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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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Biggy glaubte zu wissen, was hinter seiner Stirn vor sich ging: Ohne Sonnenlicht würde es in absehbarer Zeit keine Energie mehr für die Triebwerke geben. Und ohne Triebwerke würde die MOTHER NATURE im Ozean treiben wie ein manövrierunfähiges Floß.
    Die Fahrt durch den Albtraum endete auch in einem Albtraum.
    Als sie die letzten Atolle der Prince-Edward-Inseln vorbeiziehen sahen, entdeckte Nathanaels Ortung Menschen zwischen den Wellentälern. Schreiend stürzte er aus dem Ruderhaus an das Geländer der Galerie. »Zwei Frauen schwimmen hundert Meter entfernt an Steuerbord im Meer!«, rief er in den Salon hinunter, wo Biggy Tagebuch schrieb und die anderen sich die Zeit mit Pokern vertrieben. Der Israeli wirkte ungewöhnlich erregt.
    Alle sprangen auf und stürzten die breite Wendeltreppe zum Oberdeck hinauf. Biggy erreichte als Erste die Glasfront. Sie griff sich den Feldstecher, der dort neben der Glastür zum Außendeck hing, und drückte auf den Türöffner. Durch die erst halb aufgeschobene Tür zwängte sie sich auf den Freiplatz vor dem Pool. Durch den Schlamm, der fingerdick die Planken bedeckte, balancierte sie zur Reling und setzte den Feldstecher an die Augen.
    Die erste Frau entdeckte sie sofort, denn deren blondes Haar hob sich deutlich vom nahezu schwarzen Wasser ab. Höchstens siebzig Meter entfernt tauchte sie zwischen den Wellenkämmen auf und unter. Die zweite, schwarzhaarige Frau trieb knapp zwanzig Meter dahinter.
    »Hast du sie entdeckt?« Fordernd streckte Teller neben ihr die Rechte aus.
    »Das kann doch gar nicht sein…«, flüsterte Biggy und drückte ihm den Feldstecher in die Hand. »Das ist doch völlig unmöglich…«
    »Was?«, wollte Isabelle wissen. »Wovon sprichst du denn?«
    »Margot!«, schrie Teller auf einmal. Er setzte das Glas ab. »Schnell!«, wandte er sich an Nathanael und Cleveland. »Macht eine Rettungsinsel fertig! Lasst die Strickleiter hinunter! Margot und Lara treiben dort in den Wellen.« Er überließ Isabelle das Fernglas. »Ich gehe ins Ruderhaus und steuere die Yacht näher an die beiden heran!« Teller sprang zur offenen Glasfront, rutschte im Schlamm aus, stemmte sich schnell wieder hoch und verschwand schließlich in der Galerie.
    »Wie kann das möglich sein?«, flüsterte Isabelle, während sie die beiden Frauen in den Wellen beobachtete. »Wie kommen die beiden hierher…?«
    »Ich habe damit aufgehört, mich über irgendwas zu wundern.« Biggy öffnete die Reling und ließ die Strickleiter von Bord. Die MOTHER NATURE bewegte sich auf Margot und Lara zu. Als die Yacht bis auf zwanzig Meter an den Schwimmerinnen dran war, warf Nathanael die Rettungsinsel und Cleveland ein Tau über Bord.
    Beide Frauen schwammen an der Rettungsinsel vorbei. Und erst als nur noch zwei Meter Margot und das Ende der Strickleiter trennten, fiel es Biggy auf: Keine der beiden Frauen machte Schwimmbewegungen, die kräftig genug gewesen wären, um sie über Wasser zu halten.
    Da war es schon zu spät.
    Margot stieg plötzlich aus den Wogen, als würde jemand sie hochheben - sie saß auf schuppigen Schultern. Schuppige Arme streckten sich aus dem Meer, türkis und blau schillernde Klauen griffen nach der Strickleiter und dem Tau. Auf einmal umgab ein Netz aus Blasen den Bug der MOTHER NATURE, und dann tauchten Dutzende von Scheitelflossenkämmen aus den Wellen auf.
    Das war die Antwort auf ihre Frage: Margot und Lara waren nicht zufällig hier. Sie waren die Köder in einer Falle, die jetzt zuschnappte.
    Schon packte der erste der Fischartigen den unteren Holm der Strickleiter…
    ***
    Februar 2526
    Claudius Gonzales war nicht der Mann, der vor unberechenbaren Situationen zurückschreckte. Notfalls pflegte er persönlich ins Auge des Orkans zu gehen, um die Lage der Dinge dort zu erkunden.
    Zwei Minuten lang beobachtete er die offene Ausstiegsluke auf dem Hauptmonitor, dann sagte er zu Regula Tsuyoshi: »Ich muss mir das selbst anschauen. Halte die Stellung hier.« Er berührte sie an der Schulter, sah ihr in die Augen und verließ die Zentrale.
    Begleitet von zwei schwerbewaffneten Sicherheitsmännern schritt er wenig später durch den Außenring der Mondstation. Über Helmfunk stand er mit seiner Stellvertreterin in der Zentrale in Verbindung. »Was tut sich an der Außenschleuse?«, fragte er alle zwei Minuten.
    »Nichts«, lautete die immer gleiche Antwort Regulas.
    Die Angst in den Augen seiner Stellvertreterin war ihm nicht entgangen. Und die Schönheit ihrer Augen auch
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