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2574 - Das Lied der Vatrox

2574 - Das Lied der Vatrox

Titel: 2574 - Das Lied der Vatrox
Autoren: Susan Schwartz
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anerkennen, denn sie

nehmen mir jedes Stück meiner Persönlichkeit und degradieren mich zur willenlosen

Befehlsempfängerin.«
    »Dazu könnte es kommen«, versetzte die Leiterin gelassen. »Du wärst ein geeignetes

Forschungsobjekt, aufgrund deiner herausragenden Fähigkeiten.«
    Tivas Augen weiteten sich leicht. »Wovon sprichst du?«
    »Wir haben das Gedankenlesen erweitert. Nun können wir auch beeinflussen.« Die Leiterin

verzog die Lippen. »Es wäre sicherlich interessant zu beobachten, wie lange es dauert, deinen

Willen zu brechen.«
    Entsetzen packte Tiva. Nichts konnte schrecklicher und schmerzvoller sein als ein mentaler

Kampf, keine körperliche Folter konnte das annähernd erreichen.
    »Das könnt ihr doch nicht tun ...«
    »Alles im Dienste der Forschung.« Die Leiterin musterte sie durchdringend. »Natürlich wäre es

schade, denn du bist ein geborenes Ordensmitglied, und wir haben große Hoffnungen in dich

gesetzt. «
    »Die ich bisher alle erfüllt habe ...«
    »Umso weniger verstehe ich dann dein Handeln.«
    »Ich habe lediglich auf meinen Körper gehört!«
    »Gut.« Das Gesicht der Leiterin war steinhart. »Wie viel bedeutet es dir? Was ist es dir wert,

an primitiver Lust festzuhalten?«
    Tiva empfand nackte Angst. Genau das, worum sie gekämpft hatte, würde sie verlieren, wenn sie

sich weiterhin stur stellte: ihre Persönlichkeit!
    Wofür dann alles, wenn nichts mehr von ihr übrig war? Dann würde sie sich nicht einmal mehr

daran erinnern! Sie wäre kaum mehr als eine Maschine, ein Roboter, der nicht über seine

Programmierung hinaus handeln konnte.
    War es das wirklich wert? War das ein angemessener Preis, sich selbst aufzugeben?
    Noglo war fort, für immer, die Erinnerung an sein Gesicht verblasste bereits in ihr.
    Und das Kind ... würde niemals in der Geborgenheit des Ordens heranwachsen und dem Volk

dienen. Es wäre nur wie alle anderen da draußen.
    Durfte ein Trieb über den Verstand gestellt werden?
    Tivas Stimme zitterte leicht, als sie sagte: »Ich unterwerfe mich.«
    Die Leiterin wirkte tatsächlich erleichtert. »Das freut mich zu hören. Du weißt, wie sehr mir

an dir liegt, Tiva. Ich kenne dich, seit du ein Kind warst. Dich so zu erleben hat mich über alle

Maßen geschmerzt. Ich weiß, dass es nicht deine Art ist. Wahrscheinlich ... hast du das

gebraucht, um dich freizukämpfen. Um dich vollends in unsere Dienste zu stellen.«
    Tivas Kopf sank nach unten.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, was in mir vorging. Ich verstehe mich

selbst nicht mehr.«
    »Und deswegen sei dir auch verziehen, nun, da du deinen Fehler einsiehst«, sagte die Leiterin

gütig. »Kehr zurück in unseren Schoß, und wir werden kein Wort mehr darüber verlieren.«
    Tiva neigte den Kopf zur linken Seite. »Alles, was du befiehlst, Leiterin.«
    »Die letzte unerfreuliche Sache haben wir schnell erledigt, und dann kannst du wieder mit

vollem Einsatz an deine Arbeit gehen.«
    »Danke. Ich werde dich kein zweites Mal enttäuschen! Ich weiß, wohin ich gehöre, und ich werde

meine Pflicht nicht noch einmal vernachlässigen.«
     

8.
    Tag L.O.T., kurz vor dem Großkreis: Wir wollen dein Blut
     
    Diesmal ging kein Licht an, sondern die Verdunkelung wurde zurückgefahren, und eine strahlende

Nachmittagssonne erhellte den Kuppelsaal.
    Lucba Ovichat stellte sich in die Mitte der Arena und blickte in die Runde.
    Für einige Augenblicke geschah nichts. Dann setzte tosender Applaus ein, Hochrufe, die Frauen

standen auf und erwiesen der Historikerin ihre Referenz.
    Sie hatte offenbar alles richtig gemacht. Alle waren ergriffen. Ihr Atem ging beschleunigt,

und sie hatte Mühe, die Haltung zu wahren.
    »Nun haben wir erfahren, was uns hierher geführt hat«, erklang Oleas Stimme aus den

Lautsprechern. »Unsere Bewunderung gilt den Frauen, die alles geopfert haben, um unser Volk in

eine große Zukunft zu leiten. All die Entbehrungen und Gefahren, die sie auf sich nahmen, die

Verluste ihrer Männer, und stets haben sie ihre eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Für das Wohl

der Gemeinschaft verzichteten sie auf selbstsüchtige Ziele. Und dies alles gipfelt in jener

Historikerin, die heute bescheiden vor uns steht: Lucba Ovichat!«
    »Lucba!«, schallte ein Chor ihr entgegen, und sie konnte es kaum fassen.
    »Wir sind noch lange nicht am Ende angelangt, das hat Lucba Ovichat uns heute gezeigt«, fuhr

Olea fort. »Ich bin sicher, der heutige Tag
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