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Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Lynn Viehl
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    Anstatt die Zwillingsdämonen des Sommers aus dem French Quarter zu vertreiben – die Hitze und die Feuchtigkeit, die typisch waren für Mitte Juli – , schlang die Nacht ihre gewaltigen dunklen Arme um sie und zog sie fest an sich. Sie machte sie sich zu Verbündeten und lockte sie von den Kais und aus dem Sumpf in die Straßen, damit sie dort zu dritt ihr Unwesen treiben konnten.
    In New Orleans war damit zu rechnen, dass selbst das Wetter von Zeit zu Zeit aufbegehrte.
    Die drei arbeiteten sich von Kneipe zu Kneipe. Sie ließen Kondenstropfen auf der Außenseite von Plastikbechern und Schweißperlen auf der geröteten Haut erhitzter Gesichter entstehen und Kleidung, Haare und Gemüter welk werden wie einen Salatkopf unter der Wärmelampe. Sie legten sich drückend auf die Leiber der Touristen, umschlossen ihre Lungen und verfolgten sie auf Schritt und Tritt, bis diese mit hochgezogenen Schultern in ihre hübschen, freundlichen, klimatisierten Hotels zurücktrotteten.
    Mit den Touristen hatten sie wirklich ein leichtes Spiel.
    Nach Mitternacht hatten nur noch die Einheimischen mit ihrem dünnen Blut genug Rückgrat, um die dunkle, stickige Hitze zu ignorieren und in ihre Lieblingskneipen zu huschen, wo die Klimaanlage zwar ein Witz, aber dafür die Musik zauberhaft war und die Flaschen in Eis gepackt wurden.
    Alle Einheimischen wussten, dass ein vernünftiges Jazzquartett und ein kaltes Bier fast alles wettmachen konnten.
    Douglas Simon wollte mehr als nur einen Drink, als er das Maskers Tavern betrat und kurz stehen blieb, um sich das Gesicht mit einem Taschentuch abzutupfen. Sein Erscheinen brachte ihm bestenfalls beiläufige Seitenblicke der wenigen entlang der Theke verteilten Gäste ein.
    Nicht dass Douglas Simon je große Aufmerksamkeit erregte, wenn er irgendwo auftauchte. Er war von durchschnittlicher Größe und Statur, ohne besondere Merkmale. Sein kurzes Haar und die Augen, alles von einem verwaschenen Braun, spiegelten sein stilles, bescheidenes Auftreten wider. Von derselben Farblosigkeit war auch der Anzug, den er trug.
    Der Barkeeper nahm Douglas jedoch ins Visier und drehte sich um, um einen Sicherheitsschalter an der Wand neben der Kasse zu betätigen.
    Einen Augenblick später kam ein gut gekleideter, schwarzhaariger Mann aus dem Büro des Chefs. »Doug.«
    »Mr Belafini.« Douglas streckte die Hand aus, doch sie wurde ignoriert. So stehen die Dinge also. Ich bin immer noch nicht gut genug, dass er mir die Hand gibt. »Ich komme hoffentlich nicht zu spät.« Er hatte gerade festgestellt, dass die Batterie seiner Armbanduhr während der dreijährigen Aufbewahrung im Gefängnis von Angola den Geist aufgegeben hatte.
    »Siekommengenaurichtig.«StephenBelafinideuteteaufeinenprivatenPartyraum,derlinksvonderBarlag.»Wollenwir?«
    Douglas folgte Stephen in den Raum, und sein Blick überflog die leeren Tische. Kein Killer stand bereit, um ihn aus der Bar zu geleiten und ihn auf seine letzte Fahrt mitzunehmen. Außerdem waren die Wände und die Tür verglast, sodass jeder sie deutlich sehen konnte.
    »Freut mich, Sie zu sehen.« Als der andere ihm einen scharfen Blick zuwarf, fügte Douglas hinzu: »Ich dachte, dass vielleicht Ihr Vater da wäre, und der kann ziemlich Furcht einflößend sein.«
    »Das Gefängnis hat Sie wohl ein bisschen paranoid gemacht, Doug.« Stephen lächelte und zeigte seine perfekten Zähne. »Ich konnte das nicht sagen, als ich Sie in Angola besucht habe, weil die Wachleute ihre Ohren überall hatten, aber mein Vater will, dass Sie wissen, dass Ihre Loyalität gegenüber der Familie sehr geschätzt wird.«
    Wie sehr, blieb noch abzuwarten. »Danke.«
    »Normalerweise hätte mein Vater einen Wagen geschickt, um Sie heute Abend abzuholen«, fuhr Stephen fort, »aber wir wussten nicht, wo Sie wohnen.«
    »Ich habe ein Zimmer drüben im Big Easy Sleep Motel gemietet.« Er schämte sich nicht dafür. »Was Besseres konnte ich mir nicht leisten.«
    »Ab heute Abend werden Sie es können.«
    Hielt Belafini ihn etwa für einen Vollidioten? »Gab es irgendwelche Probleme, die abgemachte Summe zu beschaffen?«
    »Überhaupt nicht. Machen Sie sich wegen des Geldes keine Sorgen. Wenn Sie mich fragen, haben Sie sich jeden Cent davon verdient. Setzen Sie sich.« Stephen zog am Ecktisch einen Stuhl zurück. »Ich muss das Geld aus dem Safe holen.« Er deutete mit dem Kopf zum Chefbüro. »Wollen Sie was trinken?«
    Douglas setzte sich vorsichtig hin. Er konnte sich nicht entspannen, solange
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