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2355 - Die Ressourcen-Welt

Titel: 2355 - Die Ressourcen-Welt
Autoren: Unbekannt
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zogen Bilder aus der Vergangenheit vor Tajes innerem Auge vorbei. Er war nie einer der Hardliner gewesen, im Gegenteil. Mehrfach hatte er Mordaufträge des Energiekommandos sabotiert. So gesehen war er ein schlechter Agent, und es dokumentierte sich in seinem bescheidenen Rang eines Ma-Pur.
    Hatte er etwas nachzuholen? Nein! Es gab für ihn nichts besser zu machen, als er es damals getan hatte. Das Energiekommando existierte nicht mehr, die Verantwortung lag jetzt ganz allein bei ihm und seinen vier Gefährten.
    Entschlossen steckte er die Waffe weg.
     
    *
     
    In einer der Versorgungsstationen der Fabrik fanden sie eine Schwebeplattform mit integrierter Steuerung. Jere bugsierte sie zu dem Verletzten, dann hievten sie ihn mit Hilfe des Antigravmodus auf die Platte.
    Taje schlug den Weg zu dem Gleiter außerhalb der Fabrik ein. Eine kurze Untersuchung ergab, dass nicht mehr viel zu machen war. Das Fahrzeug war ebenso Schrott wie das andere in den brennenden Hallen. „Vielleicht kann das Wesen aus eigener Kraft um Hilfe rufen", sagte Ameda. „Unsere Medoroboter dürften kaum in der Lage sein, ihm irgendwie zu helfen."
    Taje beobachtete den Insektoiden aufmerksam. Der Kopf lag zwischen den Vorderbeinen, aber irgendwie hatte er den Eindruck, als sei der Fremde bei Bewusstsein. „Freunde, das ist unsere einzige Chance."
    Er selbst stellte sich vor dem Wesen auf, in sicherer Entfernung von den gefährlich aussehenden Vordergliedmaßen. Karoon-Baal deutete auf sich. „Ich bin Taje."
    Danach deutete er auf das Wesen. „Und wer bist du?"
    Ein paar Knacklaute erklangen, die sich anhörten wie brechendes Holz. Ein Rasseln folgte, Taje bildete sich ein, so etwas wie ein Oaaaahcrra zu hören.
    Taje deutete auf die Welt um sich herum. „Das ist Drorah! Wir sind Akonen!" Dann deutete er zum Himmel. „TRAITOR. Es ist ein Verbrechen, was ihr mit uns macht."
    „Oaaaahcrra!"
    „Verstehst du Interkosmo? Warum besetzt ihr unsere Welt? Warum habt ihr Kon-Osar und andere Gebiete abgetrennt? Welches Schicksal erwartet uns?"
    Aus dem Mund des Wesens drang ein Schwall knirschender und knackender Laut. Taje begriff, dass er durchaus kommunikationsbereit war, aber ebenso wenig Interkosmo sprach, wie der Agent und seine Begleiter der Kolonnen-Sprache TraiCom mächtig waren.
    Der Agent verlegte sich stärker.. auf Gebärden- und Zeichensprache. Er fuhr mit den Handflächen vom Boden in die Höhe und zurück, dann nach rechts und links. Der Fremde musste einfach verstehen, dass Taje die Nebelwände damit meinte. „Was ist das? Hilft es uns? Können wir hindurch?"
    Er deutete auf sich und durchbrach mit den Handflächen die Wand. „Oaaaahcrra!", machte das Wesen. Sein Kopf sank tiefer, die Vorderbeine knickten weiter ein.
    Sie kamen so nicht weiter.
    „Wir bringen ihn in unsere Wohnung, wenn wir es überhaupt bis dahin schaffen", schlug Hevror ta Gosz vor. „Also gut", sagte Taje. „Versuchen wir es.
    Es bringt uns aber nicht weiter. Dieses Wesen wird sterben, wenn es nicht bald einen Arzt seines eigenen Volkes findet."
    Er spürte einen Lufthauch von hinten.
    Seine Nackenhärchen richteten sich steil auf. „Gefahr!", zischte er und schnellte sich zur Seite. Er landete auf den Ellenbogen, stieß sich mit den Handflächen ab und zog die Beine an. Ein kräftiger Stoß gegen den Boden ließ ihn ein paar Meter durch die Luft segeln. Noch im Flug spürte er, wie sein Körper schwer wurde. Er konnte sich nicht mehr rühren, sank aber leicht wie eine Feder zu Boden.
    Taje Karoon-Baal wehrte sich mit aller Kraft gegen das, was jetzt zwangsläufig kommen musste. Es half nichts. Er verlor das Bewusstsein
     
    10.
     
    Taje Karoon-Baal erwachte und stellte sich tot. Die Ausbildung als Agent zahlte sich aus. Er spürte, wie die Lähmung nach und nach aus seinen Gliedern wich. Vorsichtig spannte er die Muskeln der Arme an, dann die der Beine, die des Rückens. Möglichst unauffällig sog er Luft in seine Lungen.
    Dann sprang er auf wie von der Feder geschnellt.
    Sie waren allein. Sein Strahler steckte im Holster, auch von der übrigen Ausrüstung fehlte nichts.
    Taje sah sich um. Ihn wunderte es nicht, dass das Insektenwesen nicht mehr da war.
    Jemand hatte es mitgenommen und sogar die gelben Blutspuren beseitigt. Die beiden Hälften des Toten weiter drüben hatten sich ebenfalls in Luft aufgelöst.
    Der Akone kümmerte sich um die Gefährten. Nach und nach erwachten auch sie aus der Bewusstlosigkeit.
    Irgendwie hatte Taje es geahnt. TRAITOR.
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