Schiff steuere.
    »Wohin fahrt ihr?«, erkundigte sich Matt. So marode diese Yacht auch war, sie konnte Aruula und ihn an Land bringen - oder sogar bis nach Irland.
    »Rufe Sonnengott an«, antwortete der Mendrit. »Sagt mir, wohin fahren.«
    »Aha.« Matt betrachtete die verdreckten Armaturen. Die meisten Schalter und Tastfelder waren unbrauchbar. Das Steuerruder ließ sich jedoch frei bewegen. Irgendwo unter der Brücke brummte ein Elektromotor. »Verflucht gute Qualität haben sie damals geliefert«, murmelte er.
    »Wer?«, fragte Aruula.
    »Die Menschen in den Zeiten vor ›Christopher-Floyd‹. Eigentlich ist es ein Wunder, dass der Elektromotor immer noch funktioniert. Aber vielleicht warten sie ihn auch. Oder sie haben eine Hilfe, von der wir noch nichts wissen.« Er fragte den Schamanen der Fischmenschen danach. Und tatsächlich: Der Elektromotor wurde regelmäßig nach einem genau festgelegten Ritual gewartet und die Sonnenkollektoren wurden gereinigt. Ein Schamane gab dieses Wissen an den nächsten weiter.
    Matt und Aruula ließen sich durch das gesamte Schiff führen. Anschließend bewirteten die Fischmenschen sie mit Meeresfrüchten. Jetzt wollten die Mendriten wissen, woher das Paar mit der Waffe der Vorfahren gekommen war.
    Matt entschloss sich, die Rolle zu spielen, die bei den Mutanten wohl am besten ankam. »Wir kommen von den Sternen«, erklärte er, »aus der Welt eurer Ahnen. Der Sonnengott schickt uns. Er will, dass ihr uns dorthin fahrt. In diese Richtung.« Um auf dem Seeweg nach Irland zu kommen, mussten sie die Straße von Gibraltar an der Südspitze Spaniens durchfahren. Er deutete nach Westen. Die Mutanten sahen einander erschrocken an. »Keine Sorge.« Matt hob seinen Kombacter. »Wenn Delfine angreifen, werde ich sie verjagen.« Die Mienen der Fischmenschen entspannten sich wieder.
    Eine halbe Stunde später schon änderte die MOTHER NATURE ihren Kurs. Sie steuerte nun die sizilianische Südküste an. Von dort wollte Matt Drax Kurs auf die Straße von Gibraltar nehmen.
    Er dachte an seine Tochter. Vielleicht hatte Tartus Marvin Gonzales sie ja längst gefunden, saß aber nun mit einem defekten Shuttle irgendwo in Irland fest.
    Am nächsten Tag begann Matt, sich mit dem Schamanen am Steuerruder abzulösen. Die Fischmenschen vertrauten ihm und Aruula, sahen sie immer noch als höhere Wesen an. Mit etwas mehr Grips hätten sie inzwischen sicher gemerkt, dass die beiden auch nur normale Menschen waren.
    Zwei Tage nach der ersten Begegnung mit den schuppigen Mutanten brachte Aruula ein in Kunststoff gebundenes Buch ins Cockpit. »Jemand hat hier hinein geschrieben«, sagte sie.
    Matt Drax übergab dem Schamanen das Steuerruder, nahm das Buch und blätterte darin. Das Papier löste sich bereits auf. »Das sind persönliche Aufzeichnungen einer gewissen Brigitte Herzog«, sagte der Mann aus der Vergangenheit. Er begann laut zu lesen: »Ich weiß nicht, wie das hier enden wird, Mama. Aber ich weiß jetzt, ich hätte auf dich hören sollen. Ein toter Fisch schaukelte unter der Landungsbrücke im Hafenbecken, als ich an Bord ging. Aale zerfleischten ihn. Das war etwa zwanzig Minuten, bevor du angerufen hast…«
    ***
    Februar
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