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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Autoren: Varg Gyllander
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er diesen Einsatz nicht sonderlich ernst nahm. Vermutlich ein Unfall, vielleicht ein Spiel, das schiefgelaufen ist, dachte er und kratzte seine Bartstoppeln. Er hatte es morgens eilig gehabt, nicht einmal zum Duschen war ihm Zeit geblieben. Er fühlte sich klebrig.
    Holtz machte den Fotoapparat los, der um seinen Hals hing, und schoss eine Serie Fotos. Eines nach dem anderen, überlappend, einmal im Kreis. Dann bekam er die Tote auf den Monitor und drückte auf den kleinen Metallknopf auf der Oberseite der Kamera. Ein zur Hälfte gefülltes rotes Quadrat zeigte an, dass sich der Akku zu leeren begann. Es blinkte eindringlich, Aufmerksamkeit heischend. Ulf Holtz hatte zwar den Akku gewohnheitsmäßig über Nacht aufgeladen, er wurde aber langsam alt. Er hatte sich vorgenommen, ein paar Reserveakkus zu kaufen, woraus jedoch bislang nichts geworden war. Das ärgerte ihn jetzt. Es blitzte. Er schaltete den Blitz aus, damit das Wasser nicht reflektierte und um den Akku zu schonen. Ich kann die Fotos später am Bildschirm aufhellen, dachte er.
    Ulf Holtz verließ die Tote und folgte langsam dem Beckenrand. Er achtete genau darauf, wo er hintrat. Seine Schuhe steckten in schwarzen Überzügen. Er verabscheute die hellblauen, unförmigen, die vor langer Zeit in riesigen Mengen gekauft worden waren. Sie schienen nie zur Neige zu gehen, vielleicht kaufte auch jemand nach. Sie raschelten, und das ging ihm auf die Nerven. Außerdem rutschte man leicht in ihnen aus. Er hatte sich stattdessen Überzüge aus schwarzem Wildleder nähen lassen. Entscheidend war, keine eigenen Schuhabdrücke zu hinterlassen, und dazu eignete sich Leder genauso gut. Seine Kollegen von der forensischen Abteilung schüttelten über seine Eigenwilligkeiten den Kopf und spotteten sogar darüber.
    Sein erfahrener Blick suchte nach Ungewöhnlichem, Dingen, die fehl am Platz waren, doch obwohl er um das ganze Becken herumging, fiel ihm nichts Besonderes auf. Ich werde die Runde noch ein paar Mal abgehen müssen, dachte er. Als Ulf Holtz wieder zu der Stelle gelangte, an der das Mädchen lag und zu ihm hochstarrte, hielt er inne. Ohne es zu merken, kratzte er sich wieder die Bartstoppeln.
    Das Gesicht des Mädchens war nur verschwommen zu erkennen, da der Kopf ein paar Zentimeter unter der Wasseroberfläche lag. Ihr Haar erinnerte ihn an Seegras. Dünnes und leichtes Seegras.
    Holtz setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf den Beckenrand, zog die Schuhschoner, seine dunklen Lederschuhe und die Strümpfe aus. Er stellte die Schuhe auf den Rand und legte die Strümpfe ordentlich darauf. Die Überzüge steckte er in die Tasche. Dann krempelte er seine dunkelbraune Cordhose auf, drehte sich um und stieg neben dem Mädchen ins Wasser.
    Es war kalt.
    Die Hose wurde nass.
    Ich hätte sie noch weiter hochkrempeln sollen, dachte er und setzte sich auf den Rand. Nach ein paar Minuten rief er eine der Polizistinnen, die bei der Absperrung standen, zu sich. Sie sieht kräftig aus, dachte er.
    Die Polizistin deutete mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf sich. Er nickte. Schlendernd, fast zögerlich, kam sie auf ihn zu und achtete dabei darauf, auf die Leichtmetallroste zu treten, die Holtz bei seinem Eintreffen ausgelegt hatte. Die Gitter führten von der Absperrung in rechtem Winkel zum Becken. Niemand durfte, solange Holtz das Sagen hatte, innerhalb der Absperrung diesen provisorischen Weg verlassen.
    »Können Sie mir helfen, sie herauszuziehen?«
    »Muss das sein?«
    »Ja, zu zweit geht es leichter, nicht wahr?«, sagte er mit freundlicher, aber unnachgiebiger Stimme.
    Sie antwortete nicht, sondern kletterte auf den Rand und von dort ins Wasser. Bläschen stiegen auf, als sich ihre schwarzen, hohen, gewienerten Stiefel mit dem kalten Wasser füllten.
    »Was soll ich tun?«, fragte sie gleichmütig, aber Holtz konnte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme ausmachen.
    »Wenn Sie ihren Arm und Oberkörper fassen und sie zu sich drehen, während Sie sie herausziehen, dann stütze ich ihren Kopf. So können wir die Leiche auf den Bauch wenden, ohne dass sie irgendwelche Schäden davonträgt. Abgesehen von denen, die bereits vorhanden sind.«
    Ihr Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie es unangenehm fand, die junge Frau im Wasser mit dem Gesicht nach unten zu drehen.
    »Packen Sie an«, sagte Holtz.
    Die Tote drehte sich im Wasser, blieb aber an einem der Scheinwerfer hängen. Holtz musste ein wenig an dem Körper rütteln. Dann fiel der Leichnam platschend auf
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