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2574 - Das Lied der Vatrox

2574 - Das Lied der Vatrox

Titel: 2574 - Das Lied der Vatrox
Autoren: Susan Schwartz
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Ordens wurden gern in Anspruch genommen, sämtliche Mentalinnen und Leiterinnen

von Kleinkreisen wurden von ihm ausgebildet und zugelassen, und jedes halbe Jahr gab es viele

Bewerberinnen, die aufgenommen werden wollten und sich den Prüfungen stellten. Doch nur die

Besten wurden genommen, und selbst nur mit diesen wenigen wuchs der Orden Jahr um Jahr an. Wie

viele Schwestern es inzwischen gab, war nur dem Gremium an der Spitze bekannt.
    Der Öffentlichkeit wurde lediglich ein Blick auf die Oberfläche gewährt. Darunter aber

rotierte eine unglaublich raffinierte, straff organisierte Maschinerie, die nicht nur Einfluss

auf die Regierung, sondern auf sämtliches öffentliches Leben nahm.
    Innerhalb des Ordens wurde nichts dem Zufall überlassen. Als sich die Genetik mit großen

Schritten entwickelte, wurde mit der Auslese durch gezielte Paarungsauswahl begonnen, um die

Fähigkeiten zu steigern oder zu erweitern.
    Frauen, die wie Tiva Itemba in den Orden geboren wurden, waren automatisch in diesem Programm,

erhielten eine besondere Ausbildung und Privilegien, die ihnen gestatteten, innerhalb eines Pools

rudimentär begabter Männer frei zu wählen.
    Außerhalb dieses Pools war nicht allein die Fortpflanzung, sondern schon der bloße Kontakt mit

einem Mann verboten. Weder durfte eine emotionale Belastung entstehen noch wertvolles genetisches

Material vergeudet werden.
    Noglo hatte eine Reihe von Tests über sich ergehen lassen müssen, nachdem Tiva ein Auge auf

ihn geworfen hatte, und war abgelehnt worden. Als »Zuchtmaterial« war er nicht geeignet. Also

hatte man Tiva beschieden, sich Noglo aus dem Kopf zu schlagen, und ihn zurück nach Daagan

transportiert, von wo er stammte.
    Doch Tiva geriet nur bei Noglo in Stimmung, und zwar bereits, wenn sie nur an ihn dachte. Es

zog sie magisch zu ihm, ihr Körper hielt ihn und keinen anderen als Partner für geeignet.
    Also brachte sie Noglo auf heimlichen Wegen zurück nach Destita, besorgte ihm eine

unverfängliche Unterkunft bei einem entfernten männlichen Verwandten, der ihm auch Arbeit gab,

und traf sich dort mit ihm.
    Sie sah die strengen Regeln als ziemlich unsinnig an, da es schließlich Verhütung gab. Sich

mit einem Mann zu vergnügen bedeutete nicht zwangsläufig, dass das Genmaterial sich

verschlechterte. Und wegen der Fortpflanzung machte sie sich auch keine Gedanken, denn inzwischen

gab es nicht nur die künstliche Befruchtung, sondern auch künstliche Gebärmütter.
    Solange Tiva sich an die Regeln der Nachkommenschaft hielt, würde man darüber hinwegsehen,

dass sie einen heimlichen Geliebten hatte, statt sich aus dem Pool zu bedienen.
    Zumindest hatte es bisher keine Schwierigkeiten gegeben.
    Doch Tiva brach sämtliche Regeln, indem sie sich von Noglo schwängern ließ. Ob absichtlich

oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Es durfte nicht geschehen, war strengstens verboten.
    Dass nichts dem Vamu-Orden entging, wurde ihr in jenem Moment bewusst, als die Tür zu dem

Appartement aufgebrochen wurde und bewaffnete Vamu-Schwestern ins Schlafzimmer stürmten. Noglo

und Tiva hatten nicht einmal mehr Gelegenheit, ihre Blöße zu bedecken, so schnell ging es.
    Während Tiva sich mit einem wütenden Schrei auf eine Ordensschwester stürzte, ließ Noglo sich

widerstandslos festnehmen. Er nahm es sogar mit Humor.
    »Das war es mir wert«, erklärte er, während er, immer noch nackt, abgeführt wurde.
    Tiva wurde niedergeschlagen. Jemand warf ein Laken über sie, in dem sie anschließend

fortgezerrt wurde.
    Es war der demütigendste Augenblick ihres Lebens, und sie schrie, bezichtigte ihre Schwestern

des Verrats, lamentierte bis zum Gleiter, in den sie unsanft geworfen wurde.
    Erst dann verstummte sie. Vier Tage wartete Tiva in der Zelle, bis sie endlich vor eine

Leitende Mentalin geführt wurde.
    Die Frage brannte auf ihrer Zunge, aber sie erkundigte sich nicht nach Noglo. Es gab nur zwei

Möglichkeiten - sie hatten ihn erschossen oder wiederum, und diesmal endgültig, in seine Heimat

deportiert. So oder so, es war nicht mehr von Bedeutung.
    Tiva wusste, dass sie verspielt hatte, sie würde ihn nie wiedersehen.
    »Du hattest Zeit nachzudenken«, eröffnete die Leiterin das Gespräch. »Zu welcher Erkenntnis

bist du gekommen?«
    »Ich streite nichts ab«, antwortete Tiva in kaltem Zorn. »Ich habe gegen die Regeln des Ordens

verstoßen. Regeln, die ungerecht und selbstherrlich sind! Ich kann sie nicht
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