Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2574 - Das Lied der Vatrox

2574 - Das Lied der Vatrox

Titel: 2574 - Das Lied der Vatrox
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
die Reise nach draußen. Bald traf es auf ein anderes Netz, und die beiden verknüpften sich

miteinander, dehnten sich aus und suchten weiter.
    So ging es fort und fort, und Lucba wurde von einer Woge Glücksgefühl und Wärme durchströmt.

Es war kein Wunder, dass die Frauen voller Vorfreude auf diesen Tag hinarbeiteten, der nur alle

neunzig Jahre stattfinden konnte. Es war das größte, wunderbarste Erlebnis, das überhaupt

vorstellbar war.
    Planetenweit verbanden sich die Geister der Frauen miteinander, bis ganz Vat von einem

mächtigen, weiß leuchtenden, mentalen Netz umgeben war. Jede einzelne Frau war mit jeder Frau

verbunden, spürte ihre Gedanken, ihr Sein, tauschte sich aus.
    In diesem Moment waren sie wahrhaft alle eins, Schwestern, einander inniger verbunden,

als eine Mutter es mit ihrem im Bauch heranwachsenden Kind sein konnte.
    Es war berauschend, der erhabenste Augenblick des ganzen Volkes. Die freigesetzten Energien

mussten selbst von den schwach begabten Männern empfangen werden können, die zwar nicht am Netz

teilhaben konnten, aber wenigstens einen Eindruck, ein Gefühl dafür bekamen, was die Frauen

erlebten. Diesen Eindruck gaben sie gewiss weiter, sodass auch die tauben Männer nicht

ausgeschlossen waren, einschließlich der Kinder, die noch zu jung für die Verbindungen waren.
    Hunderttausende Kleinkreise verschmolzen zu einem einzigen planetenweiten Großkreis.
    Gemeinsam tasteten sie sich dann hinaus, um zu lauschen und zu suchen, nach dem, was dort

draußen sein mochte.
    Von Generation zu Generation, über die Jahrtausende hinweg, hatten sich die mentalen

Fähigkeiten der Frauen weiterentwickelt, waren stärker geworden. Eines Tages musste das

Geheimnis des Hintergrundrauschens gelöst werden.
    *
    Lucba spürte es sofort. Die mentale Präsenz. Das, was dort draußen war und vielleicht

seit Äonen auf Antwort wartete.
    Die Präsenz war in dem Rauschen, wahrscheinlich schon immer da gewesen. Vielleicht war das

Rauschen sein eigenes Echo. Aber wie konnte ihr Ruf verständlich gemacht werden? War der Ton zu

schnell oder zu langsam? Worauf mussten die Frauen sich einstellen?
    Es ist schon einmal gelungen. Wir dürfen keine Angst davor haben. Was auch immer

es ist, es will uns nichts Böses.
    Lucba wurde nicht so richtig bewusst, was sie tat, sie handelte mehr instinktiv oder aus ihrer

Erfahrung heraus, was ihr als logische Konsequenz erschien.
    Sie öffnete ihren Geist weit, bündelte ihre Kräfte, versuchte sich auf die Schwingungen der

Präsenz einzustellen.
    Bald schlössen sich ihre Kreisschwestern an und dann mehr und immer mehr, bis das gesamte Netz

in einem neuen Rhythmus schwang.
    Wer bist du?
    Der Großkreis, das Eins, streckte seine Fühler weit hinaus, stellte sich auf die

Frequenzen ein, entschlüsselte das, was bisher stets nur als chaotischer Klangbrei empfunden

werden konnte, und zergliederte es in seine Einzelteile.
    Und übrig blieben verständliche Sequenzen, einhergehend mit einem Schwall an positiven

Emotionen.
    Wir sind es! Wir sind bei euch!
    Dieselben Worte, nur viel klarer und intensiver. Der Kontakt riss auch nicht ab, sondern

verstärkte sich. Das andere klammerte sich nun am Netz fest, das durch die Verbindung von

Milliarden Individuen stark genug war, es zu halten.
    Und der Großkreis ließ zu, dass es seine Fäden erweiterte und ein zweites Netz bildete, das

sich mit den anderen fest verschlang und verknüpfte.
    Wir sind es! Wir sind bei euch! Wir sind ...
    Aber da wussten es schon alle.
    *
    Die Erkenntnis löste Chaos aus. Auf den Großkreis hatte es zunächst keinen Einfluss, er konnte

sich nicht so schnell auflösen. Dennoch wurden beunruhigende Schwingungen spürbar.
    Lucba wurde mit einem Ruck aus ihrer Trance gerissen, und sie sah erschrocken, dass Zeira

Conobim zusammengebrochen war und von Krämpfen geschüttelt auf ihrer Matte lag.
    »Hört nicht auf!«, rief eine Frau. »Haltet den Kreis aufrecht, wir dürfen jetzt nicht

nachgeben! Dies ist eine einmalige Gelegenheit, die sich nie wieder ergeben wird! Wenn wir jetzt

abbrechen, müssen wir ganz von vorn beginnen.«
    Sie hatte recht. Und Lucba brauchte sich nur leicht zu konzentrieren, um wieder die Verbindung

aufnehmen zu können.
    Und da waren sie alle, jetzt deutlich erkennbar und verständlich, Millionen und

Milliarden.
    Wir haben euch nie verlassen.
    Eine Erkenntnis, die so wunderbar und der größte Schock zugleich war.
    Noch immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher