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PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten

PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten

Titel: PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Die gnadenlose Hitze des achten Mondes hatte das Gras verdorren
lassen. Viele Quellen waren versiegt. Am Tag und in den Nächten,
in denen ein schwacher auflandiger Wind wehte, stank es rund um
Halikarnassos nach faulendem Tang, nach Fisch und abgestandenem
Wasser. Das Meer, auf dem die persischen Schiffe ungehindert
patrouillierten, hatte sich in einen blauschimmernden Spiegel
verwandelt, der das grelle Licht und die Hitze zurückwarf wie
der polierte Schild eines makedonischen Hopliten. Seit zehn Tagen
leistete die Hafenstadt erbitterten Widerstand. Die Makedonen waren
    nicht einen Schritt weitergekommen.
    Das Funkeln der Sonnenstrahlen auf Waffen und fremde Stimmen
weckten Ephialtes auf. Der Athener sprang von seinem Lager, riß
das Schwert an sich und hastete die Holzleiter zum Dach hinauf. In
der Stadt war es ruhig; über die dicken Mauern aus Steinquadern
kamen die ersten waagrechten Sonnenstrahlen. Mit einem schnellen
Rundblick sah Ephialtes, daß alle Wachen auf den Dächern,
auf der halbkreisförmigen Mauer und den Felsen der beiden
Vorgebirge standen.
    »Was bedeutet das Lärmen, Mann?« schrie er, beide
Hände am bärtigen Kinn. »Greifen sie endlich an?«
    »Vielleicht später am Tag. Sie zogen zum Hafen, in der
Nacht, hundertsieben Stadien. Im Westen. Jetzt kommen sie zurück.«
    »Der Graben im Norden?«
    »Sie füllen ihn noch immer auf. Sollen wir ihnen die
Arbeit sauer machen?«
    »Noch nicht. Erst müssen wir beraten.«
    Der befestigte Hafen der Stadt öffnete sich nach Nordwest.
Die Stadt erhob sich wie ein griechisches Theater in
halbkreisförmigen Straßen und immer höher
aufstrebenden Rängen, zwischen uralten, mächtigen Bäumen
bis zur Stadtmauer. Sie war gegen die Felder und ebenen Flächen
durch einen zwanzig Schritt breiten und zehn Schritt tiefen, felsigen
Graben geschützt. Die beiden Männer, die auf einem der
obersten Häuser standen, konnten fast ungehindert über die
Mauern und hinaus aufs Meer blicken. Zuerst starrten sie dorthin, wo
die Fremden schufteten. Ein Windhauch brachte den stechenden Geruch
des Schweißes heran. Mit mehr als fünfzig Tausenden war
der junge Makedone über den Peleponnes gekommen und verfolgte
sowohl Memnon als auch die persischen Flüchtlinge, Überlebende
der Schlacht von Granikos, bis an die Tore der Stadt.
    Es sah so aus, als wolle der kleine Sohn des Philipp die Stadt so
lange belagern, bis sie geschleift werden konnte.
    Hütten aus Balken und nassen Fellen schützten die
Makedonen vor den Pfeilen und Steinschleudern der Männer von
Halikarnassos. Unaufhörlich schleppten Hunderte schwitzender
Männer Steine und Erde in Körben heran und schütteten
einen breiten Damm im Graben auf. Dort würden die
Belagerungsmaschinen aufgestellt werden.
    Auf der Innenseite der Ringmauer wuchs der Turm der Verteidiger.
Die griechischen Söldner bauten ihn unter dem Befehl des Mannes
aus Rhodos, Memnon. Eine hölzerne Pyramide, auf deren
Plattformen Katapulte, Pfeilschleudern und Krieger stehen sollten. In
der Nacht war wenig* gearbeitet worden, jetzt kamen die Zimmerleute
und die Schmiede wieder zusammen. Von einem Mauerturm ertönte
ein häßliches Schnarren, dann erschütterte ein harter
Schlag die Ruhe des beginnenden Tages, und heulend raste ein Schwarm
kurzer Pfeile von der Mauer hinüber zu den schuftenden
Makedoniern. Die Männer sprangen fluchend in die Deckung der
nassen Felle und schüttelten drohend die Fäuste zur Mauer
hinauf. Zwischen den kantigen Zinnen lachten die Verteidiger zu jedem
weiteren Schuß.
    »Sie haben bei Granikos gesiegt, vor drei Monden«,
murmelte er zu sich selbst und sah die langgestreckten Wolken der
rosenfingrigen Eos an, der Morgenröte. »Und sie werden
auch Halikarnaß schleifen, die Rasenden.«
    Er ahnte, daß dieser Tag der erste war in einer langen,
ehernen Kette von Tagen, und das Ende vieler kampfreicher und
entbehrungsreicher Tage würde in Tod und Chaos enden. Vielleicht
auch für ihn. Jeder starb seinen eigenen Tod, und in diesen
Jahren waren Kampf und Sterben alltägliche Dinge. Ephialtes, ein
athenischer Miliarch, schob das Schwert in die Gürtelscheide und
kletterte zurück in den winzigen Wächterraum. An den Wänden
standen und hingen Waffen, auf einem Wandbrett stand ein Krug. Der
Athener trank von dem gemischten Wein, denn schon längst hatte
er sich den Sitten der Perser angeschlossen.
    Nur Griechen und Makedonen tranken Wein ohne Wasser - und dies in
großen Mengen. Ephialtes legte die Waffen an und ging
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