Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
noch. Selbst wenn Isabelle nicht schreit, höre ich ihr entsetzliches Gekreische. Ich habe resigniert und es scheint mir nur eine Frage von Stunden, bis auch Marc…
    Schritte näherten sich. Biggy hörte auf zu schreiben und blickte von ihrem Tagebuch auf. Sie hockte im Sessel des Steuermanns.
    Teller stemmte sich aus dem Kapitänssessel und schleppte sich zur verbarrikadierten Tür. Dort lauschte er. Der Schrittlärm verstummte, jemand räusperte sich. »Ich muss mit euch sprechen.«
    »Margot!« Teller legte das Ohr an das Türblatt. »Du lebst?«
    »Sie wollen mit euch verhandeln und schicken mich als Unterhändler. Macht auf, damit wir reden können.«
    »Bloß nicht!«, zischte Biggy.
    »Du stehst unter Druck, Margot«, sagte Teller heiser. »Ich fürchte einen Trick.«
    »Das ist kein Trick, Marc. Lasst uns reden, ihr habt doch sonst keine Chance.«
    »Sie könnten hinter dir stehen. Sie könnten versuchen, das Ruderhaus zu stürmen, sobald wir öffnen…«
    »So ist es nicht, ich schwöre es dir«, sagte die schleppende Frauenstimme draußen. »Ich hätte mich nicht einverstanden erklärt, die Verhandlungen mit euch zu führen, wenn sie einen Hinterhalt versuchen würden. Das war meine Bedingung: keine Tricks.«
    »Sie haben dich doch gefoltert, bis du dazu bereit warst!«, rief Biggy.
    »Sie foltern niemanden. Sie behandeln uns nicht schlecht. Jedenfalls uns Frauen nicht.«
    »Und was ist mit Isabelle?« Biggy zog die Beine auf den Sessel, sie fror. »Warum schreit sie so erbärmlich?«
    »Isabelle ist wahnsinnig geworden. Macht auf.«
    »Was bieten sie uns?«, fragte Teller. »Wenn einer mit mir verhandelt, dann muss er mir etwas anbieten. Ist doch klar, oder?«
    »Sie bieten euch Wasser.«
    Teller und Biggy sahen einander an. Beiden stockte der Atem. Seit zwei Tagen schon drehten sich ihre Gedanken um nichts anderes mehr als um Wasser.
    »Wenn ihr aufmacht, bekommt ihr das Wasser«, fuhr Margot fort, »ich nenne euch ihre Forderung und ihr Angebot, und ihr habt Bedenkzeit, bis euch das Wasser ausgegangen ist.«
    »Komm her«, flüsterte Teller an Biggys Adresse. Mit der gesunden Hand warf er ihr das M-16-Gewehr zu, dann löste er den Riegel der Ruderhaustür.
    »Bist du wahnsinnig…?« Biggy fing die Waffe auf. Ihr wurde schwindlig, so schnell sprang sie aus dem Sessel. Neben der halb offenen Tür lehnte sie gegen die Wand und zielte in den kleinen Durchgang, der zur mittleren Galerie führte.
    Keiner der Schuppenkerle war zu sehen, nur Margot.
    »Hier.« Margot Waller reichte ihnen einen Krug mit Wasser, zwei Liter etwa. Teller trank zuerst, reichte den Krug dann an Biggy weiter. Als die getrunken hatte, schwappte nur noch ein knapper Liter Wasser im Glaskrug.
    »Rede«, forderte Teller. Seine fiebrigen Blicke flogen über Margots abgemagerte Gestalt.
    »Du kriegst freien Abzug.« Aus dunklen Augen musterte Margot ihren ehemaligen Geliebten. Ihr Haar war verfilzt, ihr Gesicht bleich und hohlwangig, ein praller Bauch wölbte sich zwischen den Säumen des schmutzigen Lederumhangs, den sie trug. Sie war hochschwanger! »Sie überlassen dir eines der Beiboote.«
    Teller starrte erst auf ihren Bauch, dann in ihr Gesicht. »Und der Preis?«
    »Du musst die Österreicherin ausliefern.« Damit drehte sie sich um und schaukelte den schmalen Gang hinunter. An seinem Ende verschwand sie auf der Galerie.
    Biggy schlug die Tür zu, Angst würgte sie. Teller schob die Riegel vor und schloss ab. »Freien Abzug«, kicherte er. Er schleppte sich zurück zum Kapitänssessel und ließ sich hineinfallen. »Freien Abzug in die Hölle, was, Biggy…?« Er schloss die Augen und lachte, bis ihm die Tränen kamen. Dann weinte er.
    »Bring mir den Wasserkrug, Biggy«, krächzte er, als er sich leidlich beruhigt hatte. »Der Durst bringt mich um.«
    »Der Durst, die Schuppenmonster oder das Meer - einer dieser drei wird dein Mörder sein, so oder so.« Vorsichtshalber nahm sie noch ein paar Schlucke, bevor sie ihm den Glaskrug reichte. Teller trank gierig.
    Biggy wankte. Sie hielt sich an seinem Sessel fest. »Es ist lächerlich«, murmelte sie, »es ist absolut lächerlich, aber ich bin trotzdem eifersüchtig.«
    »Wieso eifersüchtig?« Marc Teller leckte sich die Lippen und reichte ihr den Krug.
    »Weil sie dein Kind im Bauch trägt«, sagte Biggy. Teller stierte sie an. Er schien überhaupt nichts zu begreifen. »Du wirst Vater, Marc! Hast du ihren Bauch nicht gesehen?«
    »Doch.« Er feixte bitter. »Aber ich bin nicht der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher