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249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
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unmöglich erschienen.
    Also waren Aruula und er zunächst nach Gilam’esh’gad aufgebrochen, der Hydritenstadt am Meeresgrund, und danach hatten General Crow und die Jagd nach dem Flächenräumer in der Antarktis über Monate hinweg ihren ganzen Einsatz gefordert.
    Nun aber wollten und mussten sie sich um den verlorenen Sohn kümmern.
    Und waren nur um Stunden zu spät gekommen.
    Jetzt zeugte nur noch der Pilz von Daa’tans Wirken. Ein gigantisches Gewächs, dessen fein verzweigte, unterirdisch wuchernde Myzelien bereits die gesamte Bucht erobert hatten, zum Teil sogar schon in den See wuchsen. Dieses Ding war Daa’tans Verbündeter. Wo es herkam, blieb Matt ein Rätsel. Wie es dem Jungen gelungen war, den Pilz für sich zu nutzen und ihn zu steuern, war ihm dagegen bewusst.
    Daa’tan besaß eine Art… zweiten Vater. Aruula war zur Zeit seiner Zeugung mit einem daa’murischen Pflanzenexperiment infiziert gewesen – einem intelligenten, aber friedlichen Gewächs, das sich selbst GRÜN nannte. Diese vegetative Lebensform hatte sich in den Genen des Embryos eingenistet, was Daa’tans Affinität zu Pflanzen erklärte, und seine schier unglaubliche Macht über sie.
    Ich muss ihn finden, dachte Matt. Er ist – wortwörtlich – die Wurzel dieses Übels, und nur er allein kann das Unheil stoppen.
    Auf dem Flug von Waashton zum Victoriasee hatte sich Matt intensiv mit seinem »Familienproblem« auseinandergesetzt. Dabei war ihm wieder zu Bewusstsein gekommen, dass Daa’tans Menschenverachtung, sein machtorientiertes Handeln und die absolute Negation der Rechte Anderer exakt den Verhaltensmustern der Daa’muren entsprach.
    Das bestärkte ihn in der Vermutung, dass Daa’tans kaputte Psyche nur das Resultat seiner Erziehung und seiner Vorbilder war und seine eigene Wesensart gar nicht zum Tragen kam. Wenn es ihnen also gelänge, Daa’tans unterdrücktes menschliches Ich freizulegen, es ihm vielleicht erst bewusst zu machen, wäre vielleicht eine Heilung möglich.
    Er hatte mit Aruula darüber gesprochen, wie das zu bewerkstelligen war. Ihm einen Vortrag über Gut und Böse zu halten konnte man sich sparen, an sein Gewissen zu appellieren ebenfalls. Daa’tan würde sich auch nicht zwingen lassen, das hatte seine Gefangenschaft im Kerker von Wimereux mehr als deutlich gezeigt. Die Veränderung musste aus ihm selbst kommen.
    Neun Monate Einzelhaft in einer keimfreien Zelle – Daa’tan hatte wahrlich genug Zeit gehabt, um in sich zu gehen und seine Taten zu bereuen. Und was tat er stattdessen? Nutzte die erstbeste Gelegenheit zur Flucht – und holte die Wolkenstadt vom Himmel.
    Nein, wenn man Daa’tan helfen wollte, musste ein anderer Weg beschritten werden! Matt nickte nachdenklich. Es gab ihn, diesen Weg. Er führte hinunter in den Marianengraben. Elftausend Meter unter den Wellen lag Gilam’esh’gad, die uralte Metropole der Hydriten, voll des neu erwachten Lebens, von Quan’rill und Weltenwanderern bewohnt. Meistern, die in der Lage waren, eine verletzte Seele zu heilen.
    Dorthin wollte Matt seinen Sohn bringen. Unter Quart’ols und Gilam’eshs Aufsicht konnte sich Daa’tans Psyche in aller Ruhe, ohne Gewalt, vom zersetzenden Einfluss seiner bösartigen Leitbilder befreien.
    Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, grübelte Matt. Die Daa’muren hatten immerhin sechs Jahre Zeit, um eine Bestie aus ihm zu machen. Und wie gut sie diesen Job erledigt haben, sieht man ja.
    Sein Blick wanderte über die vormals so schöne Landschaft mit ihrem elenden Pilzteppich, der seit dem Absturz der Wolkenstadt glücklicherweise passiv blieb – ein Zeichen dafür, dass Daa’tan nicht in der Nähe war.
    Es beschämte Matt, dass ausgerechnet sein Sohn für all das Leid und die Zerstörung verantwortlich war. Deshalb hatte er die ganze Nacht hindurch geholfen, die Überlebenden zu bergen: um etwas wieder gutzumachen von Daa’tans schändlicher Tat.
    Aber Aruula und er konnten nicht länger bleiben. Ansonsten riskierten sie zu spät zu kommen, um Rulfan zu retten, den Daa’tan in seiner Gewalt hatte – oder es zumindest behauptete. Irgendwo in einem Dorf im Dschungel. Matt hatte nur die Hoffnung, dass es in der Nähe der Stelle lag, wo Victorius den Freund auf dem Weg nach Taraganda abgesetzt hatte. Ansonsten würden sie Rulfan wohl nie finden…
    ***
    »Maddrax!«
    Aruula kam heran, die aufgehende Sonne im Rücken und von einem Kranz aus Licht umgeben. Matt lächelte. Schön sah sie aus, die junge Kriegerin, wild und
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