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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse
Autoren: Unbekannt
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auf ihm sitzen zu bleiben, wie Danton vielleicht glauben würde, wenn er endlich die Konsequenzen begriff. Wenn er darauf setzte, lag er falsch. Khalumvatt war überall an den Mann zu bringen, wenn man die entsprechenden Kanäle kannte. Er kannte sie, und wo nicht, würde er sie sich schaffen.
    Das Kristallimperium würde ihn mit Kusshand empfangen. Das Blaue System, die tausend Welten der Blues, selbst Terra – die ganze Galaxis streckte gierig die Hände aus. Was waren Trillionen Galax gegen den wertvollsten aller Hyperkristalle?
    Die Zeit arbeitete, und zwar für ihn.
    Wenn er in seinem Schiff saß, würde er keinen Gedanken mehr an LEprachtvoll, an Danton, Gill und alle anderen verschwenden. Sie konnten leben. Er brauchte sie nicht mehr und nichts mehr von ihnen. Er war am Ziel. Was nun noch kam, war für ihn wie aufgezeichnet in einem Protokoll. Er kannte jeden Zug, den sie tun würden – tun konnten.
    Denn er war ihr Zug, die Gesamtsumme aller Optionen, die ihnen noch blieben.
    Noch 42 Minuten ...
     
    *
     
    Solomon G. Gill hatte Roi Danton reden lassen, sich gegen das Unweigerliche aufbäumen und ankämpfen, bis ihm im wahrsten Wortsinn die Puste ausging. Jetzt betrachtete er den Mann, der keine Mittel mehr wusste, keinen Ausweg, keine Hoffnung.
    Der Kämmerer hatte gepokert und gewonnen. Er hatte sich geweigert zu akzeptieren, dass er im gleichen Moment auch verloren hatte. Danton war die Ruhe selbst gewesen, hatte Haltung bewahrt, sich tapfer geschlagen – aber jetzt war er mit seinem Latein am Ende.
    Und nun nickte er ihm zu.
    „Sag es", forderte er den TLD-Agenten auf. „Spuck’s aus, Solomon. Wenn du etwas weißt, dann rede. Spann uns nicht auf die Folter. – Oder kannst du es nicht?"
    Gill schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Kinn auf das große Holo, das immer noch Ostros Gesicht zeigte.
    Dann fuhr er sich wie zufällig über das rechte Ohr.
    Danton nickte wieder, unmerklich.
    Verstand er?
    Alle sahen ihn an. Inez setzte zum Sprechen an, schwieg aber dann. Ihr schien der Spott vergangen zu sein. Sie tat ihm Leid. Ihr „sicheres Gefühl", ihr Gespür, dem sie so vertraute, ließ sie ausgerechnet in diesen kritischen Stunden hängen.
    Ja, vielleicht gab es noch eine Möglichkeit. Gill wusste es selbst nicht. Es gab zu viele Unbekannte, unkalkulierbare Risikofaktoren.
    Er glaubte zu wissen, was geschehen war. Dieser Plophoser, D. Manning Ostro, hatte auf nicht ergründbare Weise die Positroniken von LEprachtvoll infiltriert und übernommen. Er besaß aller Wahrscheinlichkeit nach sämtliches Wissen des Rechners, alle Informationen und Daten oder konnte zumindest sofort darauf zugreifen. Davon mussten sie ausgehen.
    Neuralgischer Punkt dieses Machtinstruments war die Frage des Umfangs: Bis zu welchem Grad konnte ein Mensch ein derart ausgefeiltes, weitreichendes Netzwerk beherrschen? Er hatte zwar die Macht, doch gab es Grenzen für ihren Einsatz, oder nicht?
    Irgendwann, dachte Gill, hatte so etwas passieren müssen. Er hatte sich auf der TLD-Akademie mit Informatik, Robotik und Kybernetik befasst und sich zahlreiche Grade in theoretischer Intrusion, in Kodieren, Kryptografie und Programmieren erworben.
    Er wusste, welches Potenzial die modernen Rechengehirne boten. Es war ein Wunder, dass ein Mensch wie dieser Plophoser bis jetzt noch nicht auf den Plan getreten war. Die Möglichkeiten existierten, standen jedem offen, der reich, einflussreich und vor allem verrückt genug war, sich ihrer zu bedienen.
    Hemmend ausgewirkt hatte sich hier die historische Erblast der Dunklen Jahrhunderte: Seit der unseligen Cantaro-Herrschaft war hierzu eines der großen Tabus der Menschheit erwachsen. Sie, alle galaktischen Völker, waren gebrandmarkt. Die Verschmelzung von organischen Wesen und kybernetischen Modulen und deren fantastische Möglichkeiten waren zu einer neuen Urangst der Menschen geworden; ein moderner Golem.
    Hier hatten sie den Beweis dafür, dass diese Angst, die Furcht vor einem positronischen Monster, durchaus berechtigt war.
    „Die Zentralpositronik", sagte Gill langsam. Er musste sich jedes Wort genau überlegen. Jedes Wort war Information, jede Information eine mögliche Warnung für den Killer. „Hat er gewusst, dass es den Börsen-Schatz gar nicht gab?"
    „Nein", sagte Danton.
    Das war gut.
    „Natürlich", schränkte Danton ein, „wäre ohne ihn der Bluff gar nicht machbar gewesen. Ursprünglich war der Rechner also sehr wohl involviert.
    Das musste er auch, um die falschen
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