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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Autoren: Varg Gyllander
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S ie umklammerte sein Handgelenk fester. Die Haut spannte.
    »Komm, jetzt tun wir es«, sagte Jenny und zog ihn kichernd hinter sich her.
    Er wehrte sich.
    »Der Künstler glaubte, er würde funkeln, aber das funktioniert nicht bei der Größe. Das mit dem Funkeln.« Sie zog ihn weiter.
    »Was meinst du?«
    Sie antwortete nicht.
    Jenny hörte ihn nicht oder tat vielleicht nur so.
    »Pass auf! Die Taxifahrer fahren um diese Tageszeit wie die Irren«, sagte sie lachend und trat in den zweispurigen Kreisverkehr, ohne sich auch nur umzusehen.
    Tobias wehrte sich noch mehr.
    »Warte, was sollen wir denn da? Das gibt doch nur Ärger. Ich habe keine Lust, den ganzen Vormittag in einer Ausnüchterungszelle zu sitzen.«
    »Komm schon. Die Bullen haben um diese Zeit was Besseres zu tun. Kein Mensch wird sich um uns kümmern.«
    Sie runzelte die Stirn, starrte ihn gespielt angestrengt an und zog erneut an seinem Arm. Dann ließ sie ihn los und rannte lachend in die Mitte des Kreisverkehrs.
    Er gab nach und lief hinterher.
    Das Wasser schimmerte hellgrün. Es wurde von Lampen am Boden des Beckens beleuchtet. Die Wasserstrahlen, die sonst glitzernde Bögen bildeten, waren abgestellt, vielleicht war irgendwas kaputt. Aus wenigen Metern Entfernung sah er, dass der Glasobelisk aus gegeneinander verschobenen, unterschiedlich dicken Glasplatten bestand. Straßenstaub und Abgase lagen wie eine Fettschicht auf der Oberfläche des Obelisken und dämpften das strahlende Licht in seinem Inneren. Er erreichte sie und folgte ihrem Blick zur Spitze des Glaspfeilers. Eine Weile standen sie nebeneinander da und betrachteten ihn.
    Sie brach das Schweigen.
    »Mitten ins Herz.«
    »Was?«
    »Mitten ins Herz. Das denke ich manchmal. Ein Speer, der mitten ins Herz getroffen hat, ins Herz der Stadt.«
    Er schüttelte den Kopf, als wäre sie ein kleines Kind, das unfreiwillig etwas Lustiges gesagt hatte.
    »Ich würde es eher als das Arschloch der Stadt bezeichnen. Ein Speer ins Arschloch der Stadt. Ich kann mir kaum einen schlimmeren Ort vorstellen. Hier oben verdreckt, und ein Stockwerk tiefer voller menschlichem Abfall«, sagte er mit einer Mischung aus Abscheu und Zärtlichkeit in der Stimme.
    »Nein, es ist das Herz. Alles beginnt hier, sowohl das Schöne als auch das Hässliche, genau wie im Leben selbst«, sagte Jenny.
    Er grinste.
    »Wie viel hast du eigentlich getrunken? Komm, lass uns abhauen.«
    »Nee, zuerst gehen wir baden. Wenn wir schon mal hier sind, können wir genauso gut ins Wasser springen. Runter mit den Klamotten.«
    Ein paar Taxis, die vorbeifuhren, hupten, aber keiner schien sich ernsthaft an den Nachtschwärmern mitten im Kreisverkehr zu stören. Ein Streifenwagen mit eingeschalteter Sirene fuhr vor einem Krankenwagen her. Es dröhnte in den Ohren.
    »Wovon redest du? Sollen wir uns ausziehen?«, sagte er, als die Sirenen verstummt waren.
    »Ja, klar, willst du nachher etwa nass durch die Gegend laufen?«
    »Wir müssen ja nicht baden gehen. Das wäre das Allereinfachste.«
    »Stell dich nicht so an.«
    Jenny zog sich ihren Pullover über den Kopf. Ihre Brüste hoben sich weiß von der übrigen sonnengebräunten Haut ab. Sie stieg aus ihrer Hose, behielt jedoch den Slip an. Dann trat sie mit einem großen Schritt auf die niedrige Betonmauer und sprang entschlossen ins Wasser.
    »Du kannst alleine baden, ich habe keine Lust«, sagte er bockig zu ihrem Rücken.
    Tobias ging der Spaß langsam zu weit. Er sehnte sich weg, wurde langsam müde.
    Jenny watete ein Stück ins Wasser hinein, das ihr bis zu den Knien reichte. Sie legte sich auf den Bauch und tat so, als würde sie kraulen, stieß aber mit den Knien auf den Boden des Beckens. Der Beton war rau, und sie schrammte sich ein Knie auf. Es begann zu bluten. Das war ihr egal. Ein heller Blutstreifen bildete sich im Wasser, löste sich aber wieder auf, als sie mit den Armen auf das Wasser eindrosch.
    »Super«, rief sie und bewegte sich mit gespielten Kraulbewegungen weiter von Tobias weg.
    Ein Flyer flog vom Asphalt auf und drehte ein paar Pirouetten in dem lauen Wind, der zwischen den hohen Häusern her anwehte, die den Brunnen umgaben. Tobias folgte dem Hand zettel mit dem Blick, bis er neben der niedrigen Beckenkante landete. Er schaute wieder zu Jenny hinüber und sah, dass sie aufgestanden war. Das Wasser tropfte silberglänzend an ihr herab. Sie lachte, und es schauderte sie, als der Wind über ihren nackten nassen Körper strich. Ihre Brustwarzen wurden steif, und ihre
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