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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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nicht. Er beschloss, noch an diesem Tag einen ersten Versuch zu unternehmen, sie zu verführen.
    »Und?«, fragte er, als ihn und die beiden Bewaffneten nur noch wenige Schritte von der Außenschleuse des Andockmoduls trennten. »Steigen sie endlich aus?«
    »Nein«, beschied ihm Regulas Stimme im Helmfunk.
    Schließlich konnte er sich selbst davon überzeugen, dass es einfach nicht mehr zu sagen gab über die Situation vor der offenen Ausstiegsluke des Shuttles. Nichts hatte sich dort verändert.
    Die beiden Sicherheitsmänner machten ihre Arbeit. Sie schickten Claudius Gonzales hinter den Rahmen des Schleusenschotts in Deckung. Dann schoben sie sich, den Rücken an der Außenhülle des Shuttles, von beiden Seiten der offenen Luke entgegen. Sich gegenseitig sichernd, drangen sie in die kleine Schleuse ein. Gonzales beobachtete sie über einen kleinen Monitor neben der Innenschleuse. Unwillkürlich hielt er den Atem an, als die Männer in Richtung Cockpit aus seinem Blickfeld verschwanden.
    Die Sekunden danach verstrichen quälend langsam. Waren es zehn, waren es zwanzig oder noch mehr? Endlich erschien einer der Männer wieder im Lukenrahmen. Er wirkte seltsam steif. »Kommen Sie schnell, Kommandant«, tönte seine Stimme hohl und heiser aus dem Helmfunk.
    Claudius Gonzales löste sich aus seiner Deckung und ging zum Shuttle und zur Luke. Er trat hinein und sah dem Sicherheitsmann ins Gesicht. Der erschien ihm älter als noch Minuten zuvor. Überhaupt schnitt er eine Miene, als hätte ihn eben ein Gott vor seinem Richterstuhl die ewige Verdammnis verkündet.
    Gonzales bekam es mit der Angst, schluckte und schob den Mann zur Seite. Dann beugte er sich ins Cockpit. Marvin Tartus Gonzales stand vor der Konsole mit den Schaltern der Außenscheinwerfer und hielt einen davon mit zwei Fingern umfasst. Der Missionschef schien überhaupt nicht zu bemerken, dass jemand das Cockpit betreten hatte. Dabei stand der zweite Sicherheitsmann direkt neben ihm.
    Zu seiner Rechten im Pilotensessel hob Belt Sören Braxton die Hand, als wollte er ein lästiges Insekt abwehren. Warum wirkte seine Mimik so erstarrt? Warum bewegte er sich nicht?
    Jetzt fiel der Blick des Kommandanten auf Tita Athena Gonzales. Sie stemmte die Hände auf die Armlehnen ihres Sessels, als wollte sie aufspringen. Sie sprang aber nicht auf. Das bleiche, katzenhafte Gesicht der Ärztin war wie versteinert.
    Und endlich begriff Claudius Gonzales, was mit der Crew des Shuttles geschehen war. Auf einmal spürte der Kommandant seine Knie nicht mehr. Er glaubte zu stürzen und hielt sich an einer Sessellehne fest. Yiling Kyi Angelis saß in dem Sessel. Sie hatte die Augen geschlossen, schien zu schlafen. Doch sie atmete nicht mehr.
    Gonzales streckte seine Rechte aus, erschrak, weil seine Finger zitterten, und berührte die Stirn der Copilotin. Sie war kalt und hart wie Stein.
    Sie war aus Stein.
    Gonzales schnappte nach Luft. Das Cockpit schien sich um ihn zu drehen.
    Der zweite Sicherheitsmann hatte sich gegen die Seitenwand gepresst. Auch er konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    »Was ist los, Claudius?« Regulas Stimme aus dem Helmfunk. »Warum höre ich nichts von Ihnen?« Gonzales wollte antworten, aber er wusste nicht, was. »Sind Sie in Ordnung, Kommandant?«
    »Doch…«
    »Was ist los im Shuttle?«
    »Eine… eine Krankheit, schätze ich, ja, es muss wohl eine Krankheit sein…«
    »Eine Krankheit?« Regula Tsuyoshis Stimme klang alarmiert. »Was für eine Krankheit.«
    »Sie sind…« Seine eigene Stimme kam Gonzales fremd vor. »Sie sind alle versteinert…«
    »Sind Sie auch wirklich in Ordnung, Kommandant?«, raunte es im Helmfunk.
    »Kommandant!« Eine andere Stimme quäkte im Helmfunk, die eines Mannes. Instinktiv drehte Claudius Gonzales sich um. Der Sicherheitsmann stand steifbeinig in der Schleuse und deutete nach hinten. »Da! Sehen Sie nur…!« Das Schott zum Laderaum stand offen. Und zwischen den Ausrüstungscontainern bewegte sich eine schattenhafte Gestalt…
    ***
    Mai 2012
    Keiner hatte eine Waffe mit aufs äußere Oberdeck genommen. Nathanael stürzte zum Pool, befingerte das Tastfeld für die MG-Säule. Cleveland, Isabelle und Biggy rannten weg von der Reling und hin zur offenen Glasfront.
    Eine Schlinge des Taus, das er ins Meer geworfen hatte, schlang sich um Clevelands Knöchel - er stolperte und fiel bäuchlings in den Schlamm. Isabelle glitt auf den glitschigen Planken aus und schlug ebenfalls lang hin. Nur Biggy konnte sich mit
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