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249 - Showdown

249 - Showdown

Titel: 249 - Showdown
Autoren: Stephanie Seidel
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Überleben. Der Mammutbaum auf dem Dorfplatz schien bestens geeignet als leicht zu verteidigender, vorläufiger Rückzugsort. Hier brachten sie sich in Sicherheit.
    Doch nicht lange: Plötzlich wuchsen Pilzfäden den Stamm hinauf, höher und höher, und trieben die Gefährten bis in die Baumkrone. Die Krieger folgten ihnen nicht. Sie standen um den Baum herum und schienen einer Geisterstimme zu lauschen, die niemand außer ihnen hören konnte. Dann ließen sie sich nieder und belagerten den Baum, während das Pilzgeflecht unablässig weiter wuchs, bis es ihn vollständig eingesponnen hatte. Die Zeit verrann. Eine schier endlose Zeit, die Lay und ihre Gefährten an die Grenze ihrer Belastbarkeit führte – und über sie hinaus. Rulfan hatte sich bei dem Kampf eine Rippe gebrochen und begann zu fiebern.
    Tage vergingen; Tage voll brütender Hitze und einer Luftfeuchtigkeit, bei der man sich die schweißnasse Haut vom Leib reißen wollte, um endlich etwas Kühlung zu erlangen. Nächte, in denen die Temperaturen von fünfundvierzig auf sechs Grad fielen und der sonnendurchtränkte Körper elendiglich fror.
    Rulfan litt noch mehr als seine Gefährten. Nicht nur durch seine Verletzung. In der Mittagshitze färbte sich seine empfindliche Albinohaut rot wie ein gekochter Hummer, des Nachts bekam er Schüttelfrost. Aber so er auch zitterte oder schwitzte – er versuchte immer, seiner Lay Mut zu machen. Sie zu trösten, wenn die Angst zu groß wurde. Und der Hunger.
    Man gab ihnen nichts zu essen. Kein Wasser. Lays und Rulfans Lippen wurden spröde, platzten auf. Ihre Kehlen waren so ausgedörrt, dass die beiden nur noch flüstern konnten.
    Die arme Chira ging in ihrer Verzweiflung so weit, dass sie Zarr den Morgentau aus dem Fell leckte – und der Gorilla ließ sie gewähren, trotz seiner Aversion gegen die Lupa. Er war es auch gewesen, der Chira hinauf in den Baum geschleppt hatte, denn allein hätte sie keinen Halt gefunden. Nun machte er sich auf die Suche nach Essbarem im Mikrokosmos des Baums. Pulte hier eine fette Made aus dem Holz, sammelte dort ein paar Käfer ein.
    Zarr hat uns gerettet, dachte Lay, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Armer alter Zarr!
    Am Mittag des zweiten Tages riskierte der Zilverbak einen Ausbruchsversuch – und scheiterte. Doch wenigstens Chira konnte bei dieser Gelegenheit durch eine Lücke im Pilzvorhang fliehen. Sie sprang mit weiten Sätzen ins Unterholz und blieb verschwunden. Für die Dorfbewohner schien sie unwichtig zu sein; sie verfolgten sie nicht. Aber mit Sicherheit war sie immer noch in der Nähe.
    Irgendwann waren die drei Gefährten am Ende ihrer Kräfte. Sie konnten sich kaum noch auf den Ästen halten, begannen zu halluzinieren. Lay, die schon einige Brocken Englisch gelernt hatte und eigentlich ganz gut damit zurecht kam, verstand plötzlich kein Wort mehr von dem, was Rulfan sagte.
    In ihrer Not begannen sie Blätter zu essen, aber natürlich erbrachen sie die nach einer Weile wieder, was sie zusätzlich schwächte.
    Am Abend des dritten Tages kam das Monster.
    Ein riesiges schwarzes Ding, das aussah wie ein Vogel, aber keiner war. Es flog den Himmel entlang, wie sie durch eine Lücke im Pilzdach sehen konnten, schwenkte auf das Dorf ein und landete auf der Baumkrone. Erst hofften sie noch, Hilfe wäre gekommen – aber es waren die Feinde, die für ihr Martyrium verantwortlich waren. Zwei Gestalten saßen auf dem Monstervogel, ein Mensch und ein… ja, was?
    Die zweite, hünenhafte Gestalt hatte die ungefähre Gestalt eines Mannes mit Armen und Beinen, Händen und Füßen. Doch seine Haut war… nun, ähnlich wie die der Fische. Schuppig. In schimmerndem Grünblau.
    So etwas habe ich noch nie gesehen, dachte Lay, als sie sich jetzt erinnerte. Vielleicht war er auch gar nicht da. Ich hatte solchen Hunger, und war so schwach – vielleicht habe ich nur fantasiert!
    Doch das hatte sie nicht. Lay wollte nur nicht wahrhaben, dass dieser böse und kalt wirkende Fremde tatsächlich existierte. Grao, so hatte der andere ihn genannt.
    Er hieß Daa’tan, und Rulfan kannte ihn. Er war hellhäutig, hatte lange schwarze Haare und grüne Augen. Lay schätzte sein Alter auf Anfang bis Mitte dreißig.
    Dieser Daa’tan trug ein prächtiges Schwert an seiner Hüfte – und den Teufel im Herzen! Er musste eine Art Walddämon sein, anders konnte sich Lay nicht erklären, wie er sonst den Baum dazu hätte bringen können, Ranken auszutreiben und die Gefährten damit zu
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