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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Michelle Stern
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wissen, wohin sie wollte.
    Quart'ol folgte ihr. Sie kannte sich in der Stadt ohne Zweifel besser aus als er, schließlich lebte sie seit Rotationen hier.
    Bel'ar führte ihn quer über einen Platz des Tausches, auf dem allerlei Rüstungsteile, Schockstäbe, aber auch exotische Meerespflanzen und Fische für bionetische Wohnaquarien feilgeboten wurden. Ebenso mehrere neue Transportquallen, zwei Man'tane und allerlei technische Geräte.
    Bel'ar drängte sich an den empörten Tauschenden vorbei, zwischen zwei Quallen hindurch und schwamm in eine schmale Gasse, in der links und rechts alte, zylinderförmige Kuppelgebäude aufragten.
    »Wo willst du hin?«
    »Zum Mar'kos-Tor! Das Alte!«
    Quart'ol erinnerte sich. Das alte Tor war ein schmaler Durchgang zwischen zwei durch Granitwände getrennte Stadtbereichen, durch den höchstens zwei Hydriten nebeneinander passten. Es lag etwas erhöht in der Wand. Das dazugehörige Lastentor, das erst später erbaut worden und wesentlich breiter war, lag ein gutes Stück entfernt. Da es von der neuen Kuppel überspannt wurde, konnte man die Granitwand nicht mehr überschwimmen.
    Quart'ol verstand nicht ganz, wie das Tor ihnen nutzen sollte. Es war ein offener Durchgang, der nicht geschlossen werden konnte. Die Enge brachte keinerlei Vorteil. Aber jetzt war keine Zeit zum Diskutieren. Einige Schwimmlängen hinter ihnen tauchte einer der Wächter auf.
    »Schneller!«, trieb Bel'ar ihn an.
    Er registrierte verwundert, wie gut sie in Form war. Entschlossen gab er alles, was möglich war. Er wollte auf keinen Fall in die Hände des Gilam'esh-Bundes fallen! Zu gut erinnerte er sich an seine letzte Gefangenschaft in der geheimen Grotte des Bundes.
    Skorm'ak… Du willst mich tot sehen und hast deine Piranhas nach mir ausgeschickt. Aber mich bekommst du nicht mehr!
    Sie kraulten durch die enge Gasse, schossen in eine Querallee und waren mit einem guten Stück Vorsprung am Tor. Bel'ar hielt überraschend inne und zerrte an einer Abdeckung an der Durchgangsinnenwand. »Hilf mir!«, klackerte die Wissenschaftlerin.
    Quart'ol stoppte - er war schon auf der anderen Seite des eiförmigen Tores -, fuhr herum und half ihr, die Abdeckung abzureißen. »Was ist das?«
    »Druckluftdüsen! Zur Reinigung! Hab ich selbst entwickelt!«
    Bel'ars Hände arbeiteten fieberhaft. Sie hatte außer den versteckten Düsen, die auf das Torinnere gerichtet werden konnten, eine Schaltfläche freigelegt. Ihre Finger mit den spitzen Hornnägeln klackerten über die Tastflächen.
    Inzwischen kam der erste Wächter immer näher. Hinter ihm schwamm ein zweiter Wächter heran. Es waren die beiden Jer'lag-Spieler.
    Der erste hatte einen dünnen Schockstab in der Hand, den er im Park entweder zusammengeschoben an seinem Körper oder in unmittelbarer Umgebung versteckt haben musste.
    »Sie kommen! Beeil dich!« Was auch immer Bel'ar vorhatte, es blieben nur wenige Augenblicke.
    »Ich bin gleich so weit! Ich muss die Sicherung deaktivieren, damit der Druck größer ist!« Bel'ar richtete die Düsen auf die Angreifer, drückte auf ein Schaltelement und riss Quart'ol mit sich auf die andere Torseite.
    Gleichzeitig fuhr der erste Blitz durch das Wasser. Bel'ar klackerte auf, als er ihren Arm streifte. Quart'ol schmeckte die Verbrennung in den Kiemen. Feinste Partikel gaben ihm einen Eindruck von Bel'ars Verletzung.
    »Weiter!« Der Wissenschaftler zog die Hydritin mit sich. Mit einem letzten Blick zurück sah er, wie das Wasser durch die anlaufenden Druckluftdüsen immer stärker aufgewirbelt wurde. Eine starke Strömung entstand, die die beiden Wächter zurückdrängte. Es sah fast komisch aus, wie sie verzweifelt dagegen ankämpften, die Gesichter verbissen, die Augen voll hilflosem Zorn. Dieses Hindernis würde sie wertvolle Zeit kosten.
    »Wir sollten uns trennen! Das ist einfacher!« Quart'ol hoffte, dass Bel'ar vernünftig genug war, darauf einzugehen. Er sah besorgt auf ihren Arm, doch die Wunde sah nicht schlimm aus. Eine leichte Verbrennung, nicht größer als ein Algenblatt.
    »Ich habe ein paar Sachen versteckt, die wir brauchen können.« Bel'ars Stimme klang aufgeregt. Ihr Gesicht war durch die Anspannung dunkler als sonst.
    Quart'ol sah sie bewundernd an. »In Ordnung. Hol deine Sachen! Wir treffen uns wie vereinbart.«
    Er berührte flüchtig ihre Schultern, dann eilte er in unregelmäßigen Schwimmzügen durch die Stadt davon. Er betete zu allen Meergöttern, dass Bel'ar nichts passierte.
    ***
    Nach etlichen Umwegen
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