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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Michelle Stern
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erzählt habe. Ich muss jemanden aus dem HydRat finden, der vertrauenswürdig ist. Jemanden, der nicht nur im Neun-Städte-Bund Einfluss hat, sondern auch in der Förderation, und der bereit ist, den Hydriten die Wahrheit zu bringen.«
    Bel'ar streckte die Flossenhand nach dem Kristall aus. Ihre Finger schlossen sich langsam, als sie vor Quart'ols ausgestreckter Hand ins Wasser griff, ohne den Kristall zu berühren. Sie klickte leise, ein Seufzen. »Wie gerne würde ich selbst diese Bilder sehen. Aber es ist Eile geboten. Wie lange bist du schon hier?«
    »Drei Zyklen.«
    »Denkst du, du wurdest entdeckt?«
    »Ich habe niemanden bemerkt, der auf mich aufmerksam wurde. Trotzdem hast du ganz recht. Wir müssen uns beeilen. Gilam'esh'gad ist in Gefahr.«
    Bel'ar zog nachdenklich ihre langen Beine auf den breiten bionetischen Sitz. Sie sah zu den Leuchtmikroben an der Decke, die wie ein Sternenhimmel blinkten. Sie schien nachzudenken.
    »Ich glaube…«, sagte sie langsam, »ich glaube, ich kenne eine Hydritin, der du vertrauen kannst und die genau richtig für dein Vorhaben ist. Ihr Name ist Ner'je. Sie ist noch nicht lange im Rat, aber sie hat großen Einfluss. Ich lernte sie bei einem Wissenschaftsprojekt kennen. Sie ist großartig, fast wie eine Freundin. Und das Beste ist, dass Kal'rag auf sie hört. Sie sind sogar entfernt verwandt.«
    »Kal'rag? Der Oberste des Neun-Städte-Bundes?«
    »Ganz genau der. Natürlich tut er nicht blind, was sie sagt, aber er hält große Stücke auf sie. Wenn wir sie überzeugen könnten, könnten wir uns mit ihrer Hilfe an Kal'rag wenden.«
    »Weißt du, wie Ner'je zum Gilam'esh-Bund steht?«
    »Das ist es ja! Ner'je hat sich in meiner Gegenwart mehrfach negativ über den Bund geäußert. Sie denkt, er sei zu selbstgefällig und geheimnistuerisch.«
    »Nun… Ich denke, wir müssen es versuchen. Kannst du ein Treffen zwischen Ner'je und mir organisieren?«
    »Das lässt sich machen.«
    »Wo wollen wir uns verabreden, damit du mich informieren kannst?«
    »Willst du nicht hier bleiben?« Bel'ar legte ihren Scheitelkamm leicht schräg.
    »Es ist zu gefährlich. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert.«
    »Wir haben früher schon gemeinsam Gefahren ausgestanden.«
    Es fiel ihm schwer, ihren Blick zu deuten. Hoffnung regte sich in ihm. Konnte es sein, dass sie ihn genauso attraktiv fand wie er sie? Dass es nach all den Jahren der Trennung Anziehung zwischen ihnen gab? »Ich habe schon ein Versteck, danke. Wie wäre es, wenn wir uns morgen zur zehnten Phase an der Ei'don-Statue Richtung Landseite treffen?«
    »Einverstanden. Ich werde da sein.«
    Quart'ol stieg auf. Draußen in der Stadt verblasste das Licht der Leuchtmikroben in der Kuppel. Er steckte den Datenkristall ein und schnürte den Beutel sorgfältig zu.
    Was würde Bel'ar erst sagen, wenn sie von Gilam'esh erfuhr?
    ***
    Quart'ol traf sich mit Ner'je an einem Platz der Gemeinsamkeit. Geld und Tauschhandel waren unter den Hydriten nicht so wichtig wie bei den Menschen. Es gab öffentliche Plätze, die vom HydRat unterstützt wurden.
    Man musste für sie keine Gebühr entrichten. Wenn man es wollte, konnte man dort ganz unter sich sein.
    So auch in der kleinen Grotte, die Quart'ol als Treffpunkt ausgewählt hatte. Hier wuchsen die exotischsten Unterwasserpflanzen - und dennoch war es nichts gegen die düstere Pracht und die Weitläufigkeit von Gilam'esh'gad. Alles hier war hell und gepflegt. Sitze und Liegen, aus Korallen geformt, luden zum Verweilen ein. Weite Muschelbänke reihten sich auf den Granitfelsen aneinander. Ein Stück entfernt gab es ein Vergnügungslabyrinth für Kinder. Es war aus zahlreichen muschelbesetzten Tunneln gebaut, die man auf der Suche nach dem Ausgang durchschwimmen konnte. Vor dem Labyrinth tummelte sich ein Schwarm goldener Garibaldifische.
    Innerhalb der großen Höhle gab es weitere Abschnitte, die man belegen konnte.
    Quart'ol aktivierte ein Leuchtelement, um anzuzeigen, dass dieser Grottenbereich nun besetzt war. Auf diese Weise würden Ner'je und er ungestört bleiben.
    Quart'ol hatte seine Gründe, warum er eine Höhle innerhalb des Erholungsgebietes am Rand des Stadtkerns ausgewählt hatte. Das Gebiet besaß gleich fünf Ein- und Ausgänge, die schwer zu überwachen waren. Darüber hinaus fehlte ihm die durchsichtige Kuppel, was eine Flucht nach oben zuließ.
    Er wartete eine Weile in der verabredeten Parzelle, bis Ner'je endlich hereinkam. Er erkannte sie an einem Zeichen, das Bel'ar mit
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