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0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Stehenbleiben!« befahl Rob Tendyke. »Nicht bewegen!« Seine Hand mit dem langläufigen Revolver flog hoch, den er wie John Wayne im offenen Holster an der Hüfte trug. Bill Fleming erstarrte zur Salzsäule. Sekunden später krachte der Schuß.
    Tendyke wirbelte die Waffe einmal am Abzugbügel um den Zeigefinger und stieß sie ins Holster zurück. Neben Bill Fleming klatschte eine Giftschlange mit durchschossenem Kopf auf den Boden.
    »Verdammt noch mal, das blöde Viehzeug ist aber auch überall«, brummte Tendyke. »Und wenn Chang dieses Mistvieh auch in den Suppentopf schmeißt, werfe ich ihn in die Latrine und benutze ihn als Rührlöffel. Drei Tage hintereinander Schlange ist nicht zum Aushalten!«
    Bill Fleming atmete tief durch und starrte die Schlange an. »Sag mal… wo saß das Biest?«
    »Freundlicherweise direkt vor meiner Kugel«, erklärte Tendyke gelassen. »Über dir auf dem Ast. Du solltest dich nicht immer so fleißig dicht unter die Bäume stellen. Wie hast du bloß die letzten hundert Jahre überlebt?«
    »Indem ich vergaß, wie man stirbt«, konterte Bill trocken.
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Auch ’ne Methode. Das ist hier aber auch wie verhext. So viele Schlangen habe ich nicht mal im tropischen Regenwald erlebt. Noch dazu Biester, die hier eigentlich nicht mal unbedingt gedeihen dürften. Na, solange ich sie rechtzeitig sehe…«
    Er ging zu den Zelten zurück. Bill Fleming schloß sich ihnen an. Zwischen den großen Steilwandzelten stand der Chevy-Van, der als Büro diente. Die beiden Männer stiegen ein. Bill schüttelte den Kopf und streckte wortlos die Hand aus.
    Manuela Ford drückte ihm die Bierbüchse in die Hand. Eisgekühlt. Bill nippte an dem goldgelben Saft jind reichte ihn an Tendyke weiter. Der schüttelte den Kopf, holte eine Fruchtsaftflasche aus einem kleinen Kasten und trank.
    »Eiskalte Getränke geben Magenkoliken«, sagte er. »Was macht die Verwaltung?«
    »Wächst und gedeiht«, sagte Manuela finster. »Wenn ich gewußt hätte, daß Bill mich hier als Sekretärin mißbraucht… nee…«
    Bill grinste und warf sich in einen der drei Sessél in dem als Konferenz -und Büroraum umgebauten Van. Er legte die Beine auf den Tisch.
    Sie befanden sich in Tunesien, in einem Waldgebiet nahe der Mittelmeerküste nördlich der Stadt Stax, knapp über dem 35. Breitengrad. Hier hatte jemand durch Zufall mitten im dichtesten Wald eine Tempelanlage entdeckt.
    So etwas kam vor. Griechen und Römer hatten sich in der Antike um den gesamten Mittelmeerraum herum getummelt und überall ihre kulturellen Spuren hinterlassen. Was nicht in das Bild paßte, war, daß dieser Tempel weder griechisch, römisch noch sonstwie einzuordnen war. Er entstammte keiner der Mittelmeerkulturen. Auch keiner anderen, die Bill Fleming geläufig war.
    Bill, Historiker und Harvard-Dozent, aber ständig überall in der Welt, entweder beruflich oder auf Dämonenjagd, hatte ein Forschungsteam zusammengestellt, um dem Rätsel dieses Tempels auf den Grund zu gehen. Seine Freundin, die deutsche ExKunststudentin Manuela Ford, hatte er mitgenommen und irgendwie auf die Gehaltsliste setzen können, ohne daß es auffiel - obgleich sie das kleine Gehalt eigentlich nicht nötig hatte, sie war vermögend, aber versicherungsrechtlich war es besser, sie als Team-Angehörige geführt zu wissen - und wie er an Rob Tendyke gekommen war, wußte er selbst nicht. Der Mann, der so jungenhaft lachen konnte und Bill irgendwie entfernt an den Druiden Gryf erinnerte, bezeichnete sich selbst als »Archäologe, Geologe, Goldsucher, Abenteurer oder so was in dieser Richtung.« Er war selten ohne die hochhackigen Stiefel, Lederjeans, ledernes Fränsenhemd und Stetson zu finden. Freiwillig hatte er die Rolle des Wächters an sich gerissen, der die Wissenschaftler vor allen möglichen und unmöglichen Gefahren schützte, überall zugleich war und trotzdem auch noch hin und wieder Tips gab. Seine Aufpasser-Funktion als »Sicherheitsbeauftragter« und seine Kleidung hatte ihm im Camp den Spitznamen »Sheriff« eingebracht. Er grinste und machte sich nichts draus.
    Seit vier Tagen befanden sie sich vor Ort. In diesen vier Tagen hatte er vier Giftschlangen erschossen, einen Wissenschaftler vor einer Vergiftung bewahrt und einen weiteren davor gerettet, von einer herabfallenden Marmorplatte erschlagen zu werden. Kurzum, Bill war nicht unfroh, diesen Mann als stets wachen Aufpasser überall zu sehen. Zumal Robert Tendyke, Amerikaner aus
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