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249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
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dabei.
    Er dachte daran, was von seiner Euphorie übrig geblieben war, als sich herumsprach, dass die Studenten Marc Christopher und Archer Floyd einen Kometen entdeckt hatten, der in direktem Kurs auf die Erde zu raste. Und als dann feststand, dass es tatsächlich einen Zusammenprall geben würde – einen verheerenden Zusammenprall! –, da waren die Alles-wird-gut-Reden des echten amerikanischen Präsident irgendwie weit weniger enthusiastisch ausgefallen. Vielleicht hatte das Orchester ja gerade Urlaub, oder seine Kampfpiloten-Uniform war in der Reinigung.
    »Verfluchte Daa’muren!«, wiederholte Matt. Hätten sie ihren angeblichen Kometen, der in Wahrheit ein lebendes kosmisches Wesen namens Wandler war, nicht auf der Erde notgelandet, läge er jetzt vermutlich in einem gemütlichen Bett irgendwo in den Staaten nahe einer Air Base. Sein Haus wäre modern eingerichtet, unauffällig teuer und natürlich mit den neuesten technischen Geräten ausgestattet. Auf dem Weg zum Kühlschrank, der immer einen ordentlichen Vorrat an Budweiser’s enthielt, würde Matt kurz aus dem Fenster sehen, auf die saubere stille Straße, die der Zeitungsjunge soeben mit seinem Mountainbike befuhr und dabei bewundernde Blicke auf Matts hochglanzpolierte Corvette warf.
    Matthew Drax lächelte verklärt, doch da war ein Hauch von Wehmut in seinen Augen. Hätte er inzwischen neu geheiratet? Kinder gezeugt? Ein Junge und zwei Mädchen, oder umgekehrt. Alle hübsch und klug, ohne irgendwelche paranormale Fähigkeiten und keiner künstlich veränderten DNA. Sie würden Freunde mit nach Hause bringen, die genauso normal und amerikanisch waren wie sie selbst. Und vor dem Feuerwerk am Independence Day gäbe es ein Grillfest im Garten, mit saftigen Steaks und Burgern.
    Matt lachte in sich hinein, als er sich Aruula im kurzärmeligen Sommerkleid vorstellte, mit Grillschürze und einer Schüssel Kartoffelsalat. Doch halt – Aruula wäre ja gar nicht da! Sie hatte er erst in dieser postapokalyptischen Zukunftswelt kennen und lieben gelernt.
    Zumindest etwas Positives in all dem Chaos, das ich die letzten neuneinhalb Jahre erlebt habe, dachte er.
    Nochmals halt – da gab es noch einen zweiten Lichtblick. Etwas, das erst durch den Zeitsprung ausgelöst worden war: Er alterte nicht mehr, oder vielmehr extrem langsam. Leider aber hatte diese relative Unsterblichkeit einen dicken Haken.
    Wie er erfahren musste, hielt das Tachyonenfeld, das seit dem Zeitsprung seinen Körper umgab, genau fünfzig Jahre lang. Danach würde sich die Natur unerbittlich zurückholen, was er ihr bis dahin abgetrotzt hatte. In vierzigeinhalb Jahren, dachte er.
    Wieder sah er seine schlafende Geliebte an. Mit ihrer langen wilden Mähne, die noch nie ein Friseur zu bändigen versucht hatte. Mit ihrer Haut, die bis auf einige Narben makellos war, aber nicht zart, weil sie Wind und Wetter ohne die Hilfe teurer Cremes und Peelings trotzen musste. Aruulas Hände waren schlank, doch gezeichnet von der harten Arbeit, die der Überlebenskampf mit sich brachte – und davon, dass sie ein Schwert halten konnten.
    Matt schüttelte leise den Kopf. Nein, die Barbarin passte nicht in seinen amerikanischen Traum. Aruula würde nie im schönen Kleid zum Supermarkt fahren oder den Kindern bei den Hausaufgaben helfen. Ihr Essen zu Thanksgiving hätte keine Ähnlichkeit mit den traditionellen Speisen rings um den Truthahn, und spätestens an Halloween würde Aruula verhaftet; mit etwas Glück nur wegen illegalem Waffenbesitz. Wahrscheinlicher aber wegen gefährlicher Körperverletzung, weil sie einige »Trick or Treat« schreiende »Mutanten« angegriffen hatte, die plötzlich vor der Haustür standen.
    Und doch – ohne Aruula war sein Traum nichts wert. Sie stand bedingungslos zu ihm, war Kamerad und Geliebte zugleich. Sie forderte wenig und gab so viel, kannte keine Heuchelei. Was sie sagte, das meinte sie auch, und was sie nicht sagte, verschwieg sie nur, um ihn zu schützen. Kein Abgrund seiner Seele war zu tief, als dass sie ihn dort nicht finden und wieder herausholen konnte. Zurück ans Licht. Zurück in ihre Arme.
    »Ich liebe dich«, flüsterte Matt. Leise, um sie nicht zu wecken.
    ***
    Lay erwachte aus einer kurzen Bewusstlosigkeit, in die sie vor Erschöpfung gesunken war, und wollte im ersten Moment reflexartig um sich schlagen.
    Gerade noch rechtzeitig wurde sie sich der Gefahr bewusst, abzustürzen, und sie hielt sich an einem der Äste fest.
    Sie steckte immer noch in der Krone
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