Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2351 - Die gefallenen Mächtigen

Titel: 2351 - Die gefallenen Mächtigen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ergriff, sprach er ehrerbietig, aber nicht unterwürfig. Er machte deutlich, dass er die Distrikt-Gouverneure von Eudoccia zwar respektierte, ihnen aber nicht die Ehrfurcht entgegenbrachte, mit der man ihnen sonst begegnete. „Die Hohen Mächte sind erfreut, dass sie mit ihrer Einschätzung der Bewohner von Farner Aly und aller anderer Welten, die sie später besiedelt haben, richtig lagen.
    Schon früh haben sie euer Potenzial erkannt. Die Positionierung des Dorns Oquaach in der Umlaufbahn eurer Ursprungswelt hatte von Anfang an den Sinn, euch in dem Weg zu bekräftigen, den ihr von allein eingeschlagen habt. Lange haben sie euch bei eurem Bestreben beobachtet, Eudoccia Frieden, Kultur und Wohlstand zu bringen, ohne Andersdenkende unbotmäßig zu unterjochen. Ihr habt diese Aufgabe hervorragend gemeistert, denn perfekt lässt sie sich nicht bewältigen.
    Nun seid ihr von den Hohen Mächten auserwählt worden, und sieben aus eurer Mitte werden alsbald die QUELLTRÄGER steuern, mächtige Instrumente der Ordnung, die Leben und Intelligenz in diesem Universum verbreiten sollen."
    Sieben, dachte Nuskoginus und sah sich in der Runde der Gouverneure um. Die Verkündung, die Verheißung, ist nun tatsächlich eingetroffen, doch einer von uns ist von diesem höchsten Ziel ausgenommen, von dieser Erfüllung sämtlichen gyshanianischen Strebens. Er hatte diese Zahl für willkürlich gehalten, für eine verbrämte Ausprägung der Legenden, da sie acht waren und schon immer gewesen waren. „Sieben der acht Gouverneure werden zu diesem Zweck von mir auserwählt", bestätigte Srivonne seine Gedanken.
    Wer?, dachte Nuskoginus. Wer muss auf diese Ehre verzichten? Ich, weil ich so müde bin? Weil ich gerade noch überlegt habe, von meinem Amt als Distrikt-Gouverneur zurückzutreten? Hätte sich der Dom Oquaach nicht just in diesem Augenblick manifestiert, hätte ich es den anderen bereits gesagt...
    Oder Kafug, der permanent Widerrede führt? Der Ungestüme, der bereits nach dem Schwert ruft, während die sieben anderen noch auf das Wort setzen?
    Etwa Unscrow, der Dogmatiker, der alles immer wörtlich nimmt? Karrillo, der Gläubige, der die Legenden höher einschätzt als den gesunden Gyshanianverstand? Dumgard, der Praktiker, dem vielleicht der Weitblick fehlt?
    Oder etwa Konferge oder Deltoro, die Blassen, die Stillen, die Zögerlichen, die lieber schweigen und zuhören, als ihre Meinung kundzutun oder gar Entscheidungen zu treffen? „Nur eine Person ist ausgenommen", fuhr der Emissär fort. „Inkendyare."
    Nein, dachte Nuskoginus, nein. Nicht Inkendyare.
     
    *
     
    Wie betäubt saß Nuskoginus da, erfasste die große Freude, die über die sechs anderen Gouverneure kam, verspürte sie ebenfalls, Und er wusste, dass sich auch das Volk von Farner Aly für sie freuen würde.
    Doch dachte in diesem Augenblick wirklich kein anderer an Inkendyare?
    Wie erstarrt kauerte sie am runden Tisch der Gouverneure, während alle außer ihm aufgesprungen waren, Srivonne mit Fragen bedrängten, auf ihn ein- und durcheinander redeten, während sie zu begreifen versuchten, was soeben geschehen war.
    Die Verkündung war eingetreten, die Legenden hatten sich als wahr erwiesen, die Verheißung wartete auf sie.
    Auf sie alle - außer Inkendyare.
    Er sah sie an, beobachtete, wie sie den Kopf abwandte, aus dem Fenster sah, über Farner Aly blickte ... oder ins Leere. Was ging jetzt in ihr vor?
    Warum?, fragte sie sich wahrscheinlich, genau wie er. Verspürte sie große Trauer oder noch größere Verbitterung über diese Zurückweisung - oder beides? Was hatte der Satz des Emissärs in ihr angerichtet?
    Er streckte die Hand nach der ihren aus, wollte nach ihr greifen, sie halten, doch sie stieß sie grob zurück, mit einer Unfreundlichkeit, die er noch nie bei ihr bemerkt hatte.
    Nun erhob er sich ebenfalls. „Nein", sagte er laut, so laut, dass die anderen Gouverneure in ihrem sinnlosen Plappern innehielten. „Nein, nicht Inkendyare, nicht ausgerechnet Inkendyare, die immer die Sanfteste, Freundlichste von uns gewesen ist ..."
    Srivonne sah ihn an. Nuskoginus hätte alles dafür gegeben, hätte er den Blick des Emissärs deuten können. „Es stehen nur sieben QUELLTRÄGER zur Verfügung", sagte das Wesen. „Daran lässt sich nichts ändern. Ihr werdet ungeahnte Macht bekommen, doch ihr werdet nur sieben sein, keine acht."
    „Dann verzichte ich! Ich bin ..." Ich bin so müde, wollte er sagen, allerdings hallten Srivonnes Worte in seinem Verstand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher