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2574 - Das Lied der Vatrox

2574 - Das Lied der Vatrox

Titel: 2574 - Das Lied der Vatrox
Autoren: Susan Schwartz
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verließen sie immer mehr. Ihre

Schwestern schienen alles aus ihr zu saugen.
    Vor Lucbas Augen flimmerte es, und sie hörte nur noch von fern, wie die Frauen erneut zu

singen anfingen. Zuerst zögernd, eine gab ein Stichwort, das von einer anderen aufgenommen wurde,

und so ging es immer weiter, bis sie zur Wiederholung gelangten, entdeckten, dass das Lied

vollendet war, und dann sangen sie im Chor.
    »Mit jedem. Strahl der Sonne Vatar
    wird Vat neu beglückt.
    Mit jedem Tod wächst Vamu heran.
    Haltet eure Sinne beisammen und spürt:
    Vamu ist mit uns.
    Lebet in großer Freude
    und in Erwartung des neuen Erwachens.
    Die Ahnen sind mit uns.
    Vatar macht uns unsterblich:
    In Vamu werden wir eins sein.
    Lauschet und wachet der Kraft
    mit allen sechs Sinnen.
    Träumt das eine Wir!
    Erschaffet in Ehrfurcht aus tiefem Inneren: Vamu ist unser Werk!«
    Der Schall des Gesangs musste über ganz Vamunam erklingen, und seine Gewalt zerriss Lucba

Ovichats Herz.
    Sie haben soeben das Lied der Vatrox geschaffen, drang es in ihre flaumweich

gleitenden, erlöschenden Gedanken.
    »Wir lieben dich, Lucba Ovichat!«, schrien die Frauen. »Unsere Erlöserin, Schöpferin der

Unsterblichkeit! Teile dich uns mit, öffne dich uns, schenk dich uns!«
    Lucba Ovichat hatte keine Kraft mehr, zu widersprechen, ihre Schwestern über den tragischen

Irrtum aufzuklären. Sie verstanden nicht, würden niemals verstehen.
    »Wie wunderbar muss Liebe sein«, hatte Usgan Faahr einst zu ihr gesagt.
    Sie lieben mich zu Tode, dachte die Historikerin verzweifelt. Ihre langen Finger

krallten sich in das Gewand einer Schwester, und sie bat mit brüchiger Stimme um Gnade.
    Doch es wurde ja als Gnade empfunden, die sie spendete.
    Die Schwestern meinten das mit dem Öffnen und Teilen offenbar wörtlich. Immer mehr in Raserei

geratend, rissen und zerrten sie an Lucba, zerfetzten ihr Gewand, krallten sich in ihre Haut.
    Mit aufgerissenen Mündern und zu Klauen entstellten Händen stürzten sie sich auf die Frau, die

ihnen die Stimmen der Vergangenheit gebracht hatte, baten sie um Erlösung, um Teilung, um die

Wiederkehr der Toten, um Nachrichten längst Verstorbener.
    Die Masse der beständig nachrückenden Leiber riss Lucba Ovichat schließlich um, sie wurde

aufgefangen und hochgezerrt, herumgereicht, bevor sie endgültig den Boden unter den Füßen verlor

und unter dem Ansturm der rasend gewordenen Menge, die alle ihren Teil von Lucba Ovichat

verlangten, niederging.
    Erdrückt, niedergetrampelt, zerquetscht im rhythmischen Stampfen zum Lied der Vatrox.
    Welche Ironie, dachte Lucba, während der Schmerz wie eine Woge über ihr

zusammenschlug.
    Auch ich will empfangen ...
     
    ENDE
     

Die Geschichte der Lucba Ovichat erweist sich als Fundgrube des Wissens über die

Vatrox, und sie ist noch lange nicht beendet. Susan Schwartz berichtet auch im folgenden Roman

vom aufregenden Leben der Vatrox.  PR 2575 erscheint nächste Woche überall im

Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel:
    FLUCHT NACH ANTHURESTA
     
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