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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Terra Astra 13
    Die Winde von Darkover
    (WINDS OF DARKOVER)
    von Marion Zimmer Bradley
    1.
    Barron warf seine letzten Habseligkeiten in einen Seesack, zog die Riemen straff und sagte: „So, das hätten wir. Und zum Teufel mit der ganzen Gesellschaft!“
Er richtete sich auf und warf einen letzten Blick in die Runde - seine kleine, saubere Welt. Man hatte diese Wohnungen besonders sparsam gebaut, weil sie die ersten auf Darkover waren. Sie glichen irgendwie den Kabinen der Raumschiffe, waren ebenso eng, hell, vollgestopft und sauber wie sie und hatten funktionelle Möbel mit eingebauten Schränken. Einem Raummann hätte eine solche Wohnung durchaus zugesagt. Bei Bodenmannschaften war es ein bißchen anders. Sie neigten zur Klaustrophobie.
Barron hatte ebenso darüber geschimpft wie alle anderen und gesagt, die Wohnung reiche vielleicht für zwei Mäuse, wenn wenigstens eine davon furchtbar mager sei. Jetzt, da er sie verließ, packte ihn ein komisches Gefühl, das einer Anwandlung von Heimweh verdächtig nahekam. Fünf Jahre hatte er hier gewohnt.
Nie hatte er vorgehabt, fünf Jahre lang auf einem Planeten auszuhalten!
Er schulterte den Seesack und schlug zum letztenmal die Tür hinter sich zu. Der Korridor war ebenso funktionell wie die Wohnung. Etwa in Augenhöhe befanden sich Belegungsverzeichnisse, Hauspläne und Anschlagtafeln. Einen einzigen, kurzen und bitteren Blick warf er auf die Tafel mit den Personalnachrichten, denn dort stand sein Name in roten Buchstaben auf der Strafliste. Er hatte fünf Verweise, und mit sieben flog man aus dem Weltraumdienst.
Er mußte zugeben, daß man sogar noch ziemlich glimpflich mit ihm umgegangen war. Es war reines Glück gewesen, daß Kreuzer und Vermessungsschiff nicht aufeinanderprallten und dabei den ganzen Raumhafen mit mindestens der halben Handelsstadt in die Luft bliesen! Er kniff den Mund zusammen. Nun machte er sich schon wie ein Schuljunge Gedanken über Verweise, und dabei ging es doch gar nicht darum. Manch einer machte seine zwanzig Jahre Raumdienst ohne einen einzigen Minuspunkt, und er hatte in einer einzigen unheilvollen Nacht fünf geschafft!
Und trotzdem war es nicht sein Fehler gewesen.
Verdammt, wem sollte er aber dann die Schuld in die Schuhe schieben? Besser wäre, er hätte sich krank gemeldet.
Aber ich war ja gar nicht krank! protestierte er.
Auf der Strafliste stand: Schwere Pflichtverletzung, ernstliche Gefährdung eines landenden Raumschiffes, Schlafen im Dienst.
Und geschlafen habe ich auch nicht!
Tagträume? Das müßte man mal einem erzählen! Im Dienst mußte jeder Nerv, jeder Muskel ständig angespannt sein.
    Dich hatte man mitten in einem Traum erwischt, der Farben, Bilder, Töne, Gerüche und flammende Blitze ineinander mengte. Du standest unter einem purpurnen Himmel, an dem eine rote Sonne brannte - die Sonne Darkovers -, und die Terraner nennen sie die Blutige Sonne. So hattest du sie noch nie gesehen, in diesen Prismenfarben, als scheine sie durch eine Wand aus Kristallglas. Eisiger Wind blies dir ins Gesicht, und deine Stiefel klirrten auf eishartem Stein. Dein Puls tobte vor Haß. Du ranntest. Haß und Blutdurst wurden zu einer Woge, die dich mitzureißen drohte. Und dann hörtest du dein eigenes Knurren, als die Peitsche niederzischte. Jemand schrie…
Der Traum war umgeschlagen in Sirenengeheul, in Schreie, Rennen, zuckende Alarmlichter und dem allgegenwärtigen UNFALL. Plötzlich setzten deine Reflexe wieder ein. So schnell hast du dich dein Leben lang nicht bewegt, aber es war schon zu spät, Dazu drücktest du auch noch den verkehrten Knopf und brachtest damit den ganzen Turm durcheinander. Der junge Kapitän des Vermessungsschiffes vollbrachte dann ein kleines Wunder und bekam drei Medaillen dafür. Damit ersparte er den Raumbehörden ein Unglück, das jedem Überlebenden, falls es einen gegeben hätte, mindestens zwanzig Jahre lang Alpträume beschert hätte.
Niemand hatte seitdem mehr ein Wort an Barron verschwendet. Die Strafliste machte ihn zum Ausgestoßenen. Man teilte ihm mit, er habe bis zum Abend seine Wohnung zu räumen und sich für eine Versetzung bereitzuhalten. Niemand machte sich die Mühe, ihm zu sagen, wohin man ihn verbannen wollte. Fünf Jahre auf dem Raumhafen Darkover, siebzehn Dienstjahre im Raumdienst waren ausgewischt. Er fühlte sich nicht einmal ungerecht behandelt. Solche Fehler hatten einfach in der Raumfahrt keinen Platz und keine Existenzberechtigung. Der Korridor endete in einem Bogen, und
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