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249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
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Gas!
    Daa’tan schluckte unbewusst. So hatten die Wächter ihn und Grao schachmatt gesetzt, wenn es in den Zellen etwas zu tun gab. Sie hatten Gas eingeleitet, das die Gefangenen betäubte. Daa’tan glaubte jetzt noch das Kratzen in seiner Kehle zu spüren, das Brennen in den Augen, die Orientierungslosigkeit nach jedem Aufwachen.
    Ich werde sie alle töten! Keiner kommt mir davon, nicht ein Einziger!
    Er ärgerte sich, auf Grao gehört zu haben, der auf einen schnellen Rückzug gedrängt hatte, als die Wolkenstadt abgestürzt war. Nur einem Besuch der Waffenkammer in den Trümmern hatte er zugestimmt. Ohne sein Schwert Nuntimor und sein Zepter wäre Daa’tan nicht bereit gewesen zu gehen.
    Ich hätte bei der Gelegenheit reinen Tisch machen sollen, dachte er grimmig. Wenn ein Gegner am Boden liegt, ist es falsch, ihn zu verschonen. Man muss sicherstellen, dass er nie wieder aufsteht.
    Daa’tan warf einen düsteren Blick auf seinen Gefährten, unter langen Wimpern her und mit wenig freundlicher Miene. Der kriegt auch noch sein Fett weg! Grao schlummerte tief und entspannt. Kantig, kahl und grünblau glänzend lag er da im ersten Sonnenlicht, das sich an den Myriaden seiner winzigen Hautschuppen brach. Der Daa’mure wirkte so anschmiegsam wie ein toter Fisch.
    Dafür konnte er nichts. Und es hatte Zeiten gegeben, da spielte Graos äußere Beschaffenheit auch keine Rolle. Jedenfalls nicht für Daa’tan. Zeiten, in denen niemand da war, um den Menschenjungen zu beschützen. Ihm nahe zu sein, wenn die Nacht kam mit ihren Ängsten und Dämonen. Ihn trösten und das erdrückende Gewicht der Einsamkeit von seinen schmalen Schultern zu nehmen. Das waren die Tage des Daa’muren! Ohne ihn wäre das Pflänzchen Daa’tan verkümmert.
    Na ja, da war ich auch noch klein, verteidigte er sich vor seinem Gewissen. Daa’tan mochte keine Schuldgefühle. Sie störten ihn mit ihrem ewigen Vergiss nicht dies! Gedenke jenem! So was vergrätzte einem schon den Alltag, wie sollte man da in aller Ruhe Pläne schmieden? Sich rächen? Töten? Zerstören?
    Vielleicht höre ich damit auf, überlegte er. Es ist langweilig, alles kaputt zu machen. Wenn es sich wenigstens von selbst reparieren würde und danach so aussähe wie vorher. Aber so? Daa’tan zupfte an den eben wieder angewachsenen Grashalmen. Kaputt! Kaputt! Kaputt! Eigentlich würde ich lieber mal was aufbauen. Ein großes Königreich, mit mir auf dem Thron und einer Menge Untertanen, die alles für mich tun!
    Aruulas Platz in Daa’tans Reich war bereits definiert. Sie sollte die Rolle der Königinmutter übernehmen, von allen geliebt und verehrt. Immer an der Seite ihres Sohnes, auf den sie stolz war.
    Und Grao wird ihr persönlicher Diener. Wenigstens für eine Weile, um seine Schuld zu sühnen! Er muss ihr jeden Wunsch erfüllen und absoluten Gehorsam zeigen. Das wird ihn lehren, sich noch mal daran zu versuchen, meine Mutter aus dem Weg zu räumen.
    Daa’tan nickte nachdenklich. Ja, das klang alles gar nicht schlecht! Freiheit und Macht, ein richtiges Zuhause. Mittelpunkt seiner eigenen Welt. Kriege konnte er ja mit den Nachbarn führen, wenn er mal schlechte Laune hatte und ein bisschen metzeln wollte. Aber sein Volk würde er in Ruhe lassen. Denn auch Töten war inzwischen langweilig.
    Allerdings galt es noch ein paar Rechnungen zu begleichen, ehe sich Daa’tan in die Planung seines nächsten Lebensabschnitts vertiefen konnte.
    Pilatre de Rozier zum Beispiel, und wer immer sonst den Absturz der Wolkenstadt überlebt hatte. Sie mussten sterben. Ausnahmslos und schön langsam, damit sie wenigstens den Hauch einer Vorstellung davon mit in die Hölle nahmen, was ein Jahr Kerkerhaft bedeutete.
    Rulfan war ebenfalls ein Kandidat für den Leichenbestatter. Er hatte zwar mit seinem Mordkomplott – ungewollt, versteht sich – Daa’tan den Schlüssel zur Freiheit geliefert. Aber für die Dreistigkeit, überhaupt nur zu versuchen, ihn zu töten, musste der Albino zahlen.
    Der erste Platz auf Daa’tans Racheliste jedoch war für einen anderen reserviert.
    Einmal hatte er Schwäche gezeigt, ein einziges Mal. In einem Moment tiefster Verzweiflung, als ihm bewusst wurde, dass seine Mutter nicht mit ihm kommen würde, hatte er Mefjuu’drex verschont. Hatte ihn in Dornenranken eingesponnen am Uluru zurückgelassen, in der Hoffnung, er würde vielleicht doch noch krepieren.
    Diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt. Eines seiner Pilzwesen hatte Drax’ Anwesenheit am Victoriasee
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