Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
dachte schon, es wäre was Ernstes.« Er wirkte vergnügt, beinahe jungenhaft. Obwohl seine Worte alles andere als vergnügt waren. »Was mich verändert hat? Die Zeit.« Er sah ihr in die Augen. »Weißt du, ich bin auch nur ein Mensch, und Menschen werden irgendwann müde. Immer nur kämpfen, immer nur unterwegs sein, Streit schlichten, Gefahren durchleben, Leid ertragen – alles im Dienst der guten Sache. Vom Meeresboden bis zu den Sternen.«
    Er hielt inne, dachte einen Moment nach. »Klar, ich bin nicht der Typ für ein Häuschen im Grünen, mit Blumenkästen vor den Fenstern und weißem Lattenzaun. Aber ich möchte auch heimkommen können. Zu Frau und Kind.«
    »Und mit Kind meinst du – Daa’tan?«
    »Wenn er es zulässt: Ja!« Die Barbarin versank in einem Wechselbad der Gefühle. Sollte sie tatsächlich davon träumen dürfen, ihr unstetes Wanderleben aufzugeben? Ein wenigstens halbwegs normales Dasein zu führen? Oder zerbrach das Vorhaben gleich wieder bei Maddrax’ nächster Begegnung mit irgendeiner Lebensform, die in Schwierigkeiten steckte?
    Es war zu fremd, dieses Bild von einem Familienidyll, als dass es Aruula überzeugen konnte. Trotzdem fühlte sie sich gut. Maddrax dachte zumindest darüber nach, zur Ruhe zu kommen. Und wenn sie ihn auch zu gut kannte, als glauben zu können, dass dies schon in Kürze der Fall sein würde: Allein die Aussicht darauf machte die Zukunft schon erlebenswerter.
    Maddrax beugte sich über sie. Zärtlich strich er ihre schwarze Mähne zurück. »Sonst noch Fragen?«
    In diesem Moment gellte frenetisches Lachen zu ihnen herüber. Hämisch, gackernd, wie von einem irren Geist gesteuert. Es kam irgendwo aus dem Dschungel.
    Aruula und Maddrax fuhren auseinander, als hätte sie ein Peitschenhieb getroffen. Die Barbarin griff nach ihrem Schwert, das in Reichweite lag. Maddrax hatte den Driller gezogen, starrte ins Dickicht. Von den Zelten und provisorischen Notunterkünften wehten Stimmen herüber. Aufgeregt, beunruhigt. Wieder erscholl dieses grässliche Lachen.
    Maddrax ließ die Waffe sinken. »Hyänen«, sagte er und verbesserte sich: »Hyeenas. Das sind Hyeenas!«
    Aruula nickte. Sie wusste, dass Hyeenas feige Aasfresser und Gelegenheitsdiebe waren. Sie veranstalten keine Jagd, schon gar nicht auf eine größere Menschenmenge.
    Maddrax streckte die Hand nach ihr aus. »Komm, wir machen den Gleiter startklar.«
    »Mach du das. Ich sorge mich um den Proviant.« Ihre Stimme klang ein bisschen nervös, und das ärgerte sie. Es war der Barbarin nie gelungen, ihre Angst vorm Fliegen ganz abzulegen, auch wenn sie längst ohne Zögern an Bord ging und jede noch so weite Reise klaglos mitmachte. Den Boden verlassen – fliegen – war ein Privileg der Götter, das sie ganz offensichtlich nicht mit den Menschen teilen wollten, denn sonst hätten sie ihnen Flügel geschenkt. Und die Götter verärgern war keine gute Idee, schon gar nicht, wenn man auf ihre Hilfe hoffte.
    Sie blieb stehen und blinzelte in die Sonne über dem Horizont. Der Himmel über Afra war fast wolkenlos – so herrlich blau, so frei von jedem Übel. Aruula gab sich einen Ruck. Schluss mit den düsteren Gedanken. Schluss mit den Zweifeln. Es gab Hoffnung. Und sie wollte daran glauben…
    ***
    Dieselbe gleißende Scheibe der Sonne lugte eine halbe Stunde später über den Kraterrand des Vulkans und kitzelte in Daa’tans Nase. Mit einem Niesen fuhr er aus dem Schlaf hoch.
    Verwünscht – dabei hatte er gerade so gut geträumt! Von Mefjuu’drex, oder Maddrax, wie seine Mutter seinen Erzeuger nannte. Daa’tan hatte ihn mit bloßen Händen erwürgt, und was war das für ein schönes Gefühl gewesen, den Kerl am Boden zu sehen, seinem Todesröcheln zu lauschen, wie es schwächer und schwächer wurde.
    Zu blöd, dass er aufgewacht war! Er blickte zur Seite: Grao schlief noch, lag ausgestreckt am Boden; auf dem Bauch, mit abgespreizten Gliedmaßen. Er schnarchte leise, aber er bewegte sich keinen Millimeter. Daa’tan spürte einen kribbelnden Lachreiz unter der Haut.
    Er sieht aus, als hätte ihn Thgáan von ziemlich weit oben runterknallen lassen, dachte er grinsend.
    Unwillkürlich wanderte sein Blick zum Morgenhimmel. Irgendwo dort zog der Todesrochen seine Bahn, so hoch, dass man ihn nicht mehr ausmachen konnte. Früher war Thgáan in der Stratosphäre stationiert gewesen, um mit seinem Stirnkristall die Kommunikation der Daa’muren zu gewährleisten und die Aktivitäten der Menschen – der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher