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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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ihn übergeht, desto mehr Gestalt nimmt er an.
    Er gelangt in einen großen runden Raum. Weitere sieben Männer und Frauen springen von ihren Sesseln auf. Überall Eisen, blinkende Lichter, überall Bilder, die sich bewegen. Er lässt sich nicht beirren.
    Ich bin Alfonso Eduardo Derdugo Alvarez. Ich bin gekommen, um euch das Leben wegzunehmen. Mutter wartet darauf, ihr müsst verzeihen. Sie ist hungrig. Also kommt alle her zu mir…
    Wie dünn sie sind, diese Lebendigen, und wie groß! Sie werfen sich auf ihn, sie schießen mit Feuerstrahlen auf ihn, sie verwandeln sich in Stein. Zuletzt berührt er eine Frau mit großen dunklen Augen.
    Ich muss es tun, meine Schöne. Mutter verlangt es von mir. Sie wartet darauf, dass ich auch deine Kraft zu ihr bringe.
    Die Frau ist nun aus Stein. Der Stein macht ein trauriges Gesicht. Schade. Der Schatten dreht sich um, geht aus dem runden Raum. Er streift durch die Räumlichkeiten, die nicht aus Holz sind, nicht aus Stein, nicht aus Zeltplanen. Er spürt alle Lebendigen auf und verwandelt sie alle in Stein. Bald ist er schwer und prall von Lebenskraft.
    Nun zurück zu Mutter. Sie wartet außerhalb des Gebäudes auf mich. Das Schiff ist lange gesegelt, aber sie wird mich finden, ohne Zweifel. Ich muss nur Geduld haben.
    Höre mich, Mutter! Ich bin Alfonso Eduardo Derdugo Alvarez, und ich habe deinen Willen erfüllt!
    ***
    30. Mai 2526
    Mit den Händen paddelten sie an die Steuerbordseite des seltsamen Schiffes heran. Die Rettungsinsel war schlaff und weich geworden. Ihre Innenkuhle füllte sich nach und nach mit Wasser. Die Narwale hielten respektvoll Abstand.
    Eine Strickleiter aus Kunststoff hing über die Bordwand herab. Matt Drax schnallte sich den Tornister, den er vom Allzweckanzug gelöst hatte, auf den Rücken.
    »Ich gehe zuerst.« Den Driller im Holster, den Kombacter unter dem Gürtel, packte der Mann aus der Vergangenheit den unteren Kunststoffholm und kletterte die Bordwand hinauf. Aruula steckte ihr Langschwert in die Rückenscheide und folgte ihm.
    Als Matt das obere Drittel der Bordwand erreichte, fiel sein Blick auf einen kaum leserlichen Schriftzug unter Seetang und Muscheln. Ein E und ein R erkannte er und dann noch ein N. Er zog den Kombacter hervor und rieb damit Dreck, Muscheln und Pflanzenbewuchs ab. Ein Buchstabe nach dem anderen kam zum Vorschein.
    »Was ist das?«, fragte Aruula unter ihm.
    »Der Name des Schiffes«, erklärte Matt Drax. »Es heißt MOTHER NATURE.«
    Er kletterte weiter, ging an Bord und zog erneut den Kombacter. In einem Swimmingpool ganz vorn am Bug bewegten sich Krebse. Seegras wucherte dort. Auch rote Quallen entdeckte Matt zwischen den Halmen.
    Nur vier der Mutanten schienen sich noch an Bord zu befinden. Murmelnd richteten sie sich auf den Knien auf. Ihre Gesichter wirkten doch menschlicher, als der erste Eindruck von fern hatte vermuten lassen. Aus großen, meist blauen Augen musterten sie die in silbergraue Spinnenseide gekleidete Frau mit dem Langschwert auf dem Rücken, die sich hinter Matt Drax an Bord zog. Sie waren unwesentlich kleiner als Aruula und damit gut zwanzig Zentimeter größer als normale Hydriten. Bei einem wölbte sich dunkles Schuppengestrüpp auf dem Schädel, bei den anderen gelbliches - um nicht zu sagen: blondes.
    »Ich weiß nicht, was ihr da macht«, sagte Matt Drax, »aber hört jetzt auf damit.« Er hatte die Sprache der Hydriten gewählt, aber die vier blickten verständnislos. Ihr schnalzendes und fauchendes Idiom schien sich so weit von der Ursprungssprache entfernt zu haben, dass sie ihn nicht mehr verstanden.
    Die Mendriten sahen sich an und schnalzten aufgeregt. »Was sagen?«, ließ sich dann einer von ihnen vernehmen - auf Englisch!
    Matt war verblüfft, versuchte es aber in seiner Muttersprache. »Warum habt ihr uns angegriffen?«, fragte er. »Und warum ergebt ihr euch jetzt?«
    Diesmal reagierten die Mendriten. Sie wiesen auf den Kombacter in den Fingern des blonden Mannes. Matt glaubte etwas wie Angst in ihren Blicken flackern zu sehen. »Waffe der Vorfahren!«, radebreche der Sprecher. »Groß mächtig!«
    Matt nickte. »Wenn ihr friedlich bleibt, werde ich sie nicht einsetzen«, versprach er. »Wo kommt ihr her?«
    Alle vier deuteten nach Westen.
    »Zu welchem Volk zählt ihr euch? Seid ihr Menschen?«
    Zwei nickten, einer schüttelte den Kopf. »Mensch. Und Mar'os-Hydrit«, sagte der Dunkelschuppige. Matt stellten sich die Nackenhärchen auf. Mit den Mar'osianern hatte er schon zu tun
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